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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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kunst als ziemlich ähnlich, ob die Farben-Punkte
gleich so wenig als rother und weisser Friesel ein
Gesicht darstellten -- und lockte dadurch den Bru¬
der, der aufrichtiger lebte, in den Ausbruch der
schelmischen Zartheit hinein: "Raphaela ist ja
nicht weit von Raphael."

Als jene indeß nach ihrem Trauerreglement
der Lust, sich ihr Freudenöl in Thränentöpfen zu
kochen, auf des Flötenspielers Musik, dann schnell
auf die Blindheit und deren schönen Eindruck auf
andere verfiel, und sich nach seinem Augen-Stand
erkundigte: unterbrach Vult sie kurz: "das war
nur ein Scherz für mich und ist vorüber . . . . . .
H. Notar, wie können wir beide so müßig daste¬
hen und reden, ohne zu Malen zu helfen?" --
"H. von Harnisch?" fragte Walt, ohne com¬
ment
zu sagen. "Kann denn nicht einer von
uns, Freund, vorlesen, versetzte Vult, -- ist
nichts dazu da? -- und ich dazu die Begleitung
blasen? -- Wie oft sah ich auf meinen Reisen,
daß Personen, welche saßen, sich hoben und ent¬
falteten, weil nichts die Physiognomie, welche
der Maler auffangen will, in ein so schönes Leben

kunſt als ziemlich aͤhnlich, ob die Farben-Punkte
gleich ſo wenig als rother und weiſſer Frieſel ein
Geſicht darſtellten — und lockte dadurch den Bru¬
der, der aufrichtiger lebte, in den Ausbruch der
ſchelmiſchen Zartheit hinein: „Raphaela iſt ja
nicht weit von Raphael.“

Als jene indeß nach ihrem Trauerreglement
der Luſt, ſich ihr Freudenoͤl in Thraͤnentoͤpfen zu
kochen, auf des Floͤtenſpielers Muſik, dann ſchnell
auf die Blindheit und deren ſchoͤnen Eindruck auf
andere verfiel, und ſich nach ſeinem Augen-Stand
erkundigte: unterbrach Vult ſie kurz: „das war
nur ein Scherz fuͤr mich und iſt voruͤber . . . . . .
H. Notar, wie koͤnnen wir beide ſo muͤßig daſte¬
hen und reden, ohne zu Malen zu helfen?“ —
„H. von Harniſch?“ fragte Walt, ohne com¬
ment
zu ſagen. „Kann denn nicht einer von
uns, Freund, vorleſen, verſetzte Vult, — iſt
nichts dazu da? — und ich dazu die Begleitung
blaſen? — Wie oft ſah ich auf meinen Reiſen,
daß Perſonen, welche ſaßen, ſich hoben und ent¬
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der Maler auffangen will, in ein ſo ſchoͤnes Leben

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[76/0082] kunſt als ziemlich aͤhnlich, ob die Farben-Punkte gleich ſo wenig als rother und weiſſer Frieſel ein Geſicht darſtellten — und lockte dadurch den Bru¬ der, der aufrichtiger lebte, in den Ausbruch der ſchelmiſchen Zartheit hinein: „Raphaela iſt ja nicht weit von Raphael.“ Als jene indeß nach ihrem Trauerreglement der Luſt, ſich ihr Freudenoͤl in Thraͤnentoͤpfen zu kochen, auf des Floͤtenſpielers Muſik, dann ſchnell auf die Blindheit und deren ſchoͤnen Eindruck auf andere verfiel, und ſich nach ſeinem Augen-Stand erkundigte: unterbrach Vult ſie kurz: „das war nur ein Scherz fuͤr mich und iſt voruͤber . . . . . . H. Notar, wie koͤnnen wir beide ſo muͤßig daſte¬ hen und reden, ohne zu Malen zu helfen?“ — „H. von Harniſch?“ fragte Walt, ohne com¬ ment zu ſagen. „Kann denn nicht einer von uns, Freund, vorleſen, verſetzte Vult, — iſt nichts dazu da? — und ich dazu die Begleitung blaſen? — Wie oft ſah ich auf meinen Reiſen, daß Perſonen, welche ſaßen, ſich hoben und ent¬ falteten, weil nichts die Phyſiognomie, welche der Maler auffangen will, in ein ſo ſchoͤnes Leben

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/82>, abgerufen am 25.11.2024.