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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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Drekwal oder im Scheelengang und in den Alster-
Alleen suchten und fanden, sondern lediglich
darin, daß unser Balbier zu Hause war und
sie vorlassen wollte."

Der Notar, sich für einen verstekten Petrar¬
ka haltend, vermochte gar nicht, den Balbier-
Amtsmeister so hoch über sich zu sehen; er sagte
aber, erweicht durch einen ganzen Nachmittag,
nichts als die Worte: "wie glücklich ist ein
Edelmann! Er kann doch lieben, wen er will.
Und wär' ich einer und ein redlicher gemeiner
Notar gäbe mir nur einige warme Zeichen seiner
Liebe und Treue: warlich ich würde sie bald ver¬
stehen, und ihn dann nicht eine Minute lang
quälen, ja ich glaube, eher gegen meines Glei¬
chen könnt' ich stolzer sein."

"Himmel, weist du was -- fieng plözlich
Vult mit anderer Stimmen an -- ich habe ein
sehr trefliches Projekt -- in der That für diesen
Fall das beste -- denn es löset alles auf und
bindet dich und den Grafen (falls er deinem
Bilde entspricht) schön auf ewig."

Walt zeigte ihm seine Entzückung darüber

Drekwal oder im Scheelengang und in den Alſter-
Alleen ſuchten und fanden, ſondern lediglich
darin, daß unſer Balbier zu Hauſe war und
ſie vorlaſſen wollte.“

Der Notar, ſich fuͤr einen verſtekten Petrar¬
ka haltend, vermochte gar nicht, den Balbier-
Amtsmeiſter ſo hoch uͤber ſich zu ſehen; er ſagte
aber, erweicht durch einen ganzen Nachmittag,
nichts als die Worte: „wie gluͤcklich iſt ein
Edelmann! Er kann doch lieben, wen er will.
Und waͤr' ich einer und ein redlicher gemeiner
Notar gaͤbe mir nur einige warme Zeichen ſeiner
Liebe und Treue: warlich ich wuͤrde ſie bald ver¬
ſtehen, und ihn dann nicht eine Minute lang
quaͤlen, ja ich glaube, eher gegen meines Glei¬
chen koͤnnt' ich ſtolzer ſein.“

„Himmel, weiſt du was — fieng ploͤzlich
Vult mit anderer Stimmen an — ich habe ein
ſehr trefliches Projekt — in der That fuͤr dieſen
Fall das beſte — denn es loͤſet alles auf und
bindet dich und den Grafen (falls er deinem
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[194/0202] Drekwal oder im Scheelengang und in den Alſter- Alleen ſuchten und fanden, ſondern lediglich darin, daß unſer Balbier zu Hauſe war und ſie vorlaſſen wollte.“ Der Notar, ſich fuͤr einen verſtekten Petrar¬ ka haltend, vermochte gar nicht, den Balbier- Amtsmeiſter ſo hoch uͤber ſich zu ſehen; er ſagte aber, erweicht durch einen ganzen Nachmittag, nichts als die Worte: „wie gluͤcklich iſt ein Edelmann! Er kann doch lieben, wen er will. Und waͤr' ich einer und ein redlicher gemeiner Notar gaͤbe mir nur einige warme Zeichen ſeiner Liebe und Treue: warlich ich wuͤrde ſie bald ver¬ ſtehen, und ihn dann nicht eine Minute lang quaͤlen, ja ich glaube, eher gegen meines Glei¬ chen koͤnnt' ich ſtolzer ſein.“ „Himmel, weiſt du was — fieng ploͤzlich Vult mit anderer Stimmen an — ich habe ein ſehr trefliches Projekt — in der That fuͤr dieſen Fall das beſte — denn es loͤſet alles auf und bindet dich und den Grafen (falls er deinem Bilde entſpricht) ſchoͤn auf ewig.“ Walt zeigte ihm ſeine Entzuͤckung daruͤber

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/202>, abgerufen am 16.05.2024.