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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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umkehrte, so daß nun beide in kurzem so glücklich
waren, einander den Bruch, den sie sich sonst
bliesen, jezt -- um einen Bruch der Nazionen
zu heilen -- mit den Instrumenten zu stoßen,
wenn ich recht sah.

Ein feiger Stadtpfeifer grif in die Tasche
und zog Mittelstücke heraus, die er als Feld¬
stücke von ferne auf die besten Köpfe warf, wor¬
auf ihm der Hofballetmeister mit dem Serpent,
den er sonst bläset, zu Ohren kam.

O Zwillingsbruder! wie wünscht' ich sämmt¬
lichen Spizbuben zu ihrem Mord und Todtschlag
Glück! -- Nur ein Virtuose, der den Gyges-
Ring scheinbarer Blindheit anhat, kann sehen,
wie ihn Orchester auslachen und auskeltern vom
Kapelldiener an bis zum Kapellmeister, und wie
sie, wenn er sie mühsam zum Spielen gewon¬
nen und gepresset, wieder ihrer Seits von ihm
gewinnen und pressen. Meine einzige Angst un¬
ter dem Waffentanz war, man möge mein La¬
chen und Sehen sehen; ich krazte mir daher in
einem fort als Deckmantel das Kinn.

"Ich glaube warlich gar" fieng der blinde

umkehrte, ſo daß nun beide in kurzem ſo gluͤcklich
waren, einander den Bruch, den ſie ſich ſonſt
blieſen, jezt — um einen Bruch der Nazionen
zu heilen — mit den Inſtrumenten zu ſtoßen,
wenn ich recht ſah.

Ein feiger Stadtpfeifer grif in die Taſche
und zog Mittelſtuͤcke heraus, die er als Feld¬
ſtuͤcke von ferne auf die beſten Koͤpfe warf, wor¬
auf ihm der Hofballetmeiſter mit dem Serpent,
den er ſonſt blaͤſet, zu Ohren kam.

O Zwillingsbruder! wie wuͤnſcht' ich ſaͤmmt¬
lichen Spizbuben zu ihrem Mord und Todtſchlag
Gluͤck! — Nur ein Virtuoſe, der den Gyges-
Ring ſcheinbarer Blindheit anhat, kann ſehen,
wie ihn Orcheſter auslachen und auskeltern vom
Kapelldiener an bis zum Kapellmeiſter, und wie
ſie, wenn er ſie muͤhſam zum Spielen gewon¬
nen und gepreſſet, wieder ihrer Seits von ihm
gewinnen und preſſen. Meine einzige Angſt un¬
ter dem Waffentanz war, man moͤge mein La¬
chen und Sehen ſehen; ich krazte mir daher in
einem fort als Deckmantel das Kinn.

„Ich glaube warlich gar“ fieng der blinde

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[126/0134] umkehrte, ſo daß nun beide in kurzem ſo gluͤcklich waren, einander den Bruch, den ſie ſich ſonſt blieſen, jezt — um einen Bruch der Nazionen zu heilen — mit den Inſtrumenten zu ſtoßen, wenn ich recht ſah. Ein feiger Stadtpfeifer grif in die Taſche und zog Mittelſtuͤcke heraus, die er als Feld¬ ſtuͤcke von ferne auf die beſten Koͤpfe warf, wor¬ auf ihm der Hofballetmeiſter mit dem Serpent, den er ſonſt blaͤſet, zu Ohren kam. O Zwillingsbruder! wie wuͤnſcht' ich ſaͤmmt¬ lichen Spizbuben zu ihrem Mord und Todtſchlag Gluͤck! — Nur ein Virtuoſe, der den Gyges- Ring ſcheinbarer Blindheit anhat, kann ſehen, wie ihn Orcheſter auslachen und auskeltern vom Kapelldiener an bis zum Kapellmeiſter, und wie ſie, wenn er ſie muͤhſam zum Spielen gewon¬ nen und gepreſſet, wieder ihrer Seits von ihm gewinnen und preſſen. Meine einzige Angſt un¬ ter dem Waffentanz war, man moͤge mein La¬ chen und Sehen ſehen; ich krazte mir daher in einem fort als Deckmantel das Kinn. „Ich glaube warlich gar“ fieng der blinde

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/134>, abgerufen am 24.11.2024.