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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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man will doch etwas sagen im Saal, wenn
nicht etwas tanzen. (Denn in kleinen Städtgen ist
ein Konzert ein Ball, und keine Musik ohne Sphä¬
rentanz himmlischer Körper.) Dahero sollte das
Pfeifen und Geigen mehr Nebensache sein, und
wie das Klingeln der Mühle, nur eintreten, wenn
zwei Steine oder Köpfe nichts mehr klein zu
machen
haben. Aber gerade umgekehrt deh¬
nen -- muß ich klagen, so gern ich auch aller¬
dings einige Musik in jedem Konzerte verstatte,
wie Glocken und Kirchenmusik, vorher, eh Kan¬
zeln bestiegen werden -- sich die Spielzeiten weit
über die Sprechzeiten hinaus und mancher sizt
da und wird taub und darauf stumm, indeß es
doch durch nichts leichter wäre als durch Musi¬
ziren, Menschen, so wie Kanarienvögel, zum
Sprechen zu reizen, wie sie daher nie länger und
lauter reden, als unter Tafelmusiken. -- Nimmt
man vollends die Sache auf der wichtigern Sei¬
te, wo es darauf ankommt, daß Menschen im
Konzert etwas genießen, es sei Bier oder Thee
oder Kuchen: so muß man, wenn man erfährt,
daß das Musiziren länger dauert als das Trin¬

man will doch etwas ſagen im Saal, wenn
nicht etwas tanzen. (Denn in kleinen Staͤdtgen iſt
ein Konzert ein Ball, und keine Muſik ohne Sphaͤ¬
rentanz himmliſcher Koͤrper.) Dahero ſollte das
Pfeifen und Geigen mehr Nebenſache ſein, und
wie das Klingeln der Muͤhle, nur eintreten, wenn
zwei Steine oder Koͤpfe nichts mehr klein zu
machen
haben. Aber gerade umgekehrt deh¬
nen — muß ich klagen, ſo gern ich auch aller¬
dings einige Muſik in jedem Konzerte verſtatte,
wie Glocken und Kirchenmuſik, vorher, eh Kan¬
zeln beſtiegen werden — ſich die Spielzeiten weit
uͤber die Sprechzeiten hinaus und mancher ſizt
da und wird taub und darauf ſtumm, indeß es
doch durch nichts leichter waͤre als durch Muſi¬
ziren, Menſchen, ſo wie Kanarienvoͤgel, zum
Sprechen zu reizen, wie ſie daher nie laͤnger und
lauter reden, als unter Tafelmuſiken. — Nimmt
man vollends die Sache auf der wichtigern Sei¬
te, wo es darauf ankommt, daß Menſchen im
Konzert etwas genießen, es ſei Bier oder Thee
oder Kuchen: ſo muß man, wenn man erfaͤhrt,
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[114/0122] man will doch etwas ſagen im Saal, wenn nicht etwas tanzen. (Denn in kleinen Staͤdtgen iſt ein Konzert ein Ball, und keine Muſik ohne Sphaͤ¬ rentanz himmliſcher Koͤrper.) Dahero ſollte das Pfeifen und Geigen mehr Nebenſache ſein, und wie das Klingeln der Muͤhle, nur eintreten, wenn zwei Steine oder Koͤpfe nichts mehr klein zu machen haben. Aber gerade umgekehrt deh¬ nen — muß ich klagen, ſo gern ich auch aller¬ dings einige Muſik in jedem Konzerte verſtatte, wie Glocken und Kirchenmuſik, vorher, eh Kan¬ zeln beſtiegen werden — ſich die Spielzeiten weit uͤber die Sprechzeiten hinaus und mancher ſizt da und wird taub und darauf ſtumm, indeß es doch durch nichts leichter waͤre als durch Muſi¬ ziren, Menſchen, ſo wie Kanarienvoͤgel, zum Sprechen zu reizen, wie ſie daher nie laͤnger und lauter reden, als unter Tafelmuſiken. — Nimmt man vollends die Sache auf der wichtigern Sei¬ te, wo es darauf ankommt, daß Menſchen im Konzert etwas genießen, es ſei Bier oder Thee oder Kuchen: ſo muß man, wenn man erfaͤhrt, daß das Muſiziren laͤnger dauert als das Trin¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/122>, abgerufen am 24.11.2024.