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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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Briefe über Einen Gegenstand auf meinen Rei¬
sen gesammlet -- von verschiedenen alten und
neuen Personen, -- welche ich sehr gern in Ein
Buch abgeschrieben sähe, da sie sonst leicht sich
verspringen. Wenn Sie denn täglich an dem
Buche -- memoires erotiques mag es heissen --
Eine Stunde -- hier in meinem Hause -- schrie¬
ben" . . . .

"Exzellenz -- stotterte Walt mit blizenden
rednerischen Augen -- wenn über den zärtesten
Gegenstand kein Ja zart genug sein kann" -- --
"Gehts nicht?" fragte der General. -- "O am
besten, versezte jener, und jede Minute." --
"Ich werde, sagte Zablocki, die Briefe zusam¬
mensuchen und Ihnen die Kopier-Stunde näch¬
stens bestimmen lassen." Darauf machte Zab¬
locki den vornehmen Entlassungs-Bükling, Walt
macht ihn leicht zurück, und harrte lange auf
weitern Verfolg, bis er endlich -- da der Gene¬
ral sich umstellte und durchs Fenster gukte --
den Abschied, dessen Schnelle er schwer mit dem
warmen Gespräche paaren konnte, heraus brach¬
te durch Ueberlegung. Jezt must' er etwas su¬

Briefe uͤber Einen Gegenſtand auf meinen Rei¬
ſen geſammlet — von verſchiedenen alten und
neuen Perſonen, — welche ich ſehr gern in Ein
Buch abgeſchrieben ſaͤhe, da ſie ſonſt leicht ſich
verſpringen. Wenn Sie denn taͤglich an dem
Buche — mémoires érotiques mag es heiſſen —
Eine Stunde — hier in meinem Hauſe — ſchrie¬
ben“ . . . .

„Exzellenz — ſtotterte Walt mit blizenden
redneriſchen Augen — wenn uͤber den zaͤrteſten
Gegenſtand kein Ja zart genug ſein kann“ — —
„Gehts nicht?“ fragte der General. — „O am
beſten, verſezte jener, und jede Minute.“ —
„Ich werde, ſagte Zablocki, die Briefe zuſam¬
menſuchen und Ihnen die Kopier-Stunde naͤch¬
ſtens beſtimmen laſſen.“ Darauf machte Zab¬
locki den vornehmen Entlaſſungs-Buͤkling, Walt
macht ihn leicht zuruͤck, und harrte lange auf
weitern Verfolg, bis er endlich — da der Gene¬
ral ſich umſtellte und durchs Fenſter gukte —
den Abſchied, deſſen Schnelle er ſchwer mit dem
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te durch Ueberlegung. Jezt muſt' er etwas ſu¬

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[156/0164] Briefe uͤber Einen Gegenſtand auf meinen Rei¬ ſen geſammlet — von verſchiedenen alten und neuen Perſonen, — welche ich ſehr gern in Ein Buch abgeſchrieben ſaͤhe, da ſie ſonſt leicht ſich verſpringen. Wenn Sie denn taͤglich an dem Buche — mémoires érotiques mag es heiſſen — Eine Stunde — hier in meinem Hauſe — ſchrie¬ ben“ . . . . „Exzellenz — ſtotterte Walt mit blizenden redneriſchen Augen — wenn uͤber den zaͤrteſten Gegenſtand kein Ja zart genug ſein kann“ — — „Gehts nicht?“ fragte der General. — „O am beſten, verſezte jener, und jede Minute.“ — „Ich werde, ſagte Zablocki, die Briefe zuſam¬ menſuchen und Ihnen die Kopier-Stunde naͤch¬ ſtens beſtimmen laſſen.“ Darauf machte Zab¬ locki den vornehmen Entlaſſungs-Buͤkling, Walt macht ihn leicht zuruͤck, und harrte lange auf weitern Verfolg, bis er endlich — da der Gene¬ ral ſich umſtellte und durchs Fenſter gukte — den Abſchied, deſſen Schnelle er ſchwer mit dem warmen Geſpraͤche paaren konnte, heraus brach¬ te durch Ueberlegung. Jezt muſt' er etwas ſu¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/164>, abgerufen am 21.11.2024.