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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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fahren ließ. Wenn nun darauf der Kandidat
Schomacker zum Essen kam und wir vom Vater
manche Historien mit Vergnügen zum zehntenmal
hörten -- wenn du nach dem Essen auf einer
Spahn-Geige aus gewichstem Zwirnfaden kratz¬
test -- und ich einen glimmenden Schleußen-
Spahn zu einem Feuerrad umschwang -- und ich
und du und der lange Knecht, der mir damals,
wie den Kindern vielleicht alle gewohnte Gesichter,
schön vorkam, spielten und sangen: "Ringe,
"ringe Reihe, 's sind der Kinder dreie, Sitzen
"auf den Holderbusch, Schreien alle Musch,
"Musch, Musch! Setzt euch nieder! Es sitzt 'ne
"Frau im Ringelein, Mit 7 kleinen Kindern.
"Was essens gern? Fischelein. Was trinkens gern?
"Rothen Wein. Setzt euch nieder!" -- Innig
erfreuet las ich neulich in Gräters Bragur das
einfältige Kinderding -- Ich muß aber meinen
Satz ganz anders angefangen haben." --

"Nunmehr ist er geschlossen. Das Leben
fängt, wie das griechische Drama, mit Possen an.
Beginn' ohne eh' du erwachst, deinen versproche¬
nen Sommertag.

fahren ließ. Wenn nun darauf der Kandidat
Schomacker zum Eſſen kam und wir vom Vater
manche Hiſtorien mit Vergnuͤgen zum zehntenmal
hoͤrten — wenn du nach dem Eſſen auf einer
Spahn-Geige aus gewichstem Zwirnfaden kratz¬
teſt — und ich einen glimmenden Schleußen-
Spahn zu einem Feuerrad umſchwang — und ich
und du und der lange Knecht, der mir damals,
wie den Kindern vielleicht alle gewohnte Geſichter,
ſchoͤn vorkam, ſpielten und ſangen: „Ringe,
„ringe Reihe, 's ſind der Kinder dreie, Sitzen
„auf den Holderbuſch, Schreien alle Muſch,
„Muſch, Muſch! Setzt euch nieder! Es ſitzt 'ne
„Frau im Ringelein, Mit 7 kleinen Kindern.
„Was eſſens gern? Fiſchelein. Was trinkens gern?
„Rothen Wein. Setzt euch nieder!“ — Innig
erfreuet las ich neulich in Graͤters Bragur das
einfaͤltige Kinderding — Ich muß aber meinen
Satz ganz anders angefangen haben.“ —

„Nunmehr iſt er geſchloſſen. Das Leben
faͤngt, wie das griechiſche Drama, mit Poſſen an.
Beginn' ohne eh' du erwachſt, deinen verſproche¬
nen Sommertag.

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[179/0185] fahren ließ. Wenn nun darauf der Kandidat Schomacker zum Eſſen kam und wir vom Vater manche Hiſtorien mit Vergnuͤgen zum zehntenmal hoͤrten — wenn du nach dem Eſſen auf einer Spahn-Geige aus gewichstem Zwirnfaden kratz¬ teſt — und ich einen glimmenden Schleußen- Spahn zu einem Feuerrad umſchwang — und ich und du und der lange Knecht, der mir damals, wie den Kindern vielleicht alle gewohnte Geſichter, ſchoͤn vorkam, ſpielten und ſangen: „Ringe, „ringe Reihe, 's ſind der Kinder dreie, Sitzen „auf den Holderbuſch, Schreien alle Muſch, „Muſch, Muſch! Setzt euch nieder! Es ſitzt 'ne „Frau im Ringelein, Mit 7 kleinen Kindern. „Was eſſens gern? Fiſchelein. Was trinkens gern? „Rothen Wein. Setzt euch nieder!“ — Innig erfreuet las ich neulich in Graͤters Bragur das einfaͤltige Kinderding — Ich muß aber meinen Satz ganz anders angefangen haben.“ — „Nunmehr iſt er geſchloſſen. Das Leben faͤngt, wie das griechiſche Drama, mit Poſſen an. Beginn' ohne eh' du erwachſt, deinen verſproche¬ nen Sommertag.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/185>, abgerufen am 27.11.2024.