Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Sattel dazu -- wo besonders der Mann von
Stande froh ist, statt eines Abgusses doch ein
Abriß von einem Menschen zu seyn -- nicht weise
wären sie, rekapitulirt' ich, wenn sie kein besseres
Beilager hielten als ein wahres, kein gemahltes,
nämlich; wenn ihre Brustbilder auf nichts bessers
-- an keine Brust nämlich -- gedrückt würden als
auf zinnerne Deckel von Bierkrügen, so daß sie auf
keine andre Art berauschten als auf die letztere;
und wenn sie, da sie überall durch Bevollmächtigte
agiren auf Reichsbänken, in Sessionsstühlen, in
Brautbetten (bei der Vermählung durch Gesandte)
dächten, es gäbe in der Sache einen treuern und
unschuldigern Prinzipalkommissarius als eine Elle
Leinwand, worauf sie selber hingefärbt sind. .. Da
wir gerade in Menge spielten und ich gerade König
war und im Enthusiasmus so fortfuhr: "was Teu¬
"fel! wir Könige wissen die in der Tugend und in
"der Ehe bildenden Künste gescheut genug
"durch die zeichnenden zu ersetzen; und nicht
"bloß im Billard steht ein König ganz müssig da
"mit seinem Zepter-Quee!" so sollte und konnte
der Enthusiasmus wenig frappiren.

Ende des Extrablättgens über obige
Bruststücke.

Beim Grafen von O -- so hieß im siebenjähri¬

Sattel dazu — wo beſonders der Mann von
Stande froh iſt, ſtatt eines Abguſſes doch ein
Abriß von einem Menſchen zu ſeyn — nicht weiſe
waͤren ſie, rekapitulirt' ich, wenn ſie kein beſſeres
Beilager hielten als ein wahres, kein gemahltes,
naͤmlich; wenn ihre Bruſtbilder auf nichts beſſers
— an keine Bruſt naͤmlich — gedruͤckt wuͤrden als
auf zinnerne Deckel von Bierkruͤgen, ſo daß ſie auf
keine andre Art berauſchten als auf die letztere;
und wenn ſie, da ſie uͤberall durch Bevollmaͤchtigte
agiren auf Reichsbaͤnken, in Seſſionsſtuͤhlen, in
Brautbetten (bei der Vermaͤhlung durch Geſandte)
daͤchten, es gaͤbe in der Sache einen treuern und
unſchuldigern Prinzipalkommiſſarius als eine Elle
Leinwand, worauf ſie ſelber hingefaͤrbt ſind. .. Da
wir gerade in Menge ſpielten und ich gerade Koͤnig
war und im Enthuſiasmus ſo fortfuhr: »was Teu¬
»fel! wir Koͤnige wiſſen die in der Tugend und in
»der Ehe bildenden Kuͤnſte geſcheut genug
»durch die zeichnenden zu erſetzen; und nicht
»bloß im Billard ſteht ein Koͤnig ganz muͤſſig da
»mit ſeinem Zepter-Quee!« ſo ſollte und konnte
der Enthuſiasmus wenig frappiren.

Ende des Extrablaͤttgens uͤber obige
Bruſtſtuͤcke.

Beim Grafen von O — ſo hieß im ſiebenjaͤhri¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0243" n="232"/><hi rendition="#g">Sattel</hi> dazu &#x2014; wo be&#x017F;onders der Mann von<lb/>
Stande froh i&#x017F;t, &#x017F;tatt eines <hi rendition="#g">Abgu&#x017F;&#x017F;es</hi> doch ein<lb/><hi rendition="#g">Abriß</hi> von einem Men&#x017F;chen zu &#x017F;eyn &#x2014; nicht wei&#x017F;e<lb/>
wa&#x0364;ren &#x017F;ie, rekapitulirt' ich, wenn &#x017F;ie kein be&#x017F;&#x017F;eres<lb/>
Beilager hielten als ein wahres, kein gemahltes,<lb/>
na&#x0364;mlich; wenn ihre Bru&#x017F;tbilder auf nichts be&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
&#x2014; an keine Bru&#x017F;t na&#x0364;mlich &#x2014; gedru&#x0364;ckt wu&#x0364;rden als<lb/>
auf zinnerne Deckel von Bierkru&#x0364;gen, &#x017F;o daß &#x017F;ie auf<lb/>
keine andre Art <hi rendition="#g">berau&#x017F;chten</hi> als auf die letztere;<lb/>
und wenn &#x017F;ie, da &#x017F;ie u&#x0364;berall durch Bevollma&#x0364;chtigte<lb/>
agiren auf Reichsba&#x0364;nken, in Se&#x017F;&#x017F;ions&#x017F;tu&#x0364;hlen, in<lb/>
Brautbetten (bei der Verma&#x0364;hlung durch Ge&#x017F;andte)<lb/>
da&#x0364;chten, es ga&#x0364;be in <hi rendition="#g">der</hi> Sache einen treuern und<lb/>
un&#x017F;chuldigern Prinzipalkommi&#x017F;&#x017F;arius als eine Elle<lb/>
Leinwand, worauf &#x017F;ie &#x017F;elber hingefa&#x0364;rbt &#x017F;ind. .. Da<lb/>
wir gerade in Menge &#x017F;pielten und ich gerade Ko&#x0364;nig<lb/>
war und im Enthu&#x017F;iasmus &#x017F;o fortfuhr: »was Teu¬<lb/>
»fel! wir Ko&#x0364;nige wi&#x017F;&#x017F;en die in der Tugend und in<lb/>
»der Ehe <hi rendition="#g">bildenden</hi> Ku&#x0364;n&#x017F;te ge&#x017F;cheut genug<lb/>
»durch die <hi rendition="#g">zeichnenden</hi> zu er&#x017F;etzen; und <hi rendition="#g">nicht</hi><lb/>
»bloß im Billard &#x017F;teht ein Ko&#x0364;nig ganz mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig da<lb/>
»mit &#x017F;einem Zepter-Quee!« &#x017F;o &#x017F;ollte und konnte<lb/>
der Enthu&#x017F;iasmus wenig frappiren.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g">Ende des Extrabla&#x0364;ttgens u&#x0364;ber obige<lb/>
Bru&#x017F;t&#x017F;tu&#x0364;cke.</hi> </p><lb/>
          <p>Beim Grafen von O &#x2014; &#x017F;o hieß im &#x017F;iebenja&#x0364;hri¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0243] Sattel dazu — wo beſonders der Mann von Stande froh iſt, ſtatt eines Abguſſes doch ein Abriß von einem Menſchen zu ſeyn — nicht weiſe waͤren ſie, rekapitulirt' ich, wenn ſie kein beſſeres Beilager hielten als ein wahres, kein gemahltes, naͤmlich; wenn ihre Bruſtbilder auf nichts beſſers — an keine Bruſt naͤmlich — gedruͤckt wuͤrden als auf zinnerne Deckel von Bierkruͤgen, ſo daß ſie auf keine andre Art berauſchten als auf die letztere; und wenn ſie, da ſie uͤberall durch Bevollmaͤchtigte agiren auf Reichsbaͤnken, in Seſſionsſtuͤhlen, in Brautbetten (bei der Vermaͤhlung durch Geſandte) daͤchten, es gaͤbe in der Sache einen treuern und unſchuldigern Prinzipalkommiſſarius als eine Elle Leinwand, worauf ſie ſelber hingefaͤrbt ſind. .. Da wir gerade in Menge ſpielten und ich gerade Koͤnig war und im Enthuſiasmus ſo fortfuhr: »was Teu¬ »fel! wir Koͤnige wiſſen die in der Tugend und in »der Ehe bildenden Kuͤnſte geſcheut genug »durch die zeichnenden zu erſetzen; und nicht »bloß im Billard ſteht ein Koͤnig ganz muͤſſig da »mit ſeinem Zepter-Quee!« ſo ſollte und konnte der Enthuſiasmus wenig frappiren. Ende des Extrablaͤttgens uͤber obige Bruſtſtuͤcke. Beim Grafen von O — ſo hieß im ſiebenjaͤhri¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/243
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/243>, abgerufen am 27.11.2024.