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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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unter den vier Holz-Armen eines Wegzeigers,
bei sich festsetzen konnte, wohin er gegenwärtig
gedenke, ob nach Westen, Norden, Nordosten,
oder Osten; aus Süden, dem Stadtthor, kam er
aber [h]er.

Seine Hauptabsicht war, den Namen der
Stadt gar nicht zu wissen, der er etwa unter
Wegs aufstieß, desgleichen der Dörfer. Durch
eine solche Unwissenheit hoft' er ohne alles Ziel
unter den geschlängelten Blumenbeeten der Reise
umher zu schweifen, und nichts zu begehren so
wie zu besehen, als was er eben habe -- in ei¬
nem fort bei jedem Tritte anzukommen -- sich
in jedes goldgrüne Lust-Wäldgen zu betten,
und ständ' es hinter ihm -- in jeder Ortschaft
selber den Namen der Ortschaft zu erfragen, und
darüber sich ganz heimlich zu ergötzen -- und
dabei, bei solchen Maasregeln in einem solchen
Strich Landes, der vielleicht mit Landhäusern,
Irrgärten, Tharanden, plauischen Gründen vor¬
her, Bergschlössern voll heruntersehender Fräu¬
leins-Augen, Kapellen voll aufgehobner Beter-
Augen und überhaupt mit Pilgern, Zufällen

unter den vier Holz-Armen eines Wegzeigers,
bei ſich feſtſetzen konnte, wohin er gegenwaͤrtig
gedenke, ob nach Weſten, Norden, Nordoſten,
oder Oſten; aus Suͤden, dem Stadtthor, kam er
aber [h]er.

Seine Hauptabſicht war, den Namen der
Stadt gar nicht zu wiſſen, der er etwa unter
Wegs aufſtieß, desgleichen der Doͤrfer. Durch
eine ſolche Unwiſſenheit hoft' er ohne alles Ziel
unter den geſchlaͤngelten Blumenbeeten der Reiſe
umher zu ſchweifen, und nichts zu begehren ſo
wie zu beſehen, als was er eben habe — in ei¬
nem fort bei jedem Tritte anzukommen — ſich
in jedes goldgruͤne Luſt-Waͤldgen zu betten,
und ſtaͤnd' es hinter ihm — in jeder Ortſchaft
ſelber den Namen der Ortſchaft zu erfragen, und
daruͤber ſich ganz heimlich zu ergoͤtzen — und
dabei, bei ſolchen Maasregeln in einem ſolchen
Strich Landes, der vielleicht mit Landhaͤuſern,
Irrgaͤrten, Tharanden, plauiſchen Gruͤnden vor¬
her, Bergſchloͤſſern voll herunterſehender Fraͤu¬
leins-Augen, Kapellen voll aufgehobner Beter-
Augen und uͤberhaupt mit Pilgern, Zufaͤllen

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[70/0078] unter den vier Holz-Armen eines Wegzeigers, bei ſich feſtſetzen konnte, wohin er gegenwaͤrtig gedenke, ob nach Weſten, Norden, Nordoſten, oder Oſten; aus Suͤden, dem Stadtthor, kam er aber her. Seine Hauptabſicht war, den Namen der Stadt gar nicht zu wiſſen, der er etwa unter Wegs aufſtieß, desgleichen der Doͤrfer. Durch eine ſolche Unwiſſenheit hoft' er ohne alles Ziel unter den geſchlaͤngelten Blumenbeeten der Reiſe umher zu ſchweifen, und nichts zu begehren ſo wie zu beſehen, als was er eben habe — in ei¬ nem fort bei jedem Tritte anzukommen — ſich in jedes goldgruͤne Luſt-Waͤldgen zu betten, und ſtaͤnd' es hinter ihm — in jeder Ortſchaft ſelber den Namen der Ortſchaft zu erfragen, und daruͤber ſich ganz heimlich zu ergoͤtzen — und dabei, bei ſolchen Maasregeln in einem ſolchen Strich Landes, der vielleicht mit Landhaͤuſern, Irrgaͤrten, Tharanden, plauiſchen Gruͤnden vor¬ her, Bergſchloͤſſern voll herunterſehender Fraͤu¬ leins-Augen, Kapellen voll aufgehobner Beter- Augen und uͤberhaupt mit Pilgern, Zufaͤllen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/78>, abgerufen am 21.11.2024.