Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.die Bemerkung gefallen, daß Wina eine Katholi¬ Den ganzen Tag gieng er in neuer Stim¬ die Bemerkung gefallen, daß Wina eine Katholi¬ Den ganzen Tag gieng er in neuer Stim¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0044" n="36"/> die Bemerkung gefallen, daß Wina eine Katholi¬<lb/> kin ſei, weil er ſich darunter immer eine Nonne<lb/> und eine welſche Huldin zugleich vorſtellte. Auch<lb/> daß ſie eine Polin war, ſah er fuͤr eine neue Schoͤn¬<lb/> heit an; nicht als haͤtt' er etwa irgend einem<lb/> Volke den Blumenkranz der Schoͤnheit zugeſpro¬<lb/> chen, ſondern weil er ſo oft in ſeinen Phantaſien<lb/> gedacht: Gott, wie koͤſtlich muß es ſein, eine<lb/> Polin zu lieben — oder eine Brittin — oder<lb/> Pariſerin — oder eine Roͤmerin — eine Berlinerin<lb/> — eine Griechin — Schwedin — Schwabin —<lb/> Koburgerin — oder eine aus dem 13 Saͤkul —<lb/> oder aus den Jahrhunderten der Chevalerie —<lb/> oder aus dem Buche der Richter — oder aus<lb/> dem Kaſten Noaͤ — oder Eva's juͤngſte Tochter<lb/> — oder das gute arme Maͤdgen, das am lezten<lb/> auf der Erde lebt gleich vor dem juͤngſten Tage.<lb/> So waren ſeine Gedanken.</p><lb/> <p>Den ganzen Tag gieng er in neuer Stim¬<lb/> mung herum, ſo kuͤhn und leicht — als lieb'<lb/> er ſelber, war ihm — und doch war ihm wieder,<lb/> als wenn er zwar alle habe, aber keine — er<lb/> wollte Winen eine Brautfuͤhrerin zufuͤhren, in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0044]
die Bemerkung gefallen, daß Wina eine Katholi¬
kin ſei, weil er ſich darunter immer eine Nonne
und eine welſche Huldin zugleich vorſtellte. Auch
daß ſie eine Polin war, ſah er fuͤr eine neue Schoͤn¬
heit an; nicht als haͤtt' er etwa irgend einem
Volke den Blumenkranz der Schoͤnheit zugeſpro¬
chen, ſondern weil er ſo oft in ſeinen Phantaſien
gedacht: Gott, wie koͤſtlich muß es ſein, eine
Polin zu lieben — oder eine Brittin — oder
Pariſerin — oder eine Roͤmerin — eine Berlinerin
— eine Griechin — Schwedin — Schwabin —
Koburgerin — oder eine aus dem 13 Saͤkul —
oder aus den Jahrhunderten der Chevalerie —
oder aus dem Buche der Richter — oder aus
dem Kaſten Noaͤ — oder Eva's juͤngſte Tochter
— oder das gute arme Maͤdgen, das am lezten
auf der Erde lebt gleich vor dem juͤngſten Tage.
So waren ſeine Gedanken.
Den ganzen Tag gieng er in neuer Stim¬
mung herum, ſo kuͤhn und leicht — als lieb'
er ſelber, war ihm — und doch war ihm wieder,
als wenn er zwar alle habe, aber keine — er
wollte Winen eine Brautfuͤhrerin zufuͤhren, in
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