stangen und Saamen-Düten aus dem Gartenhause tragen -- entpupte Papillons daraus fächeln und aufgewachte Brummfliegen -- das vorgeschossene Ge¬ zweig von den Fenstern zurückbinden -- die Orange¬ rie, die aus hundert Blüten eines Pomeranzenbaums bestand, aus dem Museum in die Garten-Chaussee herunterheben, desgleichen ein invalides Klavier, des¬ sen Sangboden nicht so oft als sein Saitenbezug ge¬ sprungen war. . . . Der ernsthafte Flamin wurde vom lärmenden Sebastian zu diesen Haupt- und Staatsaktionen mit gezwungen und zwischen ihnen muste in dieser Vorjagd der Freude das gequälte Eymannische Gesicht arbeiten, an das Viktor die nöthigsten Ermahnungen hielt: "Herr Gevatter, wir "können nicht ernsthaft und fleißig genug seyn -- es "kann von diesem Feste noch an Orten gesprochen "werden, wo es Einfluß hat -- aber ein Mittelweg "zwischen Fürstenpracht und Belgischer Knauserei "wird denk' ich, das vortheilhafteste Licht auf uns "werfen." -- Es ging alles gut -- sogar das Ge¬ wölk zerwarf sich -- Klotilde wollte kommen -- der Primas des Festes, dem zu Ehren der Kirchgang war, der kleine Sechswöchner, memorirte laut an seiner Rolle, die er nach fünf Uhr zu machen hatte und die wie bei mehrern Helden von Festins in nichts bestehen sollte als in Schlafen. -- --
ſtangen und Saamen-Duͤten aus dem Gartenhauſe tragen — entpupte Papillons daraus faͤcheln und aufgewachte Brummfliegen — das vorgeſchoſſene Ge¬ zweig von den Fenſtern zuruͤckbinden — die Orange¬ rie, die aus hundert Bluͤten eines Pomeranzenbaums beſtand, aus dem Muſeum in die Garten-Chauſſee herunterheben, desgleichen ein invalides Klavier, deſ¬ ſen Sangboden nicht ſo oft als ſein Saitenbezug ge¬ ſprungen war. . . . Der ernſthafte Flamin wurde vom laͤrmenden Sebaſtian zu dieſen Haupt- und Staatsaktionen mit gezwungen und zwiſchen ihnen muſte in dieſer Vorjagd der Freude das gequaͤlte Eymanniſche Geſicht arbeiten, an das Viktor die noͤthigſten Ermahnungen hielt: »Herr Gevatter, wir »koͤnnen nicht ernſthaft und fleißig genug ſeyn — es »kann von dieſem Feſte noch an Orten geſprochen »werden, wo es Einfluß hat — aber ein Mittelweg »zwiſchen Fuͤrſtenpracht und Belgiſcher Knauſerei »wird denk' ich, das vortheilhafteſte Licht auf uns »werfen.« — Es ging alles gut — ſogar das Ge¬ woͤlk zerwarf ſich — Klotilde wollte kommen — der Primas des Feſtes, dem zu Ehren der Kirchgang war, der kleine Sechswoͤchner, memorirte laut an ſeiner Rolle, die er nach fuͤnf Uhr zu machen hatte und die wie bei mehrern Helden von Feſtins in nichts beſtehen ſollte als in Schlafen. — —
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ſtangen und Saamen-Duͤten aus dem Gartenhauſe
tragen — entpupte Papillons daraus faͤcheln und
aufgewachte Brummfliegen — das vorgeſchoſſene Ge¬
zweig von den Fenſtern zuruͤckbinden — die Orange¬
rie, die aus hundert Bluͤten eines Pomeranzenbaums
beſtand, aus dem Muſeum in die Garten-Chauſſee
herunterheben, desgleichen ein invalides Klavier, deſ¬
ſen Sangboden nicht ſo oft als ſein Saitenbezug ge¬
ſprungen war. . . . Der ernſthafte Flamin wurde
vom laͤrmenden Sebaſtian zu dieſen Haupt- und
Staatsaktionen mit gezwungen und zwiſchen ihnen
muſte in dieſer Vorjagd der Freude das gequaͤlte
Eymanniſche Geſicht arbeiten, an das Viktor die
noͤthigſten Ermahnungen hielt: »Herr Gevatter, wir
»koͤnnen nicht ernſthaft und fleißig genug ſeyn — es
»kann von dieſem Feſte noch an Orten geſprochen
»werden, wo es Einfluß hat — aber ein Mittelweg
»zwiſchen Fuͤrſtenpracht und Belgiſcher Knauſerei
»wird denk' ich, das vortheilhafteſte Licht auf uns
»werfen.« — Es ging alles gut — ſogar das Ge¬
woͤlk zerwarf ſich — Klotilde wollte kommen — der
Primas des Feſtes, dem zu Ehren der Kirchgang
war, der kleine Sechswoͤchner, memorirte laut an
ſeiner Rolle, die er nach fuͤnf Uhr zu machen hatte
und die wie bei mehrern Helden von Feſtins in
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/136>, abgerufen am 29.11.2024.
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