ichs, versetzt' er, ob ich gleich weiß, daß ich beiden bürgerlichen Narren einen Eitelkeits-Jubel über die Herablassung eines adelichen bereite; du aber mußt mich mit einer Feinheit zu entschuldi¬ gen wissen, die kaum zu schätzen ist."
"H. v. Harnisch -- führte drunten Walt ihn ein -- fand mich in meinem Zimmer: wie sollt' ich, Demoiselle, nun mein Vergnügen schö¬ ner theilen, als daß ichs mit Ihm und mit Ih¬ nen zugleich theilte." Er warf dieß so leicht hin und bewegte sich so leicht auf und ab -- auf den theils von Flitte bisher polirten Rädern, theils auf den vom Wein eingeölten -- daß Vult ihn heimlich auslachte und sich dabei ärgerte; er ver¬ glich still den Bruder mit Minervens Vogel, mit einer Eule, der der Vogelsteller gewöhnlich noch einen Fuchsschwanz anheftet. Das erstemal, da ein Mensch, den wir vorher als unbeholfen gekannt, uns beholfen und gewandt vorübertanzt, will er unsrer Eitelkeit durch einen Schein der seinigen nicht sonderlich gefallen.
Vult war sehr artig -- sprach über Malen und Sitzen -- lobte Flitte's Miniatur-Punktir¬
ichs, verſetzt' er, ob ich gleich weiß, daß ich beiden buͤrgerlichen Narren einen Eitelkeits-Jubel uͤber die Herablaſſung eines adelichen bereite; du aber mußt mich mit einer Feinheit zu entſchuldi¬ gen wiſſen, die kaum zu ſchaͤtzen iſt.“
„H. v. Harniſch — fuͤhrte drunten Walt ihn ein — fand mich in meinem Zimmer: wie ſollt' ich, Demoiſelle, nun mein Vergnuͤgen ſchoͤ¬ ner theilen, als daß ichs mit Ihm und mit Ih¬ nen zugleich theilte.“ Er warf dieß ſo leicht hin und bewegte ſich ſo leicht auf und ab — auf den theils von Flitte bisher polirten Raͤdern, theils auf den vom Wein eingeoͤlten — daß Vult ihn heimlich auslachte und ſich dabei aͤrgerte; er ver¬ glich ſtill den Bruder mit Minervens Vogel, mit einer Eule, der der Vogelſteller gewoͤhnlich noch einen Fuchsſchwanz anheftet. Das erſtemal, da ein Menſch, den wir vorher als unbeholfen gekannt, uns beholfen und gewandt voruͤbertanzt, will er unſrer Eitelkeit durch einen Schein der ſeinigen nicht ſonderlich gefallen.
Vult war ſehr artig — ſprach uͤber Malen und Sitzen — lobte Flitte's Miniatur-Punktir¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0081"n="75"/>
ichs, verſetzt' er, ob ich gleich weiß, daß ich<lb/>
beiden buͤrgerlichen Narren einen Eitelkeits-Jubel<lb/>
uͤber die Herablaſſung eines adelichen bereite; du<lb/>
aber mußt mich mit einer Feinheit zu entſchuldi¬<lb/>
gen wiſſen, die kaum zu ſchaͤtzen iſt.“</p><lb/><p>„H. v. Harniſch — fuͤhrte drunten Walt<lb/>
ihn ein — fand mich in meinem Zimmer: wie<lb/>ſollt' ich, Demoiſelle, nun mein Vergnuͤgen ſchoͤ¬<lb/>
ner theilen, als daß ichs mit Ihm und mit Ih¬<lb/>
nen zugleich theilte.“ Er warf dieß ſo leicht hin<lb/>
und bewegte ſich ſo leicht auf und ab — auf den<lb/>
theils von Flitte bisher polirten Raͤdern, theils<lb/>
auf den vom Wein eingeoͤlten — daß Vult ihn<lb/>
heimlich auslachte und ſich dabei aͤrgerte; er ver¬<lb/>
glich ſtill den Bruder mit Minervens Vogel, mit<lb/>
einer Eule, der der Vogelſteller gewoͤhnlich noch<lb/>
einen <hirendition="#g">Fuchs</hi>ſchwanz anheftet. Das erſtemal,<lb/>
da ein Menſch, den wir vorher als unbeholfen<lb/>
gekannt, uns beholfen und gewandt voruͤbertanzt,<lb/>
will er unſrer Eitelkeit durch einen Schein der<lb/>ſeinigen nicht ſonderlich gefallen.</p><lb/><p>Vult war ſehr artig —ſprach uͤber Malen<lb/>
und Sitzen — lobte Flitte's Miniatur-Punktir¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[75/0081]
ichs, verſetzt' er, ob ich gleich weiß, daß ich
beiden buͤrgerlichen Narren einen Eitelkeits-Jubel
uͤber die Herablaſſung eines adelichen bereite; du
aber mußt mich mit einer Feinheit zu entſchuldi¬
gen wiſſen, die kaum zu ſchaͤtzen iſt.“
„H. v. Harniſch — fuͤhrte drunten Walt
ihn ein — fand mich in meinem Zimmer: wie
ſollt' ich, Demoiſelle, nun mein Vergnuͤgen ſchoͤ¬
ner theilen, als daß ichs mit Ihm und mit Ih¬
nen zugleich theilte.“ Er warf dieß ſo leicht hin
und bewegte ſich ſo leicht auf und ab — auf den
theils von Flitte bisher polirten Raͤdern, theils
auf den vom Wein eingeoͤlten — daß Vult ihn
heimlich auslachte und ſich dabei aͤrgerte; er ver¬
glich ſtill den Bruder mit Minervens Vogel, mit
einer Eule, der der Vogelſteller gewoͤhnlich noch
einen Fuchsſchwanz anheftet. Das erſtemal,
da ein Menſch, den wir vorher als unbeholfen
gekannt, uns beholfen und gewandt voruͤbertanzt,
will er unſrer Eitelkeit durch einen Schein der
ſeinigen nicht ſonderlich gefallen.
Vult war ſehr artig — ſprach uͤber Malen
und Sitzen — lobte Flitte's Miniatur-Punktir¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/81>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.