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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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feuer, und schmolz sie ein wenig. In der That
braucht der Mensch bei den besten Flügeln für
den Aether doch auch ein Paar Stiefel für das
Pflaster. Da der Speisesaal schon voll Hunde
und Herren war: so sezt' er sich lieber unter eine
Vorhalle oder Vordachung zu Tisch, die so breit
war als der Tisch. Es war ihm, als sei er ein
Patriarch, da er in einem ofnen freien luftigen
Halb-Haus am Hause sitzen, und die ganze
sich aufblätternde Welt umherhaben konnte.
Er sah hinaus in die ihm fremden Gegenden und
Felder, und er fühlte sich einem leichten Trou¬
badour alter Zeiten gleich, nachdem er zusam¬
men gerechnet hatte, daß er jezt schon in einer
Ferne von neunzehn Wersten von seiner Heimath
lebe. Er trug in sein Reisebuch die ökonomische
Gewohnheit ein, die er vor sich sah, die Wiesen
mit einem Kohl- oder anderen Fruchtbeete zu
umrändern, anstatt daß man sonst umgewandt
Beet-Felder in Wiesen-Raine einschliesset; und
bemerkte gegen einen neben ihm essenden Bauers¬
mann, das sehe sehr niedlich aus.

Man liess' ihn lange in seinem Nachklange

feuer, und ſchmolz ſie ein wenig. In der That
braucht der Menſch bei den beſten Fluͤgeln fuͤr
den Aether doch auch ein Paar Stiefel fuͤr das
Pflaſter. Da der Speiſeſaal ſchon voll Hunde
und Herren war: ſo ſezt' er ſich lieber unter eine
Vorhalle oder Vordachung zu Tiſch, die ſo breit
war als der Tiſch. Es war ihm, als ſei er ein
Patriarch, da er in einem ofnen freien luftigen
Halb-Haus am Hauſe ſitzen, und die ganze
ſich aufblaͤtternde Welt umherhaben konnte.
Er ſah hinaus in die ihm fremden Gegenden und
Felder, und er fuͤhlte ſich einem leichten Trou¬
badour alter Zeiten gleich, nachdem er zuſam¬
men gerechnet hatte, daß er jezt ſchon in einer
Ferne von neunzehn Werſten von ſeiner Heimath
lebe. Er trug in ſein Reiſebuch die oͤkonomiſche
Gewohnheit ein, die er vor ſich ſah, die Wieſen
mit einem Kohl- oder anderen Fruchtbeete zu
umraͤndern, anſtatt daß man ſonſt umgewandt
Beet-Felder in Wieſen-Raine einſchlieſſet; und
bemerkte gegen einen neben ihm eſſenden Bauers¬
mann, das ſehe ſehr niedlich aus.

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[99/0107] feuer, und ſchmolz ſie ein wenig. In der That braucht der Menſch bei den beſten Fluͤgeln fuͤr den Aether doch auch ein Paar Stiefel fuͤr das Pflaſter. Da der Speiſeſaal ſchon voll Hunde und Herren war: ſo ſezt' er ſich lieber unter eine Vorhalle oder Vordachung zu Tiſch, die ſo breit war als der Tiſch. Es war ihm, als ſei er ein Patriarch, da er in einem ofnen freien luftigen Halb-Haus am Hauſe ſitzen, und die ganze ſich aufblaͤtternde Welt umherhaben konnte. Er ſah hinaus in die ihm fremden Gegenden und Felder, und er fuͤhlte ſich einem leichten Trou¬ badour alter Zeiten gleich, nachdem er zuſam¬ men gerechnet hatte, daß er jezt ſchon in einer Ferne von neunzehn Werſten von ſeiner Heimath lebe. Er trug in ſein Reiſebuch die oͤkonomiſche Gewohnheit ein, die er vor ſich ſah, die Wieſen mit einem Kohl- oder anderen Fruchtbeete zu umraͤndern, anſtatt daß man ſonſt umgewandt Beet-Felder in Wieſen-Raine einſchlieſſet; und bemerkte gegen einen neben ihm eſſenden Bauers¬ mann, das ſehe ſehr niedlich aus. Man lieſſ' ihn lange in ſeinem Nachklange

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/107>, abgerufen am 31.10.2024.