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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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chen Finger wieder aus den gräflichen Ringen
gezogen. So weiß ich auch, daß zwischen dir
und dem Grafen die Misheirath eurer Seelen
rückgängig wird."

Darüber erschrack der Notar ordentlich. Er
fragte ängstlich, warum? Vult blies einen Läu¬
fer. Er sezte dazu, daß er dem Jüngling seit
dem Verluste einer solchen Jungfrau noch hefti¬
ger anhänge; und fragte wieder: "warum, lieber
Bruder?" Weil du, versezte dieser, nichts bist,
gar nichts als ein offener geschworner Notar, der
Graf aber ein Graf; du würdest ihm auch nicht
größer, wenn du dich nach alter Weise noch ei¬
nen tabellio nenntest -- einen protocollista --
einen judex chartularius - seriniarius - ex¬
ceptor
." -- "Unmöglich, versezte Walt, ist in
unsern Tagen ein philosophischer Klothar adel¬
stolz; ich hört' ihn selber die Gleichheit und die
Revoluzion loben."

"Wir Bürgerliche preisen sämmtlich auch
die Fall- und Wasenmeister sehr und ihren sittli¬
chen Werth, erlesen aber doch keinen zum
Schwiegervater, und führen keine maeitresse des

chen Finger wieder aus den graͤflichen Ringen
gezogen. So weiß ich auch, daß zwiſchen dir
und dem Grafen die Misheirath eurer Seelen
ruͤckgaͤngig wird.“

Daruͤber erſchrack der Notar ordentlich. Er
fragte aͤngſtlich, warum? Vult blies einen Laͤu¬
fer. Er ſezte dazu, daß er dem Juͤngling ſeit
dem Verluſte einer ſolchen Jungfrau noch hefti¬
ger anhaͤnge; und fragte wieder: „warum, lieber
Bruder?“ Weil du, verſezte dieſer, nichts biſt,
gar nichts als ein offener geſchworner Notar, der
Graf aber ein Graf; du wuͤrdeſt ihm auch nicht
groͤßer, wenn du dich nach alter Weiſe noch ei¬
nen tabellio nennteſt — einen protocolliſta
einen judex chartularius - ſeriniarius - ex¬
ceptor
.“ — „Unmoͤglich, verſezte Walt, iſt in
unſern Tagen ein philoſophiſcher Klothar adel¬
ſtolz; ich hoͤrt' ihn ſelber die Gleichheit und die
Revoluzion loben.“

„Wir Buͤrgerliche preiſen ſaͤmmtlich auch
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[184/0192] chen Finger wieder aus den graͤflichen Ringen gezogen. So weiß ich auch, daß zwiſchen dir und dem Grafen die Misheirath eurer Seelen ruͤckgaͤngig wird.“ Daruͤber erſchrack der Notar ordentlich. Er fragte aͤngſtlich, warum? Vult blies einen Laͤu¬ fer. Er ſezte dazu, daß er dem Juͤngling ſeit dem Verluſte einer ſolchen Jungfrau noch hefti¬ ger anhaͤnge; und fragte wieder: „warum, lieber Bruder?“ Weil du, verſezte dieſer, nichts biſt, gar nichts als ein offener geſchworner Notar, der Graf aber ein Graf; du wuͤrdeſt ihm auch nicht groͤßer, wenn du dich nach alter Weiſe noch ei¬ nen tabellio nennteſt — einen protocolliſta — einen judex chartularius - ſeriniarius - ex¬ ceptor.“ — „Unmoͤglich, verſezte Walt, iſt in unſern Tagen ein philoſophiſcher Klothar adel¬ ſtolz; ich hoͤrt' ihn ſelber die Gleichheit und die Revoluzion loben.“ „Wir Buͤrgerliche preiſen ſaͤmmtlich auch die Fall- und Waſenmeiſter ſehr und ihren ſittli¬ chen Werth, erleſen aber doch keinen zum Schwiegervater, und fuͤhren keine maîtreſſe des

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/192>, abgerufen am 21.11.2024.