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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Name über alle stolz gedeckte Prachtgebäude her¬
über und blinkt in seinem Abendroth sehr gegen
fremdes Morgenroth? Alle Fenster und Thüren
waren aufgemacht -- Sonne und Mond sahen zu¬
gleich hinein -- die rothweissen Aepfelknospen wur¬
den von ihren starren struppigen Aesten hineinge¬
halten und zuweilen eine schneeweiße Aepfelblüte
mit (o Vult, ich gebe den Aepfel für die Aepfel¬
blüte gern) -- Die Bienen gaben dem Vater Zei¬
chen eines nahen Schwärmens -- Ich fing mir
in eine Schachtel Goldkäfer, für welche ich den
Zucker längst aufgesparet hatte -- Noch glänzt
mir das Gold und der Schmaragd, dieses Para¬
diesvögelchen hienieden, in Deutschland meint' ich
-- Auch zog ich mir im Garten Schößlinge aus,
um sie daheim anzupflanzen zu einem Lustwäld¬
chen unter meinem Knie. Die Vögel schlugen wie
bestellt in unserem Gärtchen, das nur fünf Apfel¬
bäume und zwei Kirschbäume hatte und mehrere
Pflaumenbäume sammt guten Johannisbeer- und
Haselstauden. Zwei Finken schlugen, und der Va¬
ter sagte, der eine singe den scharfen Weingesang

Name uͤber alle ſtolz gedeckte Prachtgebaͤude her¬
uͤber und blinkt in ſeinem Abendroth ſehr gegen
fremdes Morgenroth? Alle Fenſter und Thuͤren
waren aufgemacht — Sonne und Mond ſahen zu¬
gleich hinein — die rothweiſſen Aepfelknoſpen wur¬
den von ihren ſtarren ſtruppigen Aeſten hineinge¬
halten und zuweilen eine ſchneeweiße Aepfelbluͤte
mit (o Vult, ich gebe den Aepfel fuͤr die Aepfel¬
bluͤte gern) — Die Bienen gaben dem Vater Zei¬
chen eines nahen Schwaͤrmens — Ich fing mir
in eine Schachtel Goldkaͤfer, fuͤr welche ich den
Zucker laͤngſt aufgeſparet hatte — Noch glaͤnzt
mir das Gold und der Schmaragd, dieſes Para¬
diesvoͤgelchen hienieden, in Deutſchland meint' ich
— Auch zog ich mir im Garten Schoͤßlinge aus,
um ſie daheim anzupflanzen zu einem Luſtwaͤld¬
chen unter meinem Knie. Die Voͤgel ſchlugen wie
beſtellt in unſerem Gaͤrtchen, das nur fuͤnf Apfel¬
baͤume und zwei Kirſchbaͤume hatte und mehrere
Pflaumenbaͤume ſammt guten Johannisbeer- und
Haſelſtauden. Zwei Finken ſchlugen, und der Va¬
ter ſagte, der eine ſinge den ſcharfen Weingeſang

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[190/0196] Name uͤber alle ſtolz gedeckte Prachtgebaͤude her¬ uͤber und blinkt in ſeinem Abendroth ſehr gegen fremdes Morgenroth? Alle Fenſter und Thuͤren waren aufgemacht — Sonne und Mond ſahen zu¬ gleich hinein — die rothweiſſen Aepfelknoſpen wur¬ den von ihren ſtarren ſtruppigen Aeſten hineinge¬ halten und zuweilen eine ſchneeweiße Aepfelbluͤte mit (o Vult, ich gebe den Aepfel fuͤr die Aepfel¬ bluͤte gern) — Die Bienen gaben dem Vater Zei¬ chen eines nahen Schwaͤrmens — Ich fing mir in eine Schachtel Goldkaͤfer, fuͤr welche ich den Zucker laͤngſt aufgeſparet hatte — Noch glaͤnzt mir das Gold und der Schmaragd, dieſes Para¬ diesvoͤgelchen hienieden, in Deutſchland meint' ich — Auch zog ich mir im Garten Schoͤßlinge aus, um ſie daheim anzupflanzen zu einem Luſtwaͤld¬ chen unter meinem Knie. Die Voͤgel ſchlugen wie beſtellt in unſerem Gaͤrtchen, das nur fuͤnf Apfel¬ baͤume und zwei Kirſchbaͤume hatte und mehrere Pflaumenbaͤume ſammt guten Johannisbeer- und Haſelſtauden. Zwei Finken ſchlugen, und der Va¬ ter ſagte, der eine ſinge den ſcharfen Weingeſang

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/196>, abgerufen am 27.11.2024.