Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

groben Worten; diese werden schwerer verziehen.
-- Ein Hofmann vergiebt zwar leicht, aber mit
Gift -- Auf diesen schlüpfrigen Abhängen des
Throns betrage dich überhaupt ganz treflich und
bedenke, daß man da wie die Griechen zu Ho¬
mers *) Zeiten, die Verwünschungen nur leise
zu thun habe, weil die lauten auf den Urhe¬
ber zurückspringen -- Sage Fürsten, Markgra¬
fen, Erzherzogen, Königen zwar die Wahrheit,
aber nicht gröber als jedem ihrer Bedienten, um
dich von republikanischen Autoren zu unterschei¬
den, die sich lieber vor Verlegern als vor Poten¬
taten bücken -- Gegen Maltheser-Damen, Kon¬
sulesse, Hof- und andere Damen vom höchsten
Rang sei kein Pariser Bisam-Schwein, d. h.
keine parfümirte Bestie, kein verbindlicher Gro¬
bian, der auf die manierlichste Weise von der
Welt des Teufels gegen sie ist. -- Sei der
schönste, lang gewachsenste, schlankeste Mann
von 30 Jahren, der mir noch vorgekommen --
Kurz, bleibe ein wahres Musterbild, bitt' ich dich
als Bruder! Ueberhaupt, sei passabel!

*) Hermanns Mytholog. I.

groben Worten; dieſe werden ſchwerer verziehen.
— Ein Hofmann vergiebt zwar leicht, aber mit
Gift — Auf dieſen ſchluͤpfrigen Abhaͤngen des
Throns betrage dich uͤberhaupt ganz treflich und
bedenke, daß man da wie die Griechen zu Ho¬
mers *) Zeiten, die Verwuͤnſchungen nur leiſe
zu thun habe, weil die lauten auf den Urhe¬
ber zuruͤckſpringen — Sage Fuͤrſten, Markgra¬
fen, Erzherzogen, Koͤnigen zwar die Wahrheit,
aber nicht groͤber als jedem ihrer Bedienten, um
dich von republikaniſchen Autoren zu unterſchei¬
den, die ſich lieber vor Verlegern als vor Poten¬
taten buͤcken — Gegen Maltheſer-Damen, Kon¬
ſuleſſe, Hof- und andere Damen vom hoͤchſten
Rang ſei kein Pariſer Biſam-Schwein, d. h.
keine parfuͤmirte Beſtie, kein verbindlicher Gro¬
bian, der auf die manierlichſte Weiſe von der
Welt des Teufels gegen ſie iſt. — Sei der
ſchoͤnſte, lang gewachſenſte, ſchlankeſte Mann
von 30 Jahren, der mir noch vorgekommen —
Kurz, bleibe ein wahres Muſterbild, bitt' ich dich
als Bruder! Ueberhaupt, ſei paſſabel!

*) Hermanns Mytholog. I.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="137"/>
groben Worten; die&#x017F;e werden &#x017F;chwerer verziehen.<lb/>
&#x2014; Ein Hofmann vergiebt zwar leicht, aber mit<lb/>
Gift &#x2014; Auf die&#x017F;en &#x017F;chlu&#x0364;pfrigen Abha&#x0364;ngen des<lb/>
Throns betrage dich u&#x0364;berhaupt ganz treflich und<lb/>
bedenke, daß man da wie die Griechen zu Ho¬<lb/>
mers <note place="foot" n="*)">Hermanns Mytholog. <hi rendition="#aq">I</hi>.<lb/></note> Zeiten, die Verwu&#x0364;n&#x017F;chungen nur <hi rendition="#g">lei&#x017F;e</hi><lb/>
zu thun habe, weil die <hi rendition="#g">lauten</hi> auf den Urhe¬<lb/>
ber zuru&#x0364;ck&#x017F;pringen &#x2014; Sage Fu&#x0364;r&#x017F;ten, Markgra¬<lb/>
fen, Erzherzogen, Ko&#x0364;nigen zwar die Wahrheit,<lb/>
aber nicht gro&#x0364;ber als jedem ihrer Bedienten, um<lb/>
dich von republikani&#x017F;chen Autoren zu unter&#x017F;chei¬<lb/>
den, die &#x017F;ich lieber vor Verlegern als vor Poten¬<lb/>
taten bu&#x0364;cken &#x2014; Gegen Malthe&#x017F;er-Damen, Kon¬<lb/>
&#x017F;ule&#x017F;&#x017F;e, Hof- und andere Damen vom ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Rang &#x017F;ei kein Pari&#x017F;er Bi&#x017F;am-Schwein, d. h.<lb/>
keine parfu&#x0364;mirte Be&#x017F;tie, kein verbindlicher Gro¬<lb/>
bian, der auf die manierlich&#x017F;te Wei&#x017F;e von der<lb/>
Welt des Teufels gegen &#x017F;ie i&#x017F;t. &#x2014; Sei der<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te, lang gewach&#x017F;en&#x017F;te, &#x017F;chlanke&#x017F;te Mann<lb/>
von 30 Jahren, der mir noch vorgekommen &#x2014;<lb/>
Kurz, bleibe ein wahres Mu&#x017F;terbild, bitt' ich dich<lb/>
als Bruder! Ueberhaupt, &#x017F;ei pa&#x017F;&#x017F;abel!<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0145] groben Worten; dieſe werden ſchwerer verziehen. — Ein Hofmann vergiebt zwar leicht, aber mit Gift — Auf dieſen ſchluͤpfrigen Abhaͤngen des Throns betrage dich uͤberhaupt ganz treflich und bedenke, daß man da wie die Griechen zu Ho¬ mers *) Zeiten, die Verwuͤnſchungen nur leiſe zu thun habe, weil die lauten auf den Urhe¬ ber zuruͤckſpringen — Sage Fuͤrſten, Markgra¬ fen, Erzherzogen, Koͤnigen zwar die Wahrheit, aber nicht groͤber als jedem ihrer Bedienten, um dich von republikaniſchen Autoren zu unterſchei¬ den, die ſich lieber vor Verlegern als vor Poten¬ taten buͤcken — Gegen Maltheſer-Damen, Kon¬ ſuleſſe, Hof- und andere Damen vom hoͤchſten Rang ſei kein Pariſer Biſam-Schwein, d. h. keine parfuͤmirte Beſtie, kein verbindlicher Gro¬ bian, der auf die manierlichſte Weiſe von der Welt des Teufels gegen ſie iſt. — Sei der ſchoͤnſte, lang gewachſenſte, ſchlankeſte Mann von 30 Jahren, der mir noch vorgekommen — Kurz, bleibe ein wahres Muſterbild, bitt' ich dich als Bruder! Ueberhaupt, ſei paſſabel! *) Hermanns Mytholog. I.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/145
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/145>, abgerufen am 27.11.2024.