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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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voll Güte. Aber beides allein war ihm ein gei¬
stiges All. Das männliche Geschlecht will den
Stern der Liebe gerade wie die Venus am Him¬
mel, anfangs als träumrischen Hesperus oder
Abendstern finden, der die Welt der Träume und
Dämmerungen voll Blüthen und Nachtigallen
ansagt, -- später hingegen als den Morgenstern,
der die Helle und Kraft des Tags verkündiget;
und es ist zu vereinigen, da beide Sterne Einer
sind, nur durch die Zeit der Erscheinung ver¬
schieden.

Obgleich Walt die andere Mädgen jezt in
sein Auge einlassen muste, so warf er doch ein
mildes auf sie; alle wurden Winas Schwestern
oder Stiefschwestern und diese untergegangene
Sonne bekleidete jede Luna -- jede Zeres -- Pal¬
las -- Venus mit lieblichem Licht, desgleichen
andere Menschen, nämlich die männlichen, den
Mars, den Jupiter, den Merkur, -- und sehr
den Saturn mit zwei Ringen, den Grafen.

Dieser war Walten plözlich näher gezogen
-- als sei der Freundschafts-Bund schon münd¬
lich beschworen; -- aber Wina ihm ferner ent¬

voll Guͤte. Aber beides allein war ihm ein gei¬
ſtiges All. Das maͤnnliche Geſchlecht will den
Stern der Liebe gerade wie die Venus am Him¬
mel, anfangs als traͤumriſchen Heſperus oder
Abendſtern finden, der die Welt der Traͤume und
Daͤmmerungen voll Bluͤthen und Nachtigallen
anſagt, — ſpaͤter hingegen als den Morgenſtern,
der die Helle und Kraft des Tags verkuͤndiget;
und es iſt zu vereinigen, da beide Sterne Einer
ſind, nur durch die Zeit der Erſcheinung ver¬
ſchieden.

Obgleich Walt die andere Maͤdgen jezt in
ſein Auge einlaſſen muſte, ſo warf er doch ein
mildes auf ſie; alle wurden Winas Schweſtern
oder Stiefſchweſtern und dieſe untergegangene
Sonne bekleidete jede Luna — jede Zeres — Pal¬
las — Venus mit lieblichem Licht, desgleichen
andere Menſchen, naͤmlich die maͤnnlichen, den
Mars, den Jupiter, den Merkur, — und ſehr
den Saturn mit zwei Ringen, den Grafen.

Dieſer war Walten ploͤzlich naͤher gezogen
— als ſei der Freundſchafts-Bund ſchon muͤnd¬
lich beſchworen; — aber Wina ihm ferner ent¬

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[118/0126] voll Guͤte. Aber beides allein war ihm ein gei¬ ſtiges All. Das maͤnnliche Geſchlecht will den Stern der Liebe gerade wie die Venus am Him¬ mel, anfangs als traͤumriſchen Heſperus oder Abendſtern finden, der die Welt der Traͤume und Daͤmmerungen voll Bluͤthen und Nachtigallen anſagt, — ſpaͤter hingegen als den Morgenſtern, der die Helle und Kraft des Tags verkuͤndiget; und es iſt zu vereinigen, da beide Sterne Einer ſind, nur durch die Zeit der Erſcheinung ver¬ ſchieden. Obgleich Walt die andere Maͤdgen jezt in ſein Auge einlaſſen muſte, ſo warf er doch ein mildes auf ſie; alle wurden Winas Schweſtern oder Stiefſchweſtern und dieſe untergegangene Sonne bekleidete jede Luna — jede Zeres — Pal¬ las — Venus mit lieblichem Licht, desgleichen andere Menſchen, naͤmlich die maͤnnlichen, den Mars, den Jupiter, den Merkur, — und ſehr den Saturn mit zwei Ringen, den Grafen. Dieſer war Walten ploͤzlich naͤher gezogen — als ſei der Freundſchafts-Bund ſchon muͤnd¬ lich beſchworen; — aber Wina ihm ferner ent¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/126>, abgerufen am 24.11.2024.