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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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merten, und der ewige Schnee des Lichts lag auf
den Höhen.

Es schläft alles im rechten Lande, sagt'
ich, aber die Liebe träumt. Ein Morgenstern
kam, und küßte eine weiße Rosenknospe, und
blühte mit ihr weiter -- ein Zephyr hing sich
küssend an einen Eichengipfel -- einer der leise¬
sten Töne kam, und küßte eine Maiblume und ihr
Glöckchen wurde heftig empor geweht -- tau¬
send warme Wolken kamen und hingen sich
brünstig an Himmel und Erde zugleich -- Tur¬
teltauben wiegten sich dufttrunken auf Nachtvio¬
len, und warfen girrend sich die Küsse auf Blu¬
menblättern zu.

Auf einmal quoll am Himmel ein scharfbliz¬
zendes Sternchen heraus -- es hieß die Aurora
-- wie vor Lust riß sich einen Augenblik mein
Meer auf. -- Statt der dämmernden Ebene
lag ein fester breiter Blitz vor mir. Aber es schlug
sich wieder zu, das verdämmerte Land erwachte,
und alles wurde verändert; denn die Blumen,
die Sterne, die Töne, die Tauben waren nur
schlummernde Kinder gewesen. Nun umarmte

merten, und der ewige Schnee des Lichts lag auf
den Hoͤhen.

Es ſchlaͤft alles im rechten Lande, ſagt'
ich, aber die Liebe traͤumt. Ein Morgenſtern
kam, und kuͤßte eine weiße Roſenknoſpe, und
bluͤhte mit ihr weiter — ein Zephyr hing ſich
kuͤſſend an einen Eichengipfel — einer der leiſe¬
ſten Toͤne kam, und kuͤßte eine Maiblume und ihr
Gloͤckchen wurde heftig empor geweht — tau¬
ſend warme Wolken kamen und hingen ſich
bruͤnſtig an Himmel und Erde zugleich — Tur¬
teltauben wiegten ſich dufttrunken auf Nachtvio¬
len, und warfen girrend ſich die Kuͤſſe auf Blu¬
menblaͤttern zu.

Auf einmal quoll am Himmel ein ſcharfbliz¬
zendes Sternchen heraus — es hieß die Aurora
— wie vor Luſt riß ſich einen Augenblik mein
Meer auf. — Statt der daͤmmernden Ebene
lag ein feſter breiter Blitz vor mir. Aber es ſchlug
ſich wieder zu, das verdaͤmmerte Land erwachte,
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die Sterne, die Toͤne, die Tauben waren nur
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[307/0313] merten, und der ewige Schnee des Lichts lag auf den Hoͤhen. Es ſchlaͤft alles im rechten Lande, ſagt' ich, aber die Liebe traͤumt. Ein Morgenſtern kam, und kuͤßte eine weiße Roſenknoſpe, und bluͤhte mit ihr weiter — ein Zephyr hing ſich kuͤſſend an einen Eichengipfel — einer der leiſe¬ ſten Toͤne kam, und kuͤßte eine Maiblume und ihr Gloͤckchen wurde heftig empor geweht — tau¬ ſend warme Wolken kamen und hingen ſich bruͤnſtig an Himmel und Erde zugleich — Tur¬ teltauben wiegten ſich dufttrunken auf Nachtvio¬ len, und warfen girrend ſich die Kuͤſſe auf Blu¬ menblaͤttern zu. Auf einmal quoll am Himmel ein ſcharfbliz¬ zendes Sternchen heraus — es hieß die Aurora — wie vor Luſt riß ſich einen Augenblik mein Meer auf. — Statt der daͤmmernden Ebene lag ein feſter breiter Blitz vor mir. Aber es ſchlug ſich wieder zu, das verdaͤmmerte Land erwachte, und alles wurde veraͤndert; denn die Blumen, die Sterne, die Toͤne, die Tauben waren nur ſchlummernde Kinder geweſen. Nun umarmte

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/313>, abgerufen am 24.11.2024.