Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.Rufe des Generals -- Antworten an Wina vor -- Indem der General eintrat und Walt flam¬ *) S. 10. in Reichards Lieder-Sammlung, worinn
manche das 10te mal besser klingen, als das erste¬ mal, und Dichter und Komponist meistens ihr ge¬ genseitiges Echo sind. Rufe des Generals — Antworten an Wina vor — Indem der General eintrat und Walt flam¬ *) S. 10. in Reichards Lieder-Sammlung, worinn
manche das 10te mal beſſer klingen, als das erſte¬ mal, und Dichter und Komponiſt meiſtens ihr ge¬ genſeitiges Echo ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="27"/> Rufe des Generals — Antworten an Wina vor —<lb/> Endlich hoͤrt' er wirklich Wina ſelber im naͤchſten<lb/> Zimmer mit ihrem Vater vom Singen ſprechen.<lb/> Er gluͤhte bis zur Stirn hinauf, und buͤkte den<lb/> unruhigen Kopf faſt bis an die Feder nieder. Sie<lb/> hatte jenen innigſten, herzlichſten, mehr aus der<lb/> Bruſt als Kehle heraufgeholten Sprachton, den<lb/> Weiber und Schweizer viel haͤufiger angeben, als<lb/> andre Leute.</p><lb/> <p>Indem der General eintrat und Walt flam¬<lb/> mend fortkopieren wollte: hatt' er das Ungluͤk,<lb/> daß das Maͤdgen Singnoten aus dem Kabinette<lb/> fliegend wegholte, ohne daß er vor lauter Zart¬<lb/> heit etwas geſehen hatte, wenn man nicht die<lb/> weiſſe Schleppe zu hoch anſchlagen will. Bald<lb/> darauf fieng im zweiten Zimmer ihre Singſtim¬<lb/> me an — „O nein doch, rief der General,<lb/> durch die ofnen Thuͤren, den lezten Wunſch von<lb/><hi rendition="#g">Reichard</hi> meint' ich<note place="foot" n="*)">S. 10. in Reichards Lieder-Sammlung, worinn<lb/> manche das 10te mal beſſer klingen, als das erſte¬<lb/> mal, und Dichter und Komponiſt meiſtens ihr ge¬<lb/> genſeitiges Echo ſind.<lb/></note>.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0035]
Rufe des Generals — Antworten an Wina vor —
Endlich hoͤrt' er wirklich Wina ſelber im naͤchſten
Zimmer mit ihrem Vater vom Singen ſprechen.
Er gluͤhte bis zur Stirn hinauf, und buͤkte den
unruhigen Kopf faſt bis an die Feder nieder. Sie
hatte jenen innigſten, herzlichſten, mehr aus der
Bruſt als Kehle heraufgeholten Sprachton, den
Weiber und Schweizer viel haͤufiger angeben, als
andre Leute.
Indem der General eintrat und Walt flam¬
mend fortkopieren wollte: hatt' er das Ungluͤk,
daß das Maͤdgen Singnoten aus dem Kabinette
fliegend wegholte, ohne daß er vor lauter Zart¬
heit etwas geſehen hatte, wenn man nicht die
weiſſe Schleppe zu hoch anſchlagen will. Bald
darauf fieng im zweiten Zimmer ihre Singſtim¬
me an — „O nein doch, rief der General,
durch die ofnen Thuͤren, den lezten Wunſch von
Reichard meint' ich *).“
*) S. 10. in Reichards Lieder-Sammlung, worinn
manche das 10te mal beſſer klingen, als das erſte¬
mal, und Dichter und Komponiſt meiſtens ihr ge¬
genſeitiges Echo ſind.
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