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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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eine Linnäische Blumenuhr ans Gras; stehendes
zeigte auf 4 Uhr Morgens -- liegendes auf 5
bis 7 -- zusammen geharkte Ameishaufen daraus
auf 10 Uhr -- Hügel aus Heu auf 3 -- Berge
auf den Abend. Aber er sah auf dieses Ziffer¬
blatt der ArbeitsIdylle an diesem Tage zum er¬
stenmal, so sehr hatten bisher die langen Fusrei¬
sen das übersättigte Auge blind gemacht.

Eben da der Hügel in dieser Sanduhr am
höchsten anlief: so zogen sich die Kirsch- und
Apfelbäume wie die AbendSchatten lang dahin
-- runde grüne Obstfolgen wurden häufiger --
in einem Thale lief schon als dunkle Linie das
Bächlein, das durch Elterlein hüpft -- vor ihm
grünte auf einem Hügel von der Abendsonne gol¬
den durchschlagen das runde dünne FichtenGe¬
hölz, woraus die Bretter seiner Wiege geschnitten
waren, und worinn man oben gerade in das
Dorf hinunter sah.

Er lief ins Gehölz und dessen schwimmendes
SonnenGold hinein, für ihn eine KinderAurora.
Izt schlug die wohlbekannte kleinliche Dorfglocke
aus, und der Stundenton fuhr so tief in die

eine Linnaͤiſche Blumenuhr ans Gras; ſtehendes
zeigte auf 4 Uhr Morgens — liegendes auf 5
bis 7 — zuſammen geharkte Ameishaufen daraus
auf 10 Uhr — Huͤgel aus Heu auf 3 — Berge
auf den Abend. Aber er ſah auf dieſes Ziffer¬
blatt der ArbeitsIdylle an dieſem Tage zum er¬
ſtenmal, ſo ſehr hatten bisher die langen Fusrei¬
ſen das uͤberſaͤttigte Auge blind gemacht.

Eben da der Huͤgel in dieſer Sanduhr am
hoͤchſten anlief: ſo zogen ſich die Kirſch- und
Apfelbaͤume wie die AbendSchatten lang dahin
— runde gruͤne Obſtfolgen wurden haͤufiger —
in einem Thale lief ſchon als dunkle Linie das
Baͤchlein, das durch Elterlein huͤpft — vor ihm
gruͤnte auf einem Huͤgel von der Abendſonne gol¬
den durchſchlagen das runde duͤnne FichtenGe¬
hoͤlz, woraus die Bretter ſeiner Wiege geſchnitten
waren, und worinn man oben gerade in das
Dorf hinunter ſah.

Er lief ins Gehoͤlz und deſſen ſchwimmendes
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[78/0088] eine Linnaͤiſche Blumenuhr ans Gras; ſtehendes zeigte auf 4 Uhr Morgens — liegendes auf 5 bis 7 — zuſammen geharkte Ameishaufen daraus auf 10 Uhr — Huͤgel aus Heu auf 3 — Berge auf den Abend. Aber er ſah auf dieſes Ziffer¬ blatt der ArbeitsIdylle an dieſem Tage zum er¬ ſtenmal, ſo ſehr hatten bisher die langen Fusrei¬ ſen das uͤberſaͤttigte Auge blind gemacht. Eben da der Huͤgel in dieſer Sanduhr am hoͤchſten anlief: ſo zogen ſich die Kirſch- und Apfelbaͤume wie die AbendSchatten lang dahin — runde gruͤne Obſtfolgen wurden haͤufiger — in einem Thale lief ſchon als dunkle Linie das Baͤchlein, das durch Elterlein huͤpft — vor ihm gruͤnte auf einem Huͤgel von der Abendſonne gol¬ den durchſchlagen das runde duͤnne FichtenGe¬ hoͤlz, woraus die Bretter ſeiner Wiege geſchnitten waren, und worinn man oben gerade in das Dorf hinunter ſah. Er lief ins Gehoͤlz und deſſen ſchwimmendes SonnenGold hinein, fuͤr ihn eine KinderAurora. Izt ſchlug die wohlbekannte kleinliche Dorfglocke aus, und der Stundenton fuhr ſo tief in die

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/88>, abgerufen am 21.11.2024.