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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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das Männermark -- die Reisebräune -- die
Augenflammen -- das volle Leben: was fehlt
mir? Was dir fehlet -- etwas zu leben. No¬
tar, ich bin nicht sehr bei Geld."

"Desto besser -- versezte Walt so gleichgül¬
tig, als kenn' er das Schöpfrad aller Virtuo¬
sen ganz gut, das sich immer zu füllen und zu
leeren, eigentlich aber nur durch beides umzu¬
schwingen sucht -- ich habe auch nichts, doch
haben wir beide die Erbschaft". . . Er woll¬
te noch etwas freigebiges sagen, aber Vult un¬
terfuhr ihn: "ich wollte vorhin nur andeuten,
Freund, daß ich mithin in Ewigkeit nie mich in
verlorner Sohnes-Gestalt vor die Mutter stelle,
-- und vollends vor den Vater! -- Freilich
könnt' ich mit einer langen Stange von Gold
in die Hausthüre einschreiten! -- -- Bei Gott,
ich wollte sie oft beschenken -- ich nahm einmal
absichtlich Extrapost, um ihnen eine erklekliche
Spiel-Summe (nicht auf der Flöte, sondern
auf der Karte erspielt) zugleich mit meiner Person
schneller zu überreichen; leider aber zehr' ichs
gerade durch die Schnelle selber auf und muß

Flegeljahre I. Bd. II.

das Maͤnnermark — die Reiſebraͤune — die
Augenflammen — das volle Leben: was fehlt
mir? Was dir fehlet — etwas zu leben. No¬
tar, ich bin nicht ſehr bei Geld.“

„Deſto beſſer — verſezte Walt ſo gleichguͤl¬
tig, als kenn' er das Schoͤpfrad aller Virtuo¬
ſen ganz gut, das ſich immer zu fuͤllen und zu
leeren, eigentlich aber nur durch beides umzu¬
ſchwingen ſucht — ich habe auch nichts, doch
haben wir beide die Erbſchaft“. . . Er woll¬
te noch etwas freigebiges ſagen, aber Vult un¬
terfuhr ihn: „ich wollte vorhin nur andeuten,
Freund, daß ich mithin in Ewigkeit nie mich in
verlorner Sohnes-Geſtalt vor die Mutter ſtelle,
— und vollends vor den Vater! — Freilich
koͤnnt' ich mit einer langen Stange von Gold
in die Hausthuͤre einſchreiten! — — Bei Gott,
ich wollte ſie oft beſchenken — ich nahm einmal
abſichtlich Extrapoſt, um ihnen eine erklekliche
Spiel-Summe (nicht auf der Floͤte, ſondern
auf der Karte erſpielt) zugleich mit meiner Perſon
ſchneller zu uͤberreichen; leider aber zehr' ichs
gerade durch die Schnelle ſelber auf und muß

Flegeljahre I. Bd. II.
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[161/0171] das Maͤnnermark — die Reiſebraͤune — die Augenflammen — das volle Leben: was fehlt mir? Was dir fehlet — etwas zu leben. No¬ tar, ich bin nicht ſehr bei Geld.“ „Deſto beſſer — verſezte Walt ſo gleichguͤl¬ tig, als kenn' er das Schoͤpfrad aller Virtuo¬ ſen ganz gut, das ſich immer zu fuͤllen und zu leeren, eigentlich aber nur durch beides umzu¬ ſchwingen ſucht — ich habe auch nichts, doch haben wir beide die Erbſchaft“. . . Er woll¬ te noch etwas freigebiges ſagen, aber Vult un¬ terfuhr ihn: „ich wollte vorhin nur andeuten, Freund, daß ich mithin in Ewigkeit nie mich in verlorner Sohnes-Geſtalt vor die Mutter ſtelle, — und vollends vor den Vater! — Freilich koͤnnt' ich mit einer langen Stange von Gold in die Hausthuͤre einſchreiten! — — Bei Gott, ich wollte ſie oft beſchenken — ich nahm einmal abſichtlich Extrapoſt, um ihnen eine erklekliche Spiel-Summe (nicht auf der Floͤte, ſondern auf der Karte erſpielt) zugleich mit meiner Perſon ſchneller zu uͤberreichen; leider aber zehr' ichs gerade durch die Schnelle ſelber auf und muß Flegeljahre I. Bd. II.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/171>, abgerufen am 26.11.2024.