Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.Schomaker nahm sich seines Lieblings so sehr Da nun der Kandidat selber nichts geworden Flegeljahre I. Bd. 5
Schomaker nahm ſich ſeines Lieblings ſo ſehr Da nun der Kandidat ſelber nichts geworden Flegeljahre I. Bd. 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0075" n="65"/> <p>Schomaker nahm ſich ſeines Lieblings ſo ſehr<lb/> an, daß er eines Abends vor dem <hi rendition="#g">Gerichts¬<lb/> mann</hi> — „ſo hoͤr' ich mich lieber nennen als<lb/> Schulz“ ſagte Lukas — frei erklaͤrte, er glaubte,<lb/> im geiſtlichen Stande komme man beſſer fort,<lb/> beſonders zarte Naturelle.</p><lb/> <p>Da nun der Kandidat ſelber nichts geworden<lb/> war, als ſein eignes <hi rendition="#aq">Minus</hi> und ſeine eigne Va¬<lb/> kanzſtelle, ſo beantwortete der Gerichtsmann die<lb/> Rede blos mit einem hoͤflichen Gemurmel und<lb/> fuͤhrte nur ſeine ſchimliche Geſchichte wieder auf,<lb/> daß einmal ein juriſtiſcher Profeſſor ſeine Studen¬<lb/> ten ſo angeredet habe: „meine Hochzuverehrende<lb/> „Herren Juſtizminiſter, geheime Kabinetsraͤthe,<lb/> „wirkliche Geheime Raͤthe, Praͤſidenten, Finanz-<lb/> „Staats- und andere Raͤthe und Syndikus,<lb/> „denn man weis ja noch nicht, was aus Ihnen<lb/> „allen wird!“ Er fuͤhrte noch an, im Preuſſi¬<lb/> ſchen werde die Stunde eines Advokaten auf 45<lb/> Kreuzer von den Geſezen ſelber taxirt und bat,<lb/> man ſolle das nur einmal fuͤr ein Jahr ausſchla¬<lb/> gen — ferner einem rechten Juriſten komme der<lb/> Teufel ſelber nicht bei und er wolle eben ſo gut<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Flegeljahre <hi rendition="#aq">I</hi>. Bd. 5<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [65/0075]
Schomaker nahm ſich ſeines Lieblings ſo ſehr
an, daß er eines Abends vor dem Gerichts¬
mann — „ſo hoͤr' ich mich lieber nennen als
Schulz“ ſagte Lukas — frei erklaͤrte, er glaubte,
im geiſtlichen Stande komme man beſſer fort,
beſonders zarte Naturelle.
Da nun der Kandidat ſelber nichts geworden
war, als ſein eignes Minus und ſeine eigne Va¬
kanzſtelle, ſo beantwortete der Gerichtsmann die
Rede blos mit einem hoͤflichen Gemurmel und
fuͤhrte nur ſeine ſchimliche Geſchichte wieder auf,
daß einmal ein juriſtiſcher Profeſſor ſeine Studen¬
ten ſo angeredet habe: „meine Hochzuverehrende
„Herren Juſtizminiſter, geheime Kabinetsraͤthe,
„wirkliche Geheime Raͤthe, Praͤſidenten, Finanz-
„Staats- und andere Raͤthe und Syndikus,
„denn man weis ja noch nicht, was aus Ihnen
„allen wird!“ Er fuͤhrte noch an, im Preuſſi¬
ſchen werde die Stunde eines Advokaten auf 45
Kreuzer von den Geſezen ſelber taxirt und bat,
man ſolle das nur einmal fuͤr ein Jahr ausſchla¬
gen — ferner einem rechten Juriſten komme der
Teufel ſelber nicht bei und er wolle eben ſo gut
Flegeljahre I. Bd. 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |