gehrten: so nahm jeder ein Loos, um etwa eine Maske zu ziehen.
Beide scharrten das Loosgeld zusammen, Vult unter vielem Fluchen auf ihre Nichtshabe¬ rei, und unter dem Beschwören, es geh' ihm so schlimm als den Hinterbacken eines Gaules. -- Ueberhaupt hielt er über jeden Mangel und Un¬ fall, lange Schimpfreden gegen das Leben, indem er sagte, auf der Vorhöllen-Fahrt sei das Leben ein Hemde-Wechseln, nämlich mit Hären-Hemden, und zu jedem pis sage das Schicksal bis und auf das Kanonen-Fieber folge das Lazareth-Fieber -- oder indem er fragte, ob nicht so das Gebiß den Zahnfraß bekommen mü߬ te, da es nichts anderes anzubeißen habe, wie Mühlsteine ohne Körner sich selber angreifen? -- Bald sagte er auch, das Leben sei durch Eis gut darzustellen -- auf einem Eisfeld habe man, außer kalter Küche und Gefrornes, noch seinen rußischen Eispallast mit einem guten Eiskeller für Kühltränke, und, von Eisvögeln umsungen, drücke man den Glacier ans Herz, in der heißern Zeit eines Maifrosts. -- "Ich kann dir nicht
gehrten: ſo nahm jeder ein Loos, um etwa eine Maske zu ziehen.
Beide ſcharrten das Loosgeld zuſammen, Vult unter vielem Fluchen auf ihre Nichtshabe¬ rei, und unter dem Beſchwoͤren, es geh' ihm ſo ſchlimm als den Hinterbacken eines Gaules. — Ueberhaupt hielt er uͤber jeden Mangel und Un¬ fall, lange Schimpfreden gegen das Leben, indem er ſagte, auf der Vorhoͤllen-Fahrt ſei das Leben ein Hemde-Wechſeln, naͤmlich mit Haͤren-Hemden, und zu jedem pis ſage das Schickſal bis und auf das Kanonen-Fieber folge das Lazareth-Fieber — oder indem er fragte, ob nicht ſo das Gebiß den Zahnfraß bekommen muͤ߬ te, da es nichts anderes anzubeißen habe, wie Muͤhlſteine ohne Koͤrner ſich ſelber angreifen? — Bald ſagte er auch, das Leben ſei durch Eis gut darzuſtellen — auf einem Eisfeld habe man, außer kalter Kuͤche und Gefrornes, noch ſeinen rußiſchen Eispallaſt mit einem guten Eiskeller fuͤr Kuͤhltraͤnke, und, von Eisvoͤgeln umſungen, druͤcke man den Glacier ans Herz, in der heißern Zeit eines Maifroſts. — „Ich kann dir nicht
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0270"n="264"/>
gehrten: ſo nahm jeder ein Loos, um etwa eine<lb/>
Maske zu ziehen.</p><lb/><p>Beide ſcharrten das Loosgeld zuſammen,<lb/>
Vult unter vielem Fluchen auf ihre Nichtshabe¬<lb/>
rei, und unter dem Beſchwoͤren, es geh' ihm ſo<lb/>ſchlimm als den Hinterbacken eines Gaules. —<lb/>
Ueberhaupt hielt er uͤber jeden Mangel und Un¬<lb/>
fall, lange Schimpfreden gegen das Leben,<lb/>
indem er ſagte, auf der Vorhoͤllen-Fahrt<lb/>ſei das Leben ein Hemde-Wechſeln, naͤmlich mit<lb/>
Haͤren-Hemden, und zu jedem <hirendition="#aq">pis</hi>ſage das<lb/>
Schickſal <hirendition="#aq">bis</hi> und auf das Kanonen-Fieber folge<lb/>
das Lazareth-Fieber — oder indem er fragte, ob<lb/>
nicht ſo das Gebiß den Zahnfraß bekommen muͤ߬<lb/>
te, da es nichts anderes anzubeißen habe, wie<lb/>
Muͤhlſteine ohne Koͤrner ſich ſelber angreifen? —<lb/>
Bald ſagte er auch, das Leben ſei durch Eis gut<lb/>
darzuſtellen — auf einem Eisfeld habe man,<lb/>
außer kalter Kuͤche und Gefrornes, noch ſeinen<lb/>
rußiſchen Eispallaſt mit einem guten Eiskeller<lb/>
fuͤr Kuͤhltraͤnke, und, von Eisvoͤgeln umſungen,<lb/>
druͤcke man den Glacier ans Herz, in der heißern<lb/>
Zeit eines Maifroſts. —„Ich kann dir nicht<lb/></p></div></body></text></TEI>
[264/0270]
gehrten: ſo nahm jeder ein Loos, um etwa eine
Maske zu ziehen.
Beide ſcharrten das Loosgeld zuſammen,
Vult unter vielem Fluchen auf ihre Nichtshabe¬
rei, und unter dem Beſchwoͤren, es geh' ihm ſo
ſchlimm als den Hinterbacken eines Gaules. —
Ueberhaupt hielt er uͤber jeden Mangel und Un¬
fall, lange Schimpfreden gegen das Leben,
indem er ſagte, auf der Vorhoͤllen-Fahrt
ſei das Leben ein Hemde-Wechſeln, naͤmlich mit
Haͤren-Hemden, und zu jedem pis ſage das
Schickſal bis und auf das Kanonen-Fieber folge
das Lazareth-Fieber — oder indem er fragte, ob
nicht ſo das Gebiß den Zahnfraß bekommen muͤ߬
te, da es nichts anderes anzubeißen habe, wie
Muͤhlſteine ohne Koͤrner ſich ſelber angreifen? —
Bald ſagte er auch, das Leben ſei durch Eis gut
darzuſtellen — auf einem Eisfeld habe man,
außer kalter Kuͤche und Gefrornes, noch ſeinen
rußiſchen Eispallaſt mit einem guten Eiskeller
fuͤr Kuͤhltraͤnke, und, von Eisvoͤgeln umſungen,
druͤcke man den Glacier ans Herz, in der heißern
Zeit eines Maifroſts. — „Ich kann dir nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/270>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.