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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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hin, daß zu einer Wette der Regisseur 10 Thaler
in Silber auf den Tisch legte und jene eben so viel
in Gold.

Eine Flasche Wein wurde gebracht, eine
Schüssel, ein Löffel und eine neugebakne Zwei¬
pfenning-Semmel. Es wurde nun vor dem gan¬
zen Stuben-Publikum die Wette publizirt, daß
der Masken-Herr in kürzerer Zeit eine Flasche
Wein mit dem Löffel aufzuessen verspreche, als
der Direkteur seine Semmel hinunterbringe; und
daß dieser, wie gewöhnlich bei Wetten, gerade
auf das Umgekehrte wette. Da die Wette gar zu un¬
gleich schien: so beneideten die meisten Hintersassen
des Theater-Lehnsherrn ihrem Vorgesezten das
ungeheure Glük, so leicht -- blos durch ein Sem¬
mel-Essen -- zwei preussische Goldstücke, die
nicht einmal aus dem Lande ausgeführt werden
dürfen, in seines einzuführen.

Alles hob an, der Larvenherr hielt die Wein¬
schüssel wagrecht an Kinn, und fieng das schnell¬
ste Schöpfen an.

Der Gros- und Brodherr der Truppe that
einen der unerhörtesten Bisse in die Semmel, so

hin, daß zu einer Wette der Regiſſeur 10 Thaler
in Silber auf den Tiſch legte und jene eben ſo viel
in Gold.

Eine Flaſche Wein wurde gebracht, eine
Schuͤſſel, ein Loͤffel und eine neugebakne Zwei¬
pfenning-Semmel. Es wurde nun vor dem gan¬
zen Stuben-Publikum die Wette publizirt, daß
der Masken-Herr in kuͤrzerer Zeit eine Flaſche
Wein mit dem Loͤffel aufzueſſen verſpreche, als
der Direkteur ſeine Semmel hinunterbringe; und
daß dieſer, wie gewoͤhnlich bei Wetten, gerade
auf das Umgekehrte wette. Da die Wette gar zu un¬
gleich ſchien: ſo beneideten die meiſten Hinterſaſſen
des Theater-Lehnsherrn ihrem Vorgeſezten das
ungeheure Gluͤk, ſo leicht — blos durch ein Sem¬
mel-Eſſen — zwei preuſſiſche Goldſtuͤcke, die
nicht einmal aus dem Lande ausgefuͤhrt werden
duͤrfen, in ſeines einzufuͤhren.

Alles hob an, der Larvenherr hielt die Wein¬
ſchuͤſſel wagrecht an Kinn, und fieng das ſchnell¬
ſte Schoͤpfen an.

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[141/0149] hin, daß zu einer Wette der Regiſſeur 10 Thaler in Silber auf den Tiſch legte und jene eben ſo viel in Gold. Eine Flaſche Wein wurde gebracht, eine Schuͤſſel, ein Loͤffel und eine neugebakne Zwei¬ pfenning-Semmel. Es wurde nun vor dem gan¬ zen Stuben-Publikum die Wette publizirt, daß der Masken-Herr in kuͤrzerer Zeit eine Flaſche Wein mit dem Loͤffel aufzueſſen verſpreche, als der Direkteur ſeine Semmel hinunterbringe; und daß dieſer, wie gewoͤhnlich bei Wetten, gerade auf das Umgekehrte wette. Da die Wette gar zu un¬ gleich ſchien: ſo beneideten die meiſten Hinterſaſſen des Theater-Lehnsherrn ihrem Vorgeſezten das ungeheure Gluͤk, ſo leicht — blos durch ein Sem¬ mel-Eſſen — zwei preuſſiſche Goldſtuͤcke, die nicht einmal aus dem Lande ausgefuͤhrt werden duͤrfen, in ſeines einzufuͤhren. Alles hob an, der Larvenherr hielt die Wein¬ ſchuͤſſel wagrecht an Kinn, und fieng das ſchnell¬ ſte Schoͤpfen an. Der Gros- und Brodherr der Truppe that einen der unerhoͤrteſten Biſſe in die Semmel, ſo

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/149>, abgerufen am 27.11.2024.