zu nennen, verdecken können? Es ist ja or¬ dentliche Fopperei der Welt. Auf der andern Seite ist es allerdings -- schreibe aber dann fort -- eben so ermunternd und erhaben, daß der Tropfe Dinte, den du oder ich nachher aus der Feder aufs Papier im Stillen hinflößen, Wasser für die Mühlräder der Welt seyn kann -- aushö¬ lendes Aetzwasser und Tropfbad für das Riesen¬ gebirge der Zeit -- ein Riechspiritus und Hirsch¬ horngeist für manches Volk -- der Aufenthalt des Meergottes als Zeitgeistes -- oder sonst etwas ähnliches dem Tropfen, womit ein Banquier oder ein Fürst Städte und Länder überschwemmt. Gott! womit verdient man es, daß man so er¬ haben ist? -- Jetzt schreib aber."
Abends gegen vier Uhr hörte Walt deutlich, daß Vult zu Floren sagte: "eh' du uns bettest, schönes Kind, so laufe zum H. Notarius Har¬ nisch, in meiner Nachbarschaft, und ich ließ' ihn bitten, diesen Abend zum Thee, auf einen The marchant -- und bringe nur mir Licht, weil er dann keines braucht." -- Walt erschien, um das erstemal in seinem Leben einen Thee anders als
Flegeljahre IV. Bd. 10
zu nennen, verdecken koͤnnen? Es iſt ja or¬ dentliche Fopperei der Welt. Auf der andern Seite iſt es allerdings — ſchreibe aber dann fort — eben ſo ermunternd und erhaben, daß der Tropfe Dinte, den du oder ich nachher aus der Feder aufs Papier im Stillen hinfloͤßen, Waſſer fuͤr die Muͤhlraͤder der Welt ſeyn kann — aushoͤ¬ lendes Aetzwaſſer und Tropfbad fuͤr das Rieſen¬ gebirge der Zeit — ein Riechſpiritus und Hirſch¬ horngeiſt fuͤr manches Volk — der Aufenthalt des Meergottes als Zeitgeiſtes — oder ſonſt etwas aͤhnliches dem Tropfen, womit ein Banquier oder ein Fuͤrſt Staͤdte und Laͤnder uͤberſchwemmt. Gott! womit verdient man es, daß man ſo er¬ haben iſt? — Jetzt ſchreib aber.“
Abends gegen vier Uhr hoͤrte Walt deutlich, daß Vult zu Floren ſagte: „eh' du uns betteſt, ſchoͤnes Kind, ſo laufe zum H. Notarius Har¬ niſch, in meiner Nachbarſchaft, und ich ließ' ihn bitten, dieſen Abend zum Thee, auf einen Thé marchant — und bringe nur mir Licht, weil er dann keines braucht.“ — Walt erſchien, um das erſtemal in ſeinem Leben einen Thee anders als
Flegeljahre IV. Bd. 10
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0151"n="145"/>
zu nennen, verdecken koͤnnen? Es iſt ja or¬<lb/>
dentliche Fopperei der Welt. Auf der andern<lb/>
Seite iſt es allerdings —ſchreibe aber dann fort<lb/>— eben ſo ermunternd und erhaben, daß der<lb/>
Tropfe Dinte, den du oder ich nachher aus der<lb/>
Feder aufs Papier im Stillen hinfloͤßen, Waſſer<lb/>
fuͤr die Muͤhlraͤder der Welt ſeyn kann — aushoͤ¬<lb/>
lendes Aetzwaſſer und Tropfbad fuͤr das Rieſen¬<lb/>
gebirge der Zeit — ein Riechſpiritus und Hirſch¬<lb/>
horngeiſt fuͤr manches Volk — der Aufenthalt<lb/>
des Meergottes als Zeitgeiſtes — oder ſonſt etwas<lb/>
aͤhnliches dem Tropfen, womit ein Banquier<lb/>
oder ein Fuͤrſt Staͤdte und Laͤnder uͤberſchwemmt.<lb/>
Gott! womit verdient man es, daß man ſo er¬<lb/>
haben iſt? — Jetzt ſchreib aber.“</p><lb/><p>Abends gegen vier Uhr hoͤrte Walt deutlich,<lb/>
daß Vult zu Floren ſagte: „eh' du uns betteſt,<lb/>ſchoͤnes Kind, ſo laufe zum H. Notarius Har¬<lb/>
niſch, in meiner Nachbarſchaft, und ich ließ' ihn<lb/>
bitten, dieſen Abend zum Thee, auf einen <hirendition="#aq">Thé<lb/>
marchant</hi>— und bringe nur mir Licht, weil er<lb/>
dann keines braucht.“— Walt erſchien, um das<lb/>
erſtemal in ſeinem Leben einen Thee anders als<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Flegeljahre <hirendition="#aq">IV</hi>. Bd. 10<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[145/0151]
zu nennen, verdecken koͤnnen? Es iſt ja or¬
dentliche Fopperei der Welt. Auf der andern
Seite iſt es allerdings — ſchreibe aber dann fort
— eben ſo ermunternd und erhaben, daß der
Tropfe Dinte, den du oder ich nachher aus der
Feder aufs Papier im Stillen hinfloͤßen, Waſſer
fuͤr die Muͤhlraͤder der Welt ſeyn kann — aushoͤ¬
lendes Aetzwaſſer und Tropfbad fuͤr das Rieſen¬
gebirge der Zeit — ein Riechſpiritus und Hirſch¬
horngeiſt fuͤr manches Volk — der Aufenthalt
des Meergottes als Zeitgeiſtes — oder ſonſt etwas
aͤhnliches dem Tropfen, womit ein Banquier
oder ein Fuͤrſt Staͤdte und Laͤnder uͤberſchwemmt.
Gott! womit verdient man es, daß man ſo er¬
haben iſt? — Jetzt ſchreib aber.“
Abends gegen vier Uhr hoͤrte Walt deutlich,
daß Vult zu Floren ſagte: „eh' du uns betteſt,
ſchoͤnes Kind, ſo laufe zum H. Notarius Har¬
niſch, in meiner Nachbarſchaft, und ich ließ' ihn
bitten, dieſen Abend zum Thee, auf einen Thé
marchant — und bringe nur mir Licht, weil er
dann keines braucht.“ — Walt erſchien, um das
erſtemal in ſeinem Leben einen Thee anders als
Flegeljahre IV. Bd. 10
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/151>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.