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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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trat singend hinein. -- Walt trank und brach
auf. Schön war draussen die Welt, sogar noch
in Härmlesberg. Im Dorfe wurde Zimmerholz
mit lauten Schlägen zugehauen, und, mit der
rothen Meßschnur angeschnellet, in gerade For¬
men abgetheilt; -- alle Kinderßenen unter dem
Bauholz seines Vaters kamen mit dem Rosenho¬
nig der Erinnerung aus den Kindheitsrosen bela¬
den zurük. Bleicherinnen mit grossen Hüten be¬
gossen, leicht gebükt, die weissen Beete aus
Flachs-Lilien. Aus dem Hut, den ein Mädgen
an langen Bändern an der Hand herunter hängen
ließ, floh er zu den blauen, gelben Glaskugeln
eines Gartens auf, und wiegte sich überall.

Izt kam er in die lange Gasse des aus Ber¬
gen, wie aus Pallästen zusammen gereiheten Ro¬
sana-Thals hinein -- Edens Gartenschlüssel
wurden ihm vorn überreicht, und er sperrte es
auf. "Der völlige Frühling ist da, der Orpheus
der Natur, sagt' ich (schreibt er) denn die Wiesen
blühen ja -- die Dotterblumen stehen so dicht --
den Heu-Bergen ziehen kleine Kinder mit grossen
Rechen kleine Hügel zu -- oben aus den Wäldern

trat ſingend hinein. — Walt trank und brach
auf. Schoͤn war drauſſen die Welt, ſogar noch
in Haͤrmlesberg. Im Dorfe wurde Zimmerholz
mit lauten Schlaͤgen zugehauen, und, mit der
rothen Meßſchnur angeſchnellet, in gerade For¬
men abgetheilt; — alle Kinderſzenen unter dem
Bauholz ſeines Vaters kamen mit dem Roſenho¬
nig der Erinnerung aus den Kindheitsroſen bela¬
den zuruͤk. Bleicherinnen mit groſſen Huͤten be¬
goſſen, leicht gebuͤkt, die weiſſen Beete aus
Flachs-Lilien. Aus dem Hut, den ein Maͤdgen
an langen Baͤndern an der Hand herunter haͤngen
ließ, floh er zu den blauen, gelben Glaskugeln
eines Gartens auf, und wiegte ſich uͤberall.

Izt kam er in die lange Gaſſe des aus Ber¬
gen, wie aus Pallaͤſten zuſammen gereiheten Ro¬
ſana-Thals hinein — Edens Gartenſchluͤſſel
wurden ihm vorn uͤberreicht, und er ſperrte es
auf. „Der voͤllige Fruͤhling iſt da, der Orpheus
der Natur, ſagt' ich (ſchreibt er) denn die Wieſen
bluͤhen ja — die Dotterblumen ſtehen ſo dicht —
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[86/0094] trat ſingend hinein. — Walt trank und brach auf. Schoͤn war drauſſen die Welt, ſogar noch in Haͤrmlesberg. Im Dorfe wurde Zimmerholz mit lauten Schlaͤgen zugehauen, und, mit der rothen Meßſchnur angeſchnellet, in gerade For¬ men abgetheilt; — alle Kinderſzenen unter dem Bauholz ſeines Vaters kamen mit dem Roſenho¬ nig der Erinnerung aus den Kindheitsroſen bela¬ den zuruͤk. Bleicherinnen mit groſſen Huͤten be¬ goſſen, leicht gebuͤkt, die weiſſen Beete aus Flachs-Lilien. Aus dem Hut, den ein Maͤdgen an langen Baͤndern an der Hand herunter haͤngen ließ, floh er zu den blauen, gelben Glaskugeln eines Gartens auf, und wiegte ſich uͤberall. Izt kam er in die lange Gaſſe des aus Ber¬ gen, wie aus Pallaͤſten zuſammen gereiheten Ro¬ ſana-Thals hinein — Edens Gartenſchluͤſſel wurden ihm vorn uͤberreicht, und er ſperrte es auf. „Der voͤllige Fruͤhling iſt da, der Orpheus der Natur, ſagt' ich (ſchreibt er) denn die Wieſen bluͤhen ja — die Dotterblumen ſtehen ſo dicht — den Heu-Bergen ziehen kleine Kinder mit groſſen Rechen kleine Huͤgel zu — oben aus den Waͤldern

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/94>, abgerufen am 21.11.2024.