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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Inhalt, das Geld, gelegt hatte -- und eilte,
um noch vorher sein Tagebuch, seine Noten und
Notae und alles vorher für die Post zugesperret
zu haben, bevor der Bruder erscheine: hörte er
ihn kommen. Er warf sich vor dessen Eintreten
aufs Bett, und schnarchte als Fuhrbergmann
ihm entgegen. Walt trat nahe an ihn, sah als
Spes ins braunglühende Gesicht voll stürmischer
Träume. Leise ging er umher, hauchte sich Tanz¬
melodieen vor, und legte als Text Liebesworte
unter.

Zulezt richtete sich Vult -- von diesem wind¬
stillen und hohen Himmel wie geärgert -- auf,
trat mit zugeschloßnen Augen im Zimmer umher,
und stellte sich als Nachtwandler an, um in sol¬
cher Rolle ungefragt einzupacken, und sobald
jener schliefe, unbedauert fortzugehen. "He da,
rief er, her ihr Leute, und was es noch sonst für
Spitzbuben gibt, helft packen, Bestien, und
schleppen! Greift mehr zu, ihr Helfershelfer!
Soll ich denn nicht heute um 3 Uhr nach der
Spitzbubeninsel, und unten steht schon mein Pferd
gesattelt, wie?" Dabei zog er sich an. Walt

Inhalt, das Geld, gelegt hatte — und eilte,
um noch vorher ſein Tagebuch, ſeine Noten und
Notæ und alles vorher fuͤr die Poſt zugeſperret
zu haben, bevor der Bruder erſcheine: hoͤrte er
ihn kommen. Er warf ſich vor deſſen Eintreten
aufs Bett, und ſchnarchte als Fuhrbergmann
ihm entgegen. Walt trat nahe an ihn, ſah als
Spes ins braungluͤhende Geſicht voll ſtuͤrmiſcher
Traͤume. Leiſe ging er umher, hauchte ſich Tanz¬
melodieen vor, und legte als Text Liebesworte
unter.

Zulezt richtete ſich Vult — von dieſem wind¬
ſtillen und hohen Himmel wie geaͤrgert — auf,
trat mit zugeſchloßnen Augen im Zimmer umher,
und ſtellte ſich als Nachtwandler an, um in ſol¬
cher Rolle ungefragt einzupacken, und ſobald
jener ſchliefe, unbedauert fortzugehen. „He da,
rief er, her ihr Leute, und was es noch ſonſt fuͤr
Spitzbuben gibt, helft packen, Beſtien, und
ſchleppen! Greift mehr zu, ihr Helfershelfer!
Soll ich denn nicht heute um 3 Uhr nach der
Spitzbubeninſel, und unten ſteht ſchon mein Pferd
geſattelt, wie?“ Dabei zog er ſich an. Walt

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[299/0305] Inhalt, das Geld, gelegt hatte — und eilte, um noch vorher ſein Tagebuch, ſeine Noten und Notæ und alles vorher fuͤr die Poſt zugeſperret zu haben, bevor der Bruder erſcheine: hoͤrte er ihn kommen. Er warf ſich vor deſſen Eintreten aufs Bett, und ſchnarchte als Fuhrbergmann ihm entgegen. Walt trat nahe an ihn, ſah als Spes ins braungluͤhende Geſicht voll ſtuͤrmiſcher Traͤume. Leiſe ging er umher, hauchte ſich Tanz¬ melodieen vor, und legte als Text Liebesworte unter. Zulezt richtete ſich Vult — von dieſem wind¬ ſtillen und hohen Himmel wie geaͤrgert — auf, trat mit zugeſchloßnen Augen im Zimmer umher, und ſtellte ſich als Nachtwandler an, um in ſol¬ cher Rolle ungefragt einzupacken, und ſobald jener ſchliefe, unbedauert fortzugehen. „He da, rief er, her ihr Leute, und was es noch ſonſt fuͤr Spitzbuben gibt, helft packen, Beſtien, und ſchleppen! Greift mehr zu, ihr Helfershelfer! Soll ich denn nicht heute um 3 Uhr nach der Spitzbubeninſel, und unten ſteht ſchon mein Pferd geſattelt, wie?“ Dabei zog er ſich an. Walt

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/305>, abgerufen am 24.11.2024.