Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Nro. 29. Grobspeisiger Bleiglanz.

Schenkung.

Nach einigen Tagen kam der Gärtner von
Alcinous Gärten -- denn das war Walten Klo¬
thars Kutscher -- und lud ihn in die Villa ein.
Der Notar hatte kaum in gröster Eile ein gan¬
zes Philadelphia der Freundschaft auf einer
Freundschaftsinsel gebauet und ein Sortiment
Lorenzosdosen gedreht -- weil er die Einladung
für einen Lohn der Brief-Gabe nahm -- als
der Eden-Gärtner die Treppe wieder herauf
kam und durch die Thür-Spalte nachholte:
"er solle was zum Verpetschieren einstecken, es
wären Notarius-Händel."

Indeß wars in jedem Falle etwas. Er traf
als Notarius im reichen Landhaus Klothars zu¬
gleich mit dem Fiskal Knol ein. Aber als er
die vergoldeten Quartanten, die vergoldeten
Wandleisten und das ganze Wohnzimmer des
Luxus übersah: so rükte die eigne Wohnung den
Grafen weiter von ihm weg als die fremden bis¬
her. Klothar fuhr, ohne aus beiden Ankömm¬

Nro. 29. Grobſpeiſiger Bleiglanz.

Schenkung.

Nach einigen Tagen kam der Gaͤrtner von
Alcinous Gaͤrten — denn das war Walten Klo¬
thars Kutſcher — und lud ihn in die Villa ein.
Der Notar hatte kaum in groͤſter Eile ein gan¬
zes Philadelphia der Freundſchaft auf einer
Freundſchaftsinſel gebauet und ein Sortiment
Lorenzosdoſen gedreht — weil er die Einladung
fuͤr einen Lohn der Brief-Gabe nahm — als
der Eden-Gaͤrtner die Treppe wieder herauf
kam und durch die Thuͤr-Spalte nachholte:
„er ſolle was zum Verpetſchieren einſtecken, es
waͤren Notarius-Haͤndel.“

Indeß wars in jedem Falle etwas. Er traf
als Notarius im reichen Landhaus Klothars zu¬
gleich mit dem Fiſkal Knol ein. Aber als er
die vergoldeten Quartanten, die vergoldeten
Wandleiſten und das ganze Wohnzimmer des
Luxus uͤberſah: ſo ruͤkte die eigne Wohnung den
Grafen weiter von ihm weg als die fremden bis¬
her. Klothar fuhr, ohne aus beiden Ankoͤmm¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0167" n="159"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq #b">N</hi><hi rendition="#aq #sup">ro</hi>. <hi rendition="#b">29. Grob&#x017F;pei&#x017F;iger Bleiglanz.</hi></head><lb/>
        <argument>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Schenkung</hi>.</p>
        </argument><lb/>
        <p>Nach einigen Tagen kam der Ga&#x0364;rtner von<lb/>
Alcinous Ga&#x0364;rten &#x2014; denn das war Walten Klo¬<lb/>
thars Kut&#x017F;cher &#x2014; und lud ihn in die Villa ein.<lb/>
Der Notar hatte kaum in gro&#x0364;&#x017F;ter Eile ein gan¬<lb/>
zes Philadelphia der Freund&#x017F;chaft auf einer<lb/>
Freund&#x017F;chaftsin&#x017F;el gebauet und ein Sortiment<lb/>
Lorenzosdo&#x017F;en gedreht &#x2014; weil er die Einladung<lb/>
fu&#x0364;r einen Lohn der Brief-Gabe nahm &#x2014; als<lb/>
der Eden-Ga&#x0364;rtner die Treppe wieder herauf<lb/>
kam und durch die Thu&#x0364;r-Spalte nachholte:<lb/>
&#x201E;er &#x017F;olle was zum Verpet&#x017F;chieren ein&#x017F;tecken, es<lb/>
wa&#x0364;ren Notarius-Ha&#x0364;ndel.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Indeß wars in jedem Falle etwas. Er traf<lb/>
als Notarius im reichen Landhaus Klothars zu¬<lb/>
gleich mit dem Fi&#x017F;kal Knol ein. Aber als er<lb/>
die vergoldeten Quartanten, die vergoldeten<lb/>
Wandlei&#x017F;ten und das ganze Wohnzimmer des<lb/>
Luxus u&#x0364;ber&#x017F;ah: &#x017F;o ru&#x0364;kte die eigne Wohnung den<lb/>
Grafen weiter von ihm weg als die fremden bis¬<lb/>
her. Klothar fuhr, ohne aus beiden Anko&#x0364;mm¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0167] Nro. 29. Grobſpeiſiger Bleiglanz. Schenkung. Nach einigen Tagen kam der Gaͤrtner von Alcinous Gaͤrten — denn das war Walten Klo¬ thars Kutſcher — und lud ihn in die Villa ein. Der Notar hatte kaum in groͤſter Eile ein gan¬ zes Philadelphia der Freundſchaft auf einer Freundſchaftsinſel gebauet und ein Sortiment Lorenzosdoſen gedreht — weil er die Einladung fuͤr einen Lohn der Brief-Gabe nahm — als der Eden-Gaͤrtner die Treppe wieder herauf kam und durch die Thuͤr-Spalte nachholte: „er ſolle was zum Verpetſchieren einſtecken, es waͤren Notarius-Haͤndel.“ Indeß wars in jedem Falle etwas. Er traf als Notarius im reichen Landhaus Klothars zu¬ gleich mit dem Fiſkal Knol ein. Aber als er die vergoldeten Quartanten, die vergoldeten Wandleiſten und das ganze Wohnzimmer des Luxus uͤberſah: ſo ruͤkte die eigne Wohnung den Grafen weiter von ihm weg als die fremden bis¬ her. Klothar fuhr, ohne aus beiden Ankoͤmm¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/167
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/167>, abgerufen am 21.11.2024.