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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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wie aus zwei Mansardenfenstern zu gucken, trug
er sich, wie eine Sänfte, über die Gasse, und
konnte es kaum glauben, daß er so herrlich unge¬
sehen, und zweigehäusig mit allen Seelen-Rädern
überall vorbei gehe, wie eine Uhr in einer Tasche.
Durch einen Irrweg, der sein Leben verfolgte,
trat er zuerst in das Punschzimmer ein, das er
für den Tanzsaal hielt, worein Musik aus schick¬
licher Ferne schön-gedämpft eindringe. Ihn wun¬
derte nichts so sehr, als daß er seine Bergkappe,
einfahrend in die schimmernde Baumannshöhle voll
Figuren, nicht abzog. Als er sich kühn aus der
Maske mit den Augen ans Fenster legte, fand er
umhersehend nicht ohne Verwunderung viele nackte
Angesichter, mit der abgeschundenen Maske in der
einen Hand, in der andern mit einem Glas. Das
allgemeine Schöpfen aus dem Gesundbrunnen oder
Ordensbecher, rechnete er zu den Ballgesetzen, und
verlangte sogleich sein Glas, und darauf -- weil
eine Admiralsmaske sein Flügelmann und Muster
war -- noch eines. Wina sah er nicht, auch kei¬
nen Schein von Vult. Eine Ritterin vom Orden
der Sklavinnen der Tugend ging gewandt umher,

wie aus zwei Manſardenfenſtern zu gucken, trug
er ſich, wie eine Saͤnfte, uͤber die Gaſſe, und
konnte es kaum glauben, daß er ſo herrlich unge¬
ſehen, und zweigehaͤuſig mit allen Seelen-Raͤdern
uͤberall vorbei gehe, wie eine Uhr in einer Taſche.
Durch einen Irrweg, der ſein Leben verfolgte,
trat er zuerſt in das Punſchzimmer ein, das er
fuͤr den Tanzſaal hielt, worein Muſik aus ſchick¬
licher Ferne ſchoͤn-gedaͤmpft eindringe. Ihn wun¬
derte nichts ſo ſehr, als daß er ſeine Bergkappe,
einfahrend in die ſchimmernde Baumannshoͤhle voll
Figuren, nicht abzog. Als er ſich kuͤhn aus der
Maske mit den Augen ans Fenſter legte, fand er
umherſehend nicht ohne Verwunderung viele nackte
Angeſichter, mit der abgeſchundenen Maske in der
einen Hand, in der andern mit einem Glas. Das
allgemeine Schoͤpfen aus dem Geſundbrunnen oder
Ordensbecher, rechnete er zu den Ballgeſetzen, und
verlangte ſogleich ſein Glas, und darauf — weil
eine Admiralsmaske ſein Fluͤgelmann und Muſter
war — noch eines. Wina ſah er nicht, auch kei¬
nen Schein von Vult. Eine Ritterin vom Orden
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[275/0281] wie aus zwei Manſardenfenſtern zu gucken, trug er ſich, wie eine Saͤnfte, uͤber die Gaſſe, und konnte es kaum glauben, daß er ſo herrlich unge¬ ſehen, und zweigehaͤuſig mit allen Seelen-Raͤdern uͤberall vorbei gehe, wie eine Uhr in einer Taſche. Durch einen Irrweg, der ſein Leben verfolgte, trat er zuerſt in das Punſchzimmer ein, das er fuͤr den Tanzſaal hielt, worein Muſik aus ſchick¬ licher Ferne ſchoͤn-gedaͤmpft eindringe. Ihn wun¬ derte nichts ſo ſehr, als daß er ſeine Bergkappe, einfahrend in die ſchimmernde Baumannshoͤhle voll Figuren, nicht abzog. Als er ſich kuͤhn aus der Maske mit den Augen ans Fenſter legte, fand er umherſehend nicht ohne Verwunderung viele nackte Angeſichter, mit der abgeſchundenen Maske in der einen Hand, in der andern mit einem Glas. Das allgemeine Schoͤpfen aus dem Geſundbrunnen oder Ordensbecher, rechnete er zu den Ballgeſetzen, und verlangte ſogleich ſein Glas, und darauf — weil eine Admiralsmaske ſein Fluͤgelmann und Muſter war — noch eines. Wina ſah er nicht, auch kei¬ nen Schein von Vult. Eine Ritterin vom Orden der Sklavinnen der Tugend ging gewandt umher,

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/281>, abgerufen am 22.11.2024.