Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.lings-Eindruck festhielten -- und weil man den Wie eine Luna gieng das Adagio nach dem lings-Eindruck feſthielten — und weil man den Wie eine Luna gieng das Adagio nach dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="109"/> lings-Eindruck feſthielten — und weil man den<lb/> Weibern, die von nichts ſo leicht taub wuͤrden,<lb/> als von langer Muſik, das Beſte geben muͤſte,<lb/> wenn ſie noch hoͤrten.</p><lb/> <p>Wie eine Luna gieng das Adagio nach dem<lb/> vorigen Titan auf — die Mondnacht der Floͤ¬<lb/> te zeigte eine blaſſe ſchimmernde Welt, die beglei¬<lb/> tende Muſik zog den Mondregenbogen darein.<lb/> Walt ließ auf ſeinen Augen die Tropfen ſtehen,<lb/> die ihm etwas von der Nacht des Blinden mit¬<lb/> theilten. Er hoͤrte das Toͤnen — dieſes ewige<lb/> Sterben — gar nicht mehr aus der Naͤhe, ſon¬<lb/> dern aus der Ferne kommen, und der Herrnhuti¬<lb/> ſche Gottesacker mit ſeinen Abend-Klaͤngen lag<lb/> vor ihm in ferner Abendroͤthe. Als er das Auge<lb/> trocken und hell machte: fiel es auf die gluͤhen¬<lb/> den Streifen, welche die ſinkende Sonne in die<lb/> Bogen der Saalfenſter zog; — und es war ihm,<lb/> als ſeh' er die Sonne auf fernen Gebuͤrgen ſte¬<lb/> hen — und das alte Heimweh in der Menſchen¬<lb/> bruſt vernahm von vaterlaͤndiſchen Alpen ein<lb/> altes Toͤnen und Rufen und weinend flog<lb/> der Menſch durch heiteres Blau den duften¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0117]
lings-Eindruck feſthielten — und weil man den
Weibern, die von nichts ſo leicht taub wuͤrden,
als von langer Muſik, das Beſte geben muͤſte,
wenn ſie noch hoͤrten.
Wie eine Luna gieng das Adagio nach dem
vorigen Titan auf — die Mondnacht der Floͤ¬
te zeigte eine blaſſe ſchimmernde Welt, die beglei¬
tende Muſik zog den Mondregenbogen darein.
Walt ließ auf ſeinen Augen die Tropfen ſtehen,
die ihm etwas von der Nacht des Blinden mit¬
theilten. Er hoͤrte das Toͤnen — dieſes ewige
Sterben — gar nicht mehr aus der Naͤhe, ſon¬
dern aus der Ferne kommen, und der Herrnhuti¬
ſche Gottesacker mit ſeinen Abend-Klaͤngen lag
vor ihm in ferner Abendroͤthe. Als er das Auge
trocken und hell machte: fiel es auf die gluͤhen¬
den Streifen, welche die ſinkende Sonne in die
Bogen der Saalfenſter zog; — und es war ihm,
als ſeh' er die Sonne auf fernen Gebuͤrgen ſte¬
hen — und das alte Heimweh in der Menſchen¬
bruſt vernahm von vaterlaͤndiſchen Alpen ein
altes Toͤnen und Rufen und weinend flog
der Menſch durch heiteres Blau den duften¬
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/117>, abgerufen am 22.07.2024. |