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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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weil er fürstlich schlief -- und nur am Tage ein
Linker, weil Tisch und Ofen geadelt waren. Es
war seinen Söhnen nichts seltenes, daß er Sonn¬
tags vor dem AbendEssen, wenn er viel gedacht
hatte, mehrmals heiter und hastig den Kopf
schüttelte und dabei murmelte: mein Haus ist
einem redlichen Iktus *), sag' ich, ordentlich wie
auf den Leib gemacht -- ein jeder anderer Mann
würde die besten importantesten Gerechtsame und
Territorine darinn verschleudern, weil er gar
nicht der Mann dazu wäre -- denn er wäre in
der Sache gar nicht zu Hause -- und ich alter
verständiger Iktus soll heraus, solls losschlagen,
höre Vronel? -- Erst nach langer Zeit antwor¬
tete er sich selber: "nun und nimmermehr", oh¬
ne die Antwort Veronika's, seiner Frau, zu hören.

Freilich wenn er sich täglich gegen seine Glau¬
biger mehr in die Zitadelle seines Hauses zurükzog
und ihnen dabei wie andere Kommendanten die
Vorstädte, nämlich das Feld, d. h. die Felder
räumte und so gut er konnte, mit dem Hause zu¬
gleich seinen Schulzenposten, den Spielraum sei¬
ner Kenntnisse, zu versteigern aufschob, statt sol¬

*) Juristen.

weil er fuͤrſtlich ſchlief — und nur am Tage ein
Linker, weil Tiſch und Ofen geadelt waren. Es
war ſeinen Soͤhnen nichts ſeltenes, daß er Sonn¬
tags vor dem AbendEſſen, wenn er viel gedacht
hatte, mehrmals heiter und haſtig den Kopf
ſchuͤttelte und dabei murmelte: mein Haus iſt
einem redlichen Iktus *), ſag' ich, ordentlich wie
auf den Leib gemacht — ein jeder anderer Mann
wuͤrde die beſten importanteſten Gerechtſame und
Territorine darinn verſchleudern, weil er gar
nicht der Mann dazu waͤre — denn er waͤre in
der Sache gar nicht zu Hauſe — und ich alter
verſtaͤndiger Iktus ſoll heraus, ſolls losſchlagen,
hoͤre Vronel? — Erſt nach langer Zeit antwor¬
tete er ſich ſelber: „nun und nimmermehr“, oh¬
ne die Antwort Veronika's, ſeiner Frau, zu hoͤren.

Freilich wenn er ſich taͤglich gegen ſeine Glau¬
biger mehr in die Zitadelle ſeines Hauſes zuruͤkzog
und ihnen dabei wie andere Kommendanten die
Vorſtaͤdte, naͤmlich das Feld, d. h. die Felder
raͤumte und ſo gut er konnte, mit dem Hauſe zu¬
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[57/0067] weil er fuͤrſtlich ſchlief — und nur am Tage ein Linker, weil Tiſch und Ofen geadelt waren. Es war ſeinen Soͤhnen nichts ſeltenes, daß er Sonn¬ tags vor dem AbendEſſen, wenn er viel gedacht hatte, mehrmals heiter und haſtig den Kopf ſchuͤttelte und dabei murmelte: mein Haus iſt einem redlichen Iktus *), ſag' ich, ordentlich wie auf den Leib gemacht — ein jeder anderer Mann wuͤrde die beſten importanteſten Gerechtſame und Territorine darinn verſchleudern, weil er gar nicht der Mann dazu waͤre — denn er waͤre in der Sache gar nicht zu Hauſe — und ich alter verſtaͤndiger Iktus ſoll heraus, ſolls losſchlagen, hoͤre Vronel? — Erſt nach langer Zeit antwor¬ tete er ſich ſelber: „nun und nimmermehr“, oh¬ ne die Antwort Veronika's, ſeiner Frau, zu hoͤren. Freilich wenn er ſich taͤglich gegen ſeine Glau¬ biger mehr in die Zitadelle ſeines Hauſes zuruͤkzog und ihnen dabei wie andere Kommendanten die Vorſtaͤdte, naͤmlich das Feld, d. h. die Felder raͤumte und ſo gut er konnte, mit dem Hauſe zu¬ gleich ſeinen Schulzenpoſten, den Spielraum ſei¬ ner Kenntniſſe, zu verſteigern aufſchob, ſtatt ſol¬ *) Juriſten.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/67>, abgerufen am 21.11.2024.