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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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wovon du sprachst, ist darum noch keine für Zeich¬
nung; inzwischen kannst du immer, wenn die eine
Art Mahler sich von fremder Hand die Landschaf¬
ten, die andere sich die Menschen darin mahlen
ließ, beide Arten in dir vereinen. Vergieb den
Spaß!"

"Recht gern! Wir zogen als vornehme Gä¬
ste durchs Dorf nach Hause, wo der Vater die
Scharlachweste anlegte und mit mir und der Mut¬
ter spazieren ging, um Abends gegen 6 Uhr im
Gartenhäuschen zu essen. Nun glaub' ich nicht,
daß an einem solchen Abende, wo alle Welt im
Freien und angeputzt und freudig ist, und die Ge¬
neralin und andere Vornehme mit roth seidnen
Sonnenschirmen spazieren gehen, irgend ein Herz,
wenn es zumal in einem Bruder schlägt, es er¬
tragen kann, daß du allein im Kerker hausest."

"Sakerment!" sagte Vult.

"Sondern es war natürlich, daß ich und
der Knecht dir eine Dachleiter ans Fenster setzten,
damit du herunter könntest ins Dorf zur Lust. --
Nein, kein Spaziergang mit Menschen ist so schön
als der eines Kindes mit den Eltern. Wir gingen

wovon du ſprachſt, iſt darum noch keine fuͤr Zeich¬
nung; inzwiſchen kannſt du immer, wenn die eine
Art Mahler ſich von fremder Hand die Landſchaf¬
ten, die andere ſich die Menſchen darin mahlen
ließ, beide Arten in dir vereinen. Vergieb den
Spaß!“

„Recht gern! Wir zogen als vornehme Gaͤ¬
ſte durchs Dorf nach Hauſe, wo der Vater die
Scharlachweſte anlegte und mit mir und der Mut¬
ter ſpazieren ging, um Abends gegen 6 Uhr im
Gartenhaͤuschen zu eſſen. Nun glaub' ich nicht,
daß an einem ſolchen Abende, wo alle Welt im
Freien und angeputzt und freudig iſt, und die Ge¬
neralin und andere Vornehme mit roth ſeidnen
Sonnenſchirmen ſpazieren gehen, irgend ein Herz,
wenn es zumal in einem Bruder ſchlaͤgt, es er¬
tragen kann, daß du allein im Kerker hauſeſt.“

„Sakerment!“ ſagte Vult.

„Sondern es war natuͤrlich, daß ich und
der Knecht dir eine Dachleiter ans Fenſter ſetzten,
damit du herunter koͤnnteſt ins Dorf zur Luſt. —
Nein, kein Spaziergang mit Menſchen iſt ſo ſchoͤn
als der eines Kindes mit den Eltern. Wir gingen

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[188/0194] wovon du ſprachſt, iſt darum noch keine fuͤr Zeich¬ nung; inzwiſchen kannſt du immer, wenn die eine Art Mahler ſich von fremder Hand die Landſchaf¬ ten, die andere ſich die Menſchen darin mahlen ließ, beide Arten in dir vereinen. Vergieb den Spaß!“ „Recht gern! Wir zogen als vornehme Gaͤ¬ ſte durchs Dorf nach Hauſe, wo der Vater die Scharlachweſte anlegte und mit mir und der Mut¬ ter ſpazieren ging, um Abends gegen 6 Uhr im Gartenhaͤuschen zu eſſen. Nun glaub' ich nicht, daß an einem ſolchen Abende, wo alle Welt im Freien und angeputzt und freudig iſt, und die Ge¬ neralin und andere Vornehme mit roth ſeidnen Sonnenſchirmen ſpazieren gehen, irgend ein Herz, wenn es zumal in einem Bruder ſchlaͤgt, es er¬ tragen kann, daß du allein im Kerker hauſeſt.“ „Sakerment!“ ſagte Vult. „Sondern es war natuͤrlich, daß ich und der Knecht dir eine Dachleiter ans Fenſter ſetzten, damit du herunter koͤnnteſt ins Dorf zur Luſt. — Nein, kein Spaziergang mit Menſchen iſt ſo ſchoͤn als der eines Kindes mit den Eltern. Wir gingen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/194>, abgerufen am 27.11.2024.