Mücken in den schiefen Strahlen spielen, als er im Hofgarten -- den der gute Fürst jeden Winter dem Publikum öffnen ließ -- die silbernen Schneeflocken der Bäume unter der blitzenden Sonne in weiße Blüten, die den Frühling überluden, umdachte und darunter weiter spazierte. So plötzlich auf die Frühlings-Insel ausgesetzt, schlug er in ihr die heitersten Wege ein. Er machte einen nahen an der Bude eines Sämereienhändlers vorbei und hielt ein wenig vor dessen Budentisch, nicht um eine Düte zu kaufen -- wozu ihm ein Beet fehlte, da alle seine Morgen Lands nur in seinem Mor¬ genland bestanden -- sondern um den Samen von französischen Radiesen, Maienrüben, bunten Feuerbohnen, Zuckererbsen, Kapuzinersalat, gel¬ bem Prinzenkopf zu denken und zu riechen und auf diese Weise (nach Vults Ausdruck, glaub ich) einen Vorfrühling zu schnupfen. In der That geht unter allen Sinnen-Wegen keiner so offen und kurz in das fest zugebauete Gehirn als der durch die Nasenhöhlen.
Darauf holte er sich beim Bücherverleiher vie¬ les, was er von guten Werken über Schmetter¬
Flegeljahre IV. Bd. 11
Muͤcken in den ſchiefen Strahlen ſpielen, als er im Hofgarten — den der gute Fuͤrſt jeden Winter dem Publikum oͤffnen ließ — die ſilbernen Schneeflocken der Baͤume unter der blitzenden Sonne in weiße Bluͤten, die den Fruͤhling uͤberluden, umdachte und darunter weiter ſpazierte. So ploͤtzlich auf die Fruͤhlings-Inſel ausgeſetzt, ſchlug er in ihr die heiterſten Wege ein. Er machte einen nahen an der Bude eines Saͤmereienhaͤndlers vorbei und hielt ein wenig vor deſſen Budentiſch, nicht um eine Duͤte zu kaufen — wozu ihm ein Beet fehlte, da alle ſeine Morgen Lands nur in ſeinem Mor¬ genland beſtanden — ſondern um den Samen von franzoͤſiſchen Radieſen, Maienruͤben, bunten Feuerbohnen, Zuckererbſen, Kapuzinerſalat, gel¬ bem Prinzenkopf zu denken und zu riechen und auf dieſe Weiſe (nach Vults Ausdruck, glaub ich) einen Vorfruͤhling zu ſchnupfen. In der That geht unter allen Sinnen-Wegen keiner ſo offen und kurz in das feſt zugebauete Gehirn als der durch die Naſenhoͤhlen.
Darauf holte er ſich beim Buͤcherverleiher vie¬ les, was er von guten Werken uͤber Schmetter¬
Flegeljahre IV. Bd. 11
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Muͤcken in den ſchiefen Strahlen ſpielen, als er im
Hofgarten — den der gute Fuͤrſt jeden Winter dem
Publikum oͤffnen ließ — die ſilbernen Schneeflocken
der Baͤume unter der blitzenden Sonne in weiße
Bluͤten, die den Fruͤhling uͤberluden, umdachte
und darunter weiter ſpazierte. So ploͤtzlich auf
die Fruͤhlings-Inſel ausgeſetzt, ſchlug er in ihr
die heiterſten Wege ein. Er machte einen nahen
an der Bude eines Saͤmereienhaͤndlers vorbei und
hielt ein wenig vor deſſen Budentiſch, nicht um
eine Duͤte zu kaufen — wozu ihm ein Beet fehlte,
da alle ſeine Morgen Lands nur in ſeinem Mor¬
genland beſtanden — ſondern um den Samen
von franzoͤſiſchen Radieſen, Maienruͤben, bunten
Feuerbohnen, Zuckererbſen, Kapuzinerſalat, gel¬
bem Prinzenkopf zu denken und zu riechen und
auf dieſe Weiſe (nach Vults Ausdruck, glaub ich)
einen Vorfruͤhling zu ſchnupfen. In der That
geht unter allen Sinnen-Wegen keiner ſo offen
und kurz in das feſt zugebauete Gehirn als der
durch die Naſenhoͤhlen.
Darauf holte er ſich beim Buͤcherverleiher vie¬
les, was er von guten Werken uͤber Schmetter¬
Flegeljahre IV. Bd. 11
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/167>, abgerufen am 25.11.2024.
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