teswillen, junger Mensch, sei eine Kutsche, (fol¬ ge einem ältern) und habe hinten dein rundes Fenstergen, damit kein Dieb dir Geld abschnei¬ det oder Ehre."
Ich habe leider nichts zu erzählen, sagte Vult.
Aber der Notar konnte zum Glück noch viel Mittheilen. Er erzählte chronologisch -- denn Vult gebot's, weil jener sonst alles ausließ -- und mit höchster Behutsamkeit -- denn Walt kannte dessen unmetrische Härten gegen Weiber -- Raphaelens Gespräch. Allein es half wenig; er ha¬ ste alles Neupeter'sche und besonders das weibliche. "Raphaela, sagt' er, ist lauter Lug und Trug." -- "Und einer so armen Häslichen, versezte Walt, könnt' ich einen vergeben, obgleich we¬ der mir noch einer noch einem Geliebten." -- "Sie will nur, das mein' ich -- fuhr Vult fort -- sich auf ihre innere Brust brüsten, und während Ein Liebhaber auslöscht, einen Suk¬ zessor im 'trüben Thränenwasser erfischen. Ein Weib ist ein weiblicher Reim, der sich auf zwei Laute reimt; ein männlicher auf einen.
teswillen, junger Menſch, ſei eine Kutſche, (fol¬ ge einem aͤltern) und habe hinten dein rundes Fenſtergen, damit kein Dieb dir Geld abſchnei¬ det oder Ehre.“
Ich habe leider nichts zu erzaͤhlen, ſagte Vult.
Aber der Notar konnte zum Gluͤck noch viel Mittheilen. Er erzaͤhlte chronologiſch — denn Vult gebot's, weil jener ſonſt alles ausließ — und mit hoͤchſter Behutſamkeit — denn Walt kannte deſſen unmetriſche Haͤrten gegen Weiber — Raphaelens Geſpraͤch. Allein es half wenig; er ha¬ ſte alles Neupeter'ſche und beſonders das weibliche. „Raphaela, ſagt' er, iſt lauter Lug und Trug.“ — „Und einer ſo armen Haͤslichen, verſezte Walt, koͤnnt' ich einen vergeben, obgleich we¬ der mir noch einer noch einem Geliebten.“ — „Sie will nur, das mein' ich — fuhr Vult fort — ſich auf ihre innere Bruſt bruͤſten, und waͤhrend Ein Liebhaber ausloͤſcht, einen Suk¬ zeſſor im 'truͤben Thraͤnenwaſſer erfiſchen. Ein Weib iſt ein weiblicher Reim, der ſich auf zwei Laute reimt; ein maͤnnlicher auf einen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0075"n="67"/>
teswillen, junger Menſch, ſei eine Kutſche, (fol¬<lb/>
ge einem aͤltern) und habe hinten dein rundes<lb/>
Fenſtergen, damit kein Dieb dir Geld abſchnei¬<lb/>
det oder Ehre.“</p><lb/><p>Ich habe leider nichts zu erzaͤhlen, ſagte<lb/>
Vult.</p><lb/><p>Aber der Notar konnte zum Gluͤck noch viel<lb/>
Mittheilen. Er erzaͤhlte chronologiſch — denn<lb/>
Vult gebot's, weil jener ſonſt alles ausließ —<lb/>
und mit hoͤchſter Behutſamkeit — denn Walt<lb/>
kannte deſſen unmetriſche Haͤrten gegen Weiber —<lb/>
Raphaelens Geſpraͤch. Allein es half wenig; er ha¬<lb/>ſte alles Neupeter'ſche und beſonders das weibliche.<lb/>„Raphaela, ſagt' er, iſt lauter Lug und Trug.“<lb/>—„Und einer ſo armen Haͤslichen, verſezte<lb/>
Walt, koͤnnt' ich einen vergeben, obgleich we¬<lb/>
der mir noch einer noch einem Geliebten.“—<lb/>„Sie will nur, das mein' ich — fuhr Vult<lb/>
fort —ſich auf ihre innere Bruſt bruͤſten, und<lb/>
waͤhrend Ein Liebhaber ausloͤſcht, einen Suk¬<lb/>
zeſſor im 'truͤben Thraͤnenwaſſer erfiſchen. Ein<lb/>
Weib iſt ein <hirendition="#g">weiblicher</hi> Reim, der ſich auf<lb/><hirendition="#g">zwei</hi> Laute reimt; ein maͤnnlicher auf <hirendition="#g">einen</hi>.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[67/0075]
teswillen, junger Menſch, ſei eine Kutſche, (fol¬
ge einem aͤltern) und habe hinten dein rundes
Fenſtergen, damit kein Dieb dir Geld abſchnei¬
det oder Ehre.“
Ich habe leider nichts zu erzaͤhlen, ſagte
Vult.
Aber der Notar konnte zum Gluͤck noch viel
Mittheilen. Er erzaͤhlte chronologiſch — denn
Vult gebot's, weil jener ſonſt alles ausließ —
und mit hoͤchſter Behutſamkeit — denn Walt
kannte deſſen unmetriſche Haͤrten gegen Weiber —
Raphaelens Geſpraͤch. Allein es half wenig; er ha¬
ſte alles Neupeter'ſche und beſonders das weibliche.
„Raphaela, ſagt' er, iſt lauter Lug und Trug.“
— „Und einer ſo armen Haͤslichen, verſezte
Walt, koͤnnt' ich einen vergeben, obgleich we¬
der mir noch einer noch einem Geliebten.“ —
„Sie will nur, das mein' ich — fuhr Vult
fort — ſich auf ihre innere Bruſt bruͤſten, und
waͤhrend Ein Liebhaber ausloͤſcht, einen Suk¬
zeſſor im 'truͤben Thraͤnenwaſſer erfiſchen. Ein
Weib iſt ein weiblicher Reim, der ſich auf
zwei Laute reimt; ein maͤnnlicher auf einen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/75>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.