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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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Harmonie der Meinungen vorzulocken: -- kurz,
als ichs sah, hatt' der Pfeifer den Bogen von
ihm entlehnt und an ihm solchen -- das eigne
Instrument sollte ganz bleiben -- bald wie einen
Stechheber, bald wie eine Streichnadel ver¬
sucht. Behend kehrte aber der Geiger den Baß
um und rannte damit -- er hielt ihn am Gei¬
genhals -- wie mit einem Mauerbock auf
den Pfeifer loß, wahrscheinlich um ihn um zu¬
rennen, der Flüte -- a -- bec cist lag denn
auch nieder, nahm sich aber auf dem Boden erst
der Nazion hitzig an, und fuhr dem Feinde mit
der Flaute a bec ins Gesicht und Maul, um ihn
vielleicht so mit dem Schnabel der Flöte mehr
an sich zu ziehen am eignen.

Der erste Violinist und der zweite fochten
eine kurze Zeit mit Pariser Bogen, nahmen aber
bald die Geigen bei den Wirbeln als Streitkol¬
ben, als Fäustel in die rechte Hand, um ent¬
weder Deutsch- oder Welschland hinauf zu brin¬
gen; das Resoniren der Geigenbäuche sollte ein
Raisonniren der Köpfe vorstellen, aber es war
wohl mehr Wort- und Ton-Spiel.

Harmonie der Meinungen vorzulocken: — kurz,
als ichs ſah, hatt' der Pfeifer den Bogen von
ihm entlehnt und an ihm ſolchen — das eigne
Inſtrument ſollte ganz bleiben — bald wie einen
Stechheber, bald wie eine Streichnadel ver¬
ſucht. Behend kehrte aber der Geiger den Baß
um und rannte damit — er hielt ihn am Gei¬
genhals — wie mit einem Mauerbock auf
den Pfeifer loß, wahrſcheinlich um ihn um zu¬
rennen, der Fluͤte — a — bec ciſt lag denn
auch nieder, nahm ſich aber auf dem Boden erſt
der Nazion hitzig an, und fuhr dem Feinde mit
der Flûte à bec ins Geſicht und Maul, um ihn
vielleicht ſo mit dem Schnabel der Floͤte mehr
an ſich zu ziehen am eignen.

Der erſte Violiniſt und der zweite fochten
eine kurze Zeit mit Pariſer Bogen, nahmen aber
bald die Geigen bei den Wirbeln als Streitkol¬
ben, als Faͤuſtel in die rechte Hand, um ent¬
weder Deutſch- oder Welſchland hinauf zu brin¬
gen; das Reſoniren der Geigenbaͤuche ſollte ein
Raiſonniren der Koͤpfe vorſtellen, aber es war
wohl mehr Wort- und Ton-Spiel.

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[124/0132] Harmonie der Meinungen vorzulocken: — kurz, als ichs ſah, hatt' der Pfeifer den Bogen von ihm entlehnt und an ihm ſolchen — das eigne Inſtrument ſollte ganz bleiben — bald wie einen Stechheber, bald wie eine Streichnadel ver¬ ſucht. Behend kehrte aber der Geiger den Baß um und rannte damit — er hielt ihn am Gei¬ genhals — wie mit einem Mauerbock auf den Pfeifer loß, wahrſcheinlich um ihn um zu¬ rennen, der Fluͤte — a — bec ciſt lag denn auch nieder, nahm ſich aber auf dem Boden erſt der Nazion hitzig an, und fuhr dem Feinde mit der Flûte à bec ins Geſicht und Maul, um ihn vielleicht ſo mit dem Schnabel der Floͤte mehr an ſich zu ziehen am eignen. Der erſte Violiniſt und der zweite fochten eine kurze Zeit mit Pariſer Bogen, nahmen aber bald die Geigen bei den Wirbeln als Streitkol¬ ben, als Faͤuſtel in die rechte Hand, um ent¬ weder Deutſch- oder Welſchland hinauf zu brin¬ gen; das Reſoniren der Geigenbaͤuche ſollte ein Raiſonniren der Koͤpfe vorſtellen, aber es war wohl mehr Wort- und Ton-Spiel.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/132>, abgerufen am 24.11.2024.