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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

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lichkeit,) daß sie sagte: Scheer-Bär?" Denn
so hatt' er verstanden.

"Heute giebt der arme blinde Baron sein
Flöten-Konzert, sagte schnell Raphaela; ach! ich
weiß noch, wie ich über Dülon geweint." --
"Ich weiß des Menschen Namen nicht -- sagte
die brillantirte Mutter, Namens Pulcheria,
aus Leipzig, wohin sie beide Töchter mehrmals
abgeführt, als in eine hohe Schule bester Sit¬
ten -- der Habenichts ist aber ein grober Knoll
und dabei ein Flausenmacher." -- Walt arbeite¬
te in sich, weinglühend, an der schnellsten Ver¬
theidigung. -- "So bald ein poweres Edelmänn¬
gen, sagte Engelberta spöttisch, nur etwas lernt
und versteht, so nehm' ichs nicht so genau." --
"Wer weiß es denn, sagte die Mutter, was er
auf der Flöte kann für Leute, die schon was ge¬
hört haben?" -- "Er ist, fuhr Walt in gröster
Kürze los, nicht grob, nicht dürftig, nicht un¬
geschickt, nicht manches andere, sondern wahr¬
lich ein königlicher Mensch." Hinterher merkt'
er selber die unabsichtliche Hize in seiner Stimme
und Kürze; aber seinen sanften Geist hatte die

lichkeit,) daß ſie ſagte: Scheer-Baͤr?“ Denn
ſo hatt' er verſtanden.

„Heute giebt der arme blinde Baron ſein
Floͤten-Konzert, ſagte ſchnell Raphaela; ach! ich
weiß noch, wie ich uͤber Duͤlon geweint.“ —
„Ich weiß des Menſchen Namen nicht — ſagte
die brillantirte Mutter, Namens Pulcheria,
aus Leipzig, wohin ſie beide Toͤchter mehrmals
abgefuͤhrt, als in eine hohe Schule beſter Sit¬
ten — der Habenichts iſt aber ein grober Knoll
und dabei ein Flauſenmacher.“ — Walt arbeite¬
te in ſich, weingluͤhend, an der ſchnellſten Ver¬
theidigung. — „So bald ein poweres Edelmaͤnn¬
gen, ſagte Engelberta ſpoͤttiſch, nur etwas lernt
und verſteht, ſo nehm' ichs nicht ſo genau.“ —
„Wer weiß es denn, ſagte die Mutter, was er
auf der Floͤte kann fuͤr Leute, die ſchon was ge¬
hoͤrt haben?“ — „Er iſt, fuhr Walt in groͤſter
Kuͤrze los, nicht grob, nicht duͤrftig, nicht un¬
geſchickt, nicht manches andere, ſondern wahr¬
lich ein koͤniglicher Menſch.“ Hinterher merkt'
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[75/0083] lichkeit,) daß ſie ſagte: Scheer-Baͤr?“ Denn ſo hatt' er verſtanden. „Heute giebt der arme blinde Baron ſein Floͤten-Konzert, ſagte ſchnell Raphaela; ach! ich weiß noch, wie ich uͤber Duͤlon geweint.“ — „Ich weiß des Menſchen Namen nicht — ſagte die brillantirte Mutter, Namens Pulcheria, aus Leipzig, wohin ſie beide Toͤchter mehrmals abgefuͤhrt, als in eine hohe Schule beſter Sit¬ ten — der Habenichts iſt aber ein grober Knoll und dabei ein Flauſenmacher.“ — Walt arbeite¬ te in ſich, weingluͤhend, an der ſchnellſten Ver¬ theidigung. — „So bald ein poweres Edelmaͤnn¬ gen, ſagte Engelberta ſpoͤttiſch, nur etwas lernt und verſteht, ſo nehm' ichs nicht ſo genau.“ — „Wer weiß es denn, ſagte die Mutter, was er auf der Floͤte kann fuͤr Leute, die ſchon was ge¬ hoͤrt haben?“ — „Er iſt, fuhr Walt in groͤſter Kuͤrze los, nicht grob, nicht duͤrftig, nicht un¬ geſchickt, nicht manches andere, ſondern wahr¬ lich ein koͤniglicher Menſch.“ Hinterher merkt' er ſelber die unabſichtliche Hize in ſeiner Stimme und Kuͤrze; aber ſeinen ſanften Geiſt hatte die

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/83>, abgerufen am 21.11.2024.