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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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im Badort St. Lüne, wo gegenwärtig drei Höfe
versiren, der ganze Flachsenfingische, dem's ge¬
hört, darnach der Schneerauer und der Pestizer
und ein wahrer Zufluß von Kurgästen. Ich reise
morgen selber dahin."

Der Notar machte eine matte Verbeugung;
denn das Geschik hatt' ihn auf diesen ganzen
Abend verurtheilt, zu erstaunen. "Allmächtiger
Gott, dacht' er bei sich, ist denn das nicht wörtlich,
so wie in des Bruders Briefe?" Er stand auf --
(Jakobine war aus Hasse gegen den um 10 fl.
reichern Larvenherrn längst weggelaufen mit dem
Nähzeug in den Händen) -- und sah am Lichte
diese Brief-Stelle nach: "ich sah, wie am Mor¬
gen dein Genius und das Ungesicht dir auf zwei
verschiedenen Wegen vorflogen, um dich zu lok¬
ken; du folgtest aber dem Genius und giengest
statt nach St. Lüne lieber nach Rosenhof" -- Er
sah nun zu gewiß, die Maske sei sein böser Ge¬
nius, Jakobine Pamsen aber, nach manchem zu
urtheilen, sein bester, und er wünschte sehr, sie
wäre nicht aus der Stube gegangen.

Hatt' er schon vorher den Entschluß gefasset,

im Badort St. Luͤne, wo gegenwaͤrtig drei Hoͤfe
verſiren, der ganze Flachſenfingiſche, dem's ge¬
hoͤrt, darnach der Schneerauer und der Peſtizer
und ein wahrer Zufluß von Kurgaͤſten. Ich reiſe
morgen ſelber dahin.“

Der Notar machte eine matte Verbeugung;
denn das Geſchik hatt' ihn auf dieſen ganzen
Abend verurtheilt, zu erſtaunen. „Allmaͤchtiger
Gott, dacht' er bei ſich, iſt denn das nicht woͤrtlich,
ſo wie in des Bruders Briefe?“ Er ſtand auf —
(Jakobine war aus Haſſe gegen den um 10 fl.
reichern Larvenherrn laͤngſt weggelaufen mit dem
Naͤhzeug in den Haͤnden) — und ſah am Lichte
dieſe Brief-Stelle nach: „ich ſah, wie am Mor¬
gen dein Genius und das Ungeſicht dir auf zwei
verſchiedenen Wegen vorflogen, um dich zu lok¬
ken; du folgteſt aber dem Genius und giengeſt
ſtatt nach St. Luͤne lieber nach Roſenhof“ — Er
ſah nun zu gewiß, die Maske ſei ſein boͤſer Ge¬
nius, Jakobine Pamſen aber, nach manchem zu
urtheilen, ſein beſter, und er wuͤnſchte ſehr, ſie
waͤre nicht aus der Stube gegangen.

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[149/0157] im Badort St. Luͤne, wo gegenwaͤrtig drei Hoͤfe verſiren, der ganze Flachſenfingiſche, dem's ge¬ hoͤrt, darnach der Schneerauer und der Peſtizer und ein wahrer Zufluß von Kurgaͤſten. Ich reiſe morgen ſelber dahin.“ Der Notar machte eine matte Verbeugung; denn das Geſchik hatt' ihn auf dieſen ganzen Abend verurtheilt, zu erſtaunen. „Allmaͤchtiger Gott, dacht' er bei ſich, iſt denn das nicht woͤrtlich, ſo wie in des Bruders Briefe?“ Er ſtand auf — (Jakobine war aus Haſſe gegen den um 10 fl. reichern Larvenherrn laͤngſt weggelaufen mit dem Naͤhzeug in den Haͤnden) — und ſah am Lichte dieſe Brief-Stelle nach: „ich ſah, wie am Mor¬ gen dein Genius und das Ungeſicht dir auf zwei verſchiedenen Wegen vorflogen, um dich zu lok¬ ken; du folgteſt aber dem Genius und giengeſt ſtatt nach St. Luͤne lieber nach Roſenhof“ — Er ſah nun zu gewiß, die Maske ſei ſein boͤſer Ge¬ nius, Jakobine Pamſen aber, nach manchem zu urtheilen, ſein beſter, und er wuͤnſchte ſehr, ſie waͤre nicht aus der Stube gegangen. Hatt' er ſchon vorher den Entſchluß gefaſſet,

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/157>, abgerufen am 23.11.2024.