wie z. B. Göthe, für eben so unnütz als eine zu¬ rechtweisende Sonnenuhr auf der Sonne -- rück¬ te nun Herrn Merkel nicht ohne Bosheit näher, indem er es erhob, daß er gerade an großen Autoren, die es am ersten und stillsten vertrügen, sich am meisten zeige durch kleine Ergießungen von Galle und Hirnwasser, so wie man nirgends (selten an kleine Privathäuser) so oft, als an er¬ habene und öffentliche Gebäude wie Raths-, Opernhäuser und Kirchen pißet. -- Er wundert sich, daß das Publikum sich noch nicht die Qual und Arbeit stark genug vorgestellt, womit er ganz allein in den Frauenzimmer-Briefen das todte Musenpferd aus der Straße wegzuschleppen streb¬ te, eine Marter, wovon ein Wasenknecht zu sprechen wisse, der mehrere Tage ganz allein, weil jeder Vorbeigehende sich zur Handreichung aus Vorurtheil für zu ehrlich halte, an einem gefal¬ lenen Gaule abtrage -- nahm davon Gelegenheit, dessen Stolz im vortheilhaften Lichte zu erblicken, da M. allerdings über die ungeheuren Riesen¬ schenkel und den Riesenthorax seines Schattens vergnügt erstaunen müsse, den er auf die Märker¬
wie z. B. Goͤthe, fuͤr eben ſo unnuͤtz als eine zu¬ rechtweiſende Sonnenuhr auf der Sonne — ruͤck¬ te nun Herrn Merkel nicht ohne Bosheit naͤher, indem er es erhob, daß er gerade an großen Autoren, die es am erſten und ſtillſten vertruͤgen, ſich am meiſten zeige durch kleine Ergießungen von Galle und Hirnwaſſer, ſo wie man nirgends (ſelten an kleine Privathaͤuſer) ſo oft, als an er¬ habene und oͤffentliche Gebaͤude wie Raths-, Opernhaͤuſer und Kirchen pißet. — Er wundert ſich, daß das Publikum ſich noch nicht die Qual und Arbeit ſtark genug vorgeſtellt, womit er ganz allein in den Frauenzimmer-Briefen das todte Muſenpferd aus der Straße wegzuſchleppen ſtreb¬ te, eine Marter, wovon ein Waſenknecht zu ſprechen wiſſe, der mehrere Tage ganz allein, weil jeder Vorbeigehende ſich zur Handreichung aus Vorurtheil fuͤr zu ehrlich halte, an einem gefal¬ lenen Gaule abtrage — nahm davon Gelegenheit, deſſen Stolz im vortheilhaften Lichte zu erblicken, da M. allerdings uͤber die ungeheuren Rieſen¬ ſchenkel und den Rieſenthorax ſeines Schattens vergnuͤgt erſtaunen muͤſſe, den er auf die Maͤrker¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0248"n="242"/>
wie z. B. Goͤthe, fuͤr eben ſo unnuͤtz als eine zu¬<lb/>
rechtweiſende Sonnenuhr auf der Sonne — ruͤck¬<lb/>
te nun Herrn Merkel nicht ohne Bosheit naͤher,<lb/>
indem er es erhob, daß er gerade an großen<lb/>
Autoren, die es am erſten und ſtillſten vertruͤgen,<lb/>ſich am meiſten zeige durch kleine Ergießungen von<lb/>
Galle und Hirnwaſſer, ſo wie man nirgends<lb/>
(ſelten an kleine Privathaͤuſer) ſo oft, als an er¬<lb/>
habene und oͤffentliche Gebaͤude wie Raths-,<lb/>
Opernhaͤuſer und Kirchen pißet. — Er wundert<lb/>ſich, daß das Publikum ſich noch nicht die Qual<lb/>
und Arbeit ſtark genug vorgeſtellt, womit er ganz<lb/>
allein in den Frauenzimmer-Briefen das todte<lb/>
Muſenpferd aus der Straße wegzuſchleppen ſtreb¬<lb/>
te, eine Marter, wovon ein Waſenknecht zu<lb/>ſprechen wiſſe, der mehrere Tage ganz allein, weil<lb/>
jeder Vorbeigehende ſich zur Handreichung aus<lb/>
Vorurtheil fuͤr zu ehrlich halte, an einem gefal¬<lb/>
lenen Gaule abtrage — nahm davon Gelegenheit,<lb/>
deſſen Stolz im vortheilhaften Lichte zu erblicken,<lb/>
da M. allerdings uͤber die ungeheuren Rieſen¬<lb/>ſchenkel und den Rieſenthorax ſeines Schattens<lb/>
vergnuͤgt erſtaunen muͤſſe, den er auf die Maͤrker¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[242/0248]
wie z. B. Goͤthe, fuͤr eben ſo unnuͤtz als eine zu¬
rechtweiſende Sonnenuhr auf der Sonne — ruͤck¬
te nun Herrn Merkel nicht ohne Bosheit naͤher,
indem er es erhob, daß er gerade an großen
Autoren, die es am erſten und ſtillſten vertruͤgen,
ſich am meiſten zeige durch kleine Ergießungen von
Galle und Hirnwaſſer, ſo wie man nirgends
(ſelten an kleine Privathaͤuſer) ſo oft, als an er¬
habene und oͤffentliche Gebaͤude wie Raths-,
Opernhaͤuſer und Kirchen pißet. — Er wundert
ſich, daß das Publikum ſich noch nicht die Qual
und Arbeit ſtark genug vorgeſtellt, womit er ganz
allein in den Frauenzimmer-Briefen das todte
Muſenpferd aus der Straße wegzuſchleppen ſtreb¬
te, eine Marter, wovon ein Waſenknecht zu
ſprechen wiſſe, der mehrere Tage ganz allein, weil
jeder Vorbeigehende ſich zur Handreichung aus
Vorurtheil fuͤr zu ehrlich halte, an einem gefal¬
lenen Gaule abtrage — nahm davon Gelegenheit,
deſſen Stolz im vortheilhaften Lichte zu erblicken,
da M. allerdings uͤber die ungeheuren Rieſen¬
ſchenkel und den Rieſenthorax ſeines Schattens
vergnuͤgt erſtaunen muͤſſe, den er auf die Maͤrker¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/248>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.