Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.ihre Verwandschaft am ersten in der gleichen Liebe Viktors Barometer seiner morgendlichen Lustig¬ Das Blatt war aus Klotildens fliegenden Stamm¬ "Der Mensch hat hier drithalbe Minuten, eine "Aber das Grab ist nicht tief, es ist der leuch¬ *) Vielleicht eine Anspielung auf das für die Phantasie lieb¬
liche Mährgen, daß in Neapel ein Kruzifix, da da in Alp[h]ons 1439 belagert wurde, den Kopf vor einer Kanone ihre Verwandſchaft am erſten in der gleichen Liebe Viktors Barometer ſeiner morgendlichen Luſtig¬ Das Blatt war aus Klotildens fliegenden Stamm¬ »Der Menſch hat hier drithalbe Minuten, eine »Aber das Grab iſt nicht tief, es iſt der leuch¬ *) Vielleicht eine Anſpielung auf das fuͤr die Phantaſie lieb¬
liche Maͤhrgen, daß in Neapel ein Kruzifix, da da in Alp[h]ons 1439 belagert wurde, den Kopf vor einer Kanone <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0111" n="100"/> ihre Verwandſchaft am erſten in der gleichen Liebe<lb/> die ſie an eine dritte bindet. Das volle idealiſiren¬<lb/> de Herz verſchweigt und verhuͤllt ſich gern in einem<lb/> Putzzimmer, das lauter ungleichartige hegt; aber<lb/> wenn es darinn ſein zweites antrift, ſo muß es dar¬<lb/> uͤber ſein Verſtummen und Verhuͤllen und das Putz¬<lb/> zimmer vergeſſen.</p><lb/> <p>Viktors Barometer ſeiner morgendlichen Luſtig¬<lb/> keit war um zehn Grade gefallen. In ſeiner daͤm¬<lb/> mernden Seele ragte nichts hervor als der Zettel,<lb/> den er leſen wollte und auch ſchon las drauſſen auf<lb/> der Gaſſe; und vorher ſchied er.</p><lb/> <p>Das Blatt war aus Klotildens fliegenden Stamm¬<lb/> buch geflattert und von — Emanuel geſchrieben.</p><lb/> <p>»Der Menſch hat hier drithalbe Minuten, eine<lb/> »zu laͤcheln — eine, zu ſeufzen — und eine halbe<lb/> »zu lieben; denn mitten in dieſer Minute ſtirbt er.</p><lb/> <p>»Aber das Grab iſt nicht tief, es iſt der leuch¬<lb/> »tende Fußtritt eines Engels, der uns ſucht. Wenn<lb/> »die unbekannte Hand den letzten Pfeil an das<lb/> »Haupt des Menſchen ſendet: ſo buͤckt er vorher<lb/> »das Haupt und der Pfeil hebt bloß die Dornen¬<lb/> »krone von ſeinen Wunden ab. <note xml:id="f111" next="#f112" place="foot" n="*)"><lb/> Vielleicht eine <choice><sic>Auſpielung</sic><corr>Anſpielung</corr></choice> auf das fuͤr die Phantaſie lieb¬<lb/> liche Maͤhrgen, daß in Neapel ein Kruzifix, da da in<lb/> Alp<supplied>h</supplied>ons 1439 belagert wurde, den Kopf vor einer Kanone</note></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [100/0111]
ihre Verwandſchaft am erſten in der gleichen Liebe
die ſie an eine dritte bindet. Das volle idealiſiren¬
de Herz verſchweigt und verhuͤllt ſich gern in einem
Putzzimmer, das lauter ungleichartige hegt; aber
wenn es darinn ſein zweites antrift, ſo muß es dar¬
uͤber ſein Verſtummen und Verhuͤllen und das Putz¬
zimmer vergeſſen.
Viktors Barometer ſeiner morgendlichen Luſtig¬
keit war um zehn Grade gefallen. In ſeiner daͤm¬
mernden Seele ragte nichts hervor als der Zettel,
den er leſen wollte und auch ſchon las drauſſen auf
der Gaſſe; und vorher ſchied er.
Das Blatt war aus Klotildens fliegenden Stamm¬
buch geflattert und von — Emanuel geſchrieben.
»Der Menſch hat hier drithalbe Minuten, eine
»zu laͤcheln — eine, zu ſeufzen — und eine halbe
»zu lieben; denn mitten in dieſer Minute ſtirbt er.
»Aber das Grab iſt nicht tief, es iſt der leuch¬
»tende Fußtritt eines Engels, der uns ſucht. Wenn
»die unbekannte Hand den letzten Pfeil an das
»Haupt des Menſchen ſendet: ſo buͤckt er vorher
»das Haupt und der Pfeil hebt bloß die Dornen¬
»krone von ſeinen Wunden ab. *)
*)
Vielleicht eine Anſpielung auf das fuͤr die Phantaſie lieb¬
liche Maͤhrgen, daß in Neapel ein Kruzifix, da da in
Alphons 1439 belagert wurde, den Kopf vor einer Kanone
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