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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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dichten?) -- viele gesperrte Träume -- und end¬
lich 36 innere Fecht-Stunden dazu -- -- so
viel und nicht weniger muste sich in einander
hacken, damit Walt, weil's nicht mehr auszu¬
halten war, keine weitere Umstände machte, son¬
dern zwei nöthige Gänge, den ersten zu den Te¬
staments-Vollstreckern, um den dritten langen
anzusagen als Notariats-Pause; und darauf
den zweiten zum Flötenspieler, um ihm hun¬
dert Anlässe zur Reise, und die Reise zu
melden.

Beide Brüder freuten sich wochenlang auf
alles, was jeder nun dem andern Geschichtliches
werde zu erzählen haben, wenn er wochenlang
weggewesen; jezt war Walt der Geber. Vult
hatte sich über viel zu wundern. Sehr schwer
fiel' es ihm, die juristische Regel, daß Worte
eines Sterbenden Eiden gleich gelten wie die ei¬
nes Quäkers, auf den prahlenden Flitte anzu¬
wenden; indeß blieb ihm die Angel verdeckt, um
welche sich die ganze Täuschung drehte. "Mir
ist, sagt' er, als hätten die Narren dich zum
-- Weisen; ich weiß aber nicht wo. Um Got¬

dichten?) — viele geſperrte Traͤume — und end¬
lich 36 innere Fecht-Stunden dazu — — ſo
viel und nicht weniger muſte ſich in einander
hacken, damit Walt, weil's nicht mehr auszu¬
halten war, keine weitere Umſtaͤnde machte, ſon¬
dern zwei noͤthige Gaͤnge, den erſten zu den Te¬
ſtaments-Vollſtreckern, um den dritten langen
anzuſagen als Notariats-Pauſe; und darauf
den zweiten zum Floͤtenſpieler, um ihm hun¬
dert Anlaͤſſe zur Reiſe, und die Reiſe zu
melden.

Beide Bruͤder freuten ſich wochenlang auf
alles, was jeder nun dem andern Geſchichtliches
werde zu erzaͤhlen haben, wenn er wochenlang
weggeweſen; jezt war Walt der Geber. Vult
hatte ſich uͤber viel zu wundern. Sehr ſchwer
fiel' es ihm, die juriſtiſche Regel, daß Worte
eines Sterbenden Eiden gleich gelten wie die ei¬
nes Quaͤkers, auf den prahlenden Flitte anzu¬
wenden; indeß blieb ihm die Angel verdeckt, um
welche ſich die ganze Taͤuſchung drehte. „Mir
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[66/0074] dichten?) — viele geſperrte Traͤume — und end¬ lich 36 innere Fecht-Stunden dazu — — ſo viel und nicht weniger muſte ſich in einander hacken, damit Walt, weil's nicht mehr auszu¬ halten war, keine weitere Umſtaͤnde machte, ſon¬ dern zwei noͤthige Gaͤnge, den erſten zu den Te¬ ſtaments-Vollſtreckern, um den dritten langen anzuſagen als Notariats-Pauſe; und darauf den zweiten zum Floͤtenſpieler, um ihm hun¬ dert Anlaͤſſe zur Reiſe, und die Reiſe zu melden. Beide Bruͤder freuten ſich wochenlang auf alles, was jeder nun dem andern Geſchichtliches werde zu erzaͤhlen haben, wenn er wochenlang weggeweſen; jezt war Walt der Geber. Vult hatte ſich uͤber viel zu wundern. Sehr ſchwer fiel' es ihm, die juriſtiſche Regel, daß Worte eines Sterbenden Eiden gleich gelten wie die ei¬ nes Quaͤkers, auf den prahlenden Flitte anzu¬ wenden; indeß blieb ihm die Angel verdeckt, um welche ſich die ganze Taͤuſchung drehte. „Mir iſt, ſagt' er, als haͤtten die Narren dich zum — Weiſen; ich weiß aber nicht wo. Um Got¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/74>, abgerufen am 21.11.2024.