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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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"damit du ihn weniger hart richten lerntest; denn
"dieß thust du, Lieber!"

"Flitte scheint dir erhaben? ein Seelenklas¬
"siker oder so? Und seine Lustigkeit poetisches Se¬
"gel- und Flugwerk? fragte Vult. Ich habe
"in der That, versetzte Walt, recht gut seinen
"schönen Temperaments-Leichtsinn, der nur Ge¬
"genwart abweidet, von dem dichterischen leich¬
"ten Schweben über jeder unterschieden; er freue¬
"te sich nie lange nach." --

-- "Hat er dich in deiner Probe-Woche,
"die du dir selber sehr gut ohne allen fremden
"Rath gewählt, keine bedenklichen Sprünge ma¬
"chen lassen, die etwa Bäume kosten?" sagte
Vult. "Nein, versetzte Walt, aber französische
Fehltritte hat er mir abgewöhnt." Hier fuhr
Notarius fort und bediente sich der fragenden Fi¬
gur, ob Flitte ihm nicht das Feinste entdecket ha¬
be, z. B. daß man nie oder selten comment fra¬
gen müsse, sondern höflicher Monsieur oder auch
Madame? Hab' Ers nicht gerügt, fragte Walt,
als er so ganz unfranzösisch bon appetit wünsch¬
te, oder eine Kammerfrau, femme de chambre

„damit du ihn weniger hart richten lernteſt; denn
„dieß thuſt du, Lieber!“

„Flitte ſcheint dir erhaben? ein Seelenklaſ¬
„ſiker oder ſo? Und ſeine Luſtigkeit poetiſches Se¬
„gel- und Flugwerk? fragte Vult. Ich habe
„in der That, verſetzte Walt, recht gut ſeinen
„ſchoͤnen Temperaments-Leichtſinn, der nur Ge¬
„genwart abweidet, von dem dichteriſchen leich¬
„ten Schweben uͤber jeder unterſchieden; er freue¬
„te ſich nie lange nach.“ —

— „Hat er dich in deiner Probe-Woche,
„die du dir ſelber ſehr gut ohne allen fremden
„Rath gewaͤhlt, keine bedenklichen Spruͤnge ma¬
„chen laſſen, die etwa Baͤume koſten?“ ſagte
Vult. „Nein, verſetzte Walt, aber franzoͤſiſche
Fehltritte hat er mir abgewoͤhnt.“ Hier fuhr
Notarius fort und bediente ſich der fragenden Fi¬
gur, ob Flitte ihm nicht das Feinſte entdecket ha¬
be, z. B. daß man nie oder ſelten comment fra¬
gen muͤſſe, ſondern hoͤflicher Monsieur oder auch
Madame? Hab' Ers nicht geruͤgt, fragte Walt,
als er ſo ganz unfranzoͤſiſch bon appetit wuͤnſch¬
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[70/0076] „damit du ihn weniger hart richten lernteſt; denn „dieß thuſt du, Lieber!“ „Flitte ſcheint dir erhaben? ein Seelenklaſ¬ „ſiker oder ſo? Und ſeine Luſtigkeit poetiſches Se¬ „gel- und Flugwerk? fragte Vult. Ich habe „in der That, verſetzte Walt, recht gut ſeinen „ſchoͤnen Temperaments-Leichtſinn, der nur Ge¬ „genwart abweidet, von dem dichteriſchen leich¬ „ten Schweben uͤber jeder unterſchieden; er freue¬ „te ſich nie lange nach.“ — — „Hat er dich in deiner Probe-Woche, „die du dir ſelber ſehr gut ohne allen fremden „Rath gewaͤhlt, keine bedenklichen Spruͤnge ma¬ „chen laſſen, die etwa Baͤume koſten?“ ſagte Vult. „Nein, verſetzte Walt, aber franzoͤſiſche Fehltritte hat er mir abgewoͤhnt.“ Hier fuhr Notarius fort und bediente ſich der fragenden Fi¬ gur, ob Flitte ihm nicht das Feinſte entdecket ha¬ be, z. B. daß man nie oder ſelten comment fra¬ gen muͤſſe, ſondern hoͤflicher Monsieur oder auch Madame? Hab' Ers nicht geruͤgt, fragte Walt, als er ſo ganz unfranzoͤſiſch bon appetit wuͤnſch¬ te, oder eine Kammerfrau, femme de chambre

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/76>, abgerufen am 26.11.2024.