seiner Vermengung fort) waren bei den alten Sachsen Knechte, die noch ein Drittel Eigenthum besaßen und daher Kontrakte schließen konnten. --
"Eine Zitazion dazu!" sagte der Pfalzgraf.
"Möser", versezte Walt.
"Sehr wohl -- antwortete der Fiskal spät und rükte die Pfeife in die Ecke des formlosen Mundes, der nur einer aufgeschlizten Wunde glich, die man ihm ins Siberien des Lebens mit gegeben -- sehr wohl! Aber lytae sind sehr verschieden von li¬ tonibus; lytae sind die jungen Juristen, die zu Justinianus Zeiten im vierten Jahre ihres Kur¬ ses den Rest der Pandekten absolvierten*); und die Antwort war eine Ignoranz."
Gottwalt antwortete gutmüthig: wahrhaf¬ tig, das hab' ich nicht gewust.
"So wird man wohl auch nicht wissen, was auf den Strümpfen, die der Kaiser bei der Krö¬ nung in Frankfurt anhat, steht?" -- Ein Zwik¬ kel, Gottwalt, souflirte hinter ihm Goldine. "Natürlich, fuhr Knol fort; H. Tychsen hat es uns folgender Gestalt ins Deutsche übersezt aus
*)Heinecc. hist. jur. civ. stud. Ritter. L. I. § 393.
ſeiner Vermengung fort) waren bei den alten Sachſen Knechte, die noch ein Drittel Eigenthum beſaßen und daher Kontrakte ſchließen konnten. —
„Eine Zitazion dazu!“ ſagte der Pfalzgraf.
„Moͤſer“, verſezte Walt.
„Sehr wohl — antwortete der Fiſkal ſpaͤt und ruͤkte die Pfeife in die Ecke des formloſen Mundes, der nur einer aufgeſchlizten Wunde glich, die man ihm ins Siberien des Lebens mit gegeben — ſehr wohl! Aber lytae ſind ſehr verſchieden von li¬ tonibus; lytæ ſind die jungen Juriſten, die zu Juſtinianus Zeiten im vierten Jahre ihres Kur¬ ſes den Reſt der Pandekten abſolvierten*); und die Antwort war eine Ignoranz.“
Gottwalt antwortete gutmuͤthig: wahrhaf¬ tig, das hab' ich nicht gewuſt.
„So wird man wohl auch nicht wiſſen, was auf den Struͤmpfen, die der Kaiſer bei der Kroͤ¬ nung in Frankfurt anhat, ſteht?“ — Ein Zwik¬ kel, Gottwalt, ſouflirte hinter ihm Goldine. „Natuͤrlich, fuhr Knol fort; H. Tychſen hat es uns folgender Geſtalt ins Deutſche uͤberſezt aus
*)Heinecc. hist. jur. civ. stud. Ritter. L. I. § 393.
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[94/0104]
ſeiner Vermengung fort) waren bei den alten
Sachſen Knechte, die noch ein Drittel Eigenthum
beſaßen und daher Kontrakte ſchließen konnten. —
„Eine Zitazion dazu!“ ſagte der Pfalzgraf.
„Moͤſer“, verſezte Walt.
„Sehr wohl — antwortete der Fiſkal ſpaͤt und
ruͤkte die Pfeife in die Ecke des formloſen Mundes,
der nur einer aufgeſchlizten Wunde glich, die man
ihm ins Siberien des Lebens mit gegeben — ſehr
wohl! Aber lytae ſind ſehr verſchieden von li¬
tonibus; lytæ ſind die jungen Juriſten, die zu
Juſtinianus Zeiten im vierten Jahre ihres Kur¬
ſes den Reſt der Pandekten abſolvierten *); und
die Antwort war eine Ignoranz.“
Gottwalt antwortete gutmuͤthig: wahrhaf¬
tig, das hab' ich nicht gewuſt.
„So wird man wohl auch nicht wiſſen, was
auf den Struͤmpfen, die der Kaiſer bei der Kroͤ¬
nung in Frankfurt anhat, ſteht?“ — Ein Zwik¬
kel, Gottwalt, ſouflirte hinter ihm Goldine.
„Natuͤrlich, fuhr Knol fort; H. Tychſen hat es
uns folgender Geſtalt ins Deutſche uͤberſezt aus
*) Heinecc. hist. jur. civ. stud. Ritter. L. I. § 393.
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/104>, abgerufen am 16.02.2025.
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