den -- gar nicht ernsthaft und gesetzt genug einher¬ schreiten können.
Er lief abends wieder im Hafen seines Zeidlers ein und sein schwankendes Herz warf auf die stille blühende Natur um ihn die Anker aus. Der alte Mann hatte unterdes alle seine alten Papiere, Tauf- Trauscheine, Manualakten vom Nürnberger Zeidler¬ gericht etc. zusammengefahren und sagte: les' Er! -- Er wollt' es selber wieder hören. Er zeigte auch seinen "Dreifaltigkeitsring" aus Nürnberg vor, auf welchem stand;
Hier dieser Ring der weist Wie drei in Einem heist Gott Vater, Sohn und Geist.
Der Bienenvater machte weiter kein Geheimniß daraus, daß er vorher, als er diesen Ring sich noch nicht in Nürnberg an einem Gerichtstage angeschaft hatte, die Dreifaltigkeit nicht glauben können: "jetzt "aber müst' einer ein Vieh seyn, wenn ers nicht be¬ "griffe." -- Am Morgen vor der Abreise war Vik¬ tor in der doppelten Verlegenheit, er wollte gern ein Geschenk haben -- zweitens eines machen. Was er haben wollte, war eine plumpe Stundenuhr -- bey einer Ausspielung für ein Loos a 20 kr., ge¬ wonnen --; dieses Werk, dessen dicke Zeigerstange den Lebensfaden des Greises auf dem schmutzigen
den — gar nicht ernſthaft und geſetzt genug einher¬ ſchreiten koͤnnen.
Er lief abends wieder im Hafen ſeines Zeidlers ein und ſein ſchwankendes Herz warf auf die ſtille bluͤhende Natur um ihn die Anker aus. Der alte Mann hatte unterdes alle ſeine alten Papiere, Tauf- Trauſcheine, Manualakten vom Nuͤrnberger Zeidler¬ gericht ꝛc. zuſammengefahren und ſagte: leſ' Er! — Er wollt' es ſelber wieder hoͤren. Er zeigte auch ſeinen »Dreifaltigkeitsring» aus Nuͤrnberg vor, auf welchem ſtand;
Hier dieſer Ring der weiſt Wie drei in Einem heiſt Gott Vater, Sohn und Geiſt.
Der Bienenvater machte weiter kein Geheimniß daraus, daß er vorher, als er dieſen Ring ſich noch nicht in Nuͤrnberg an einem Gerichtstage angeſchaft hatte, die Dreifaltigkeit nicht glauben koͤnnen: »jetzt »aber muͤſt' einer ein Vieh ſeyn, wenn ers nicht be¬ »griffe.» — Am Morgen vor der Abreiſe war Vik¬ tor in der doppelten Verlegenheit, er wollte gern ein Geſchenk haben — zweitens eines machen. Was er haben wollte, war eine plumpe Stundenuhr — bey einer Ausſpielung fuͤr ein Loos a 20 kr., ge¬ wonnen —; dieſes Werk, deſſen dicke Zeigerſtange den Lebensfaden des Greiſes auf dem ſchmutzigen
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den — gar nicht ernſthaft und geſetzt genug einher¬
ſchreiten koͤnnen.
Er lief abends wieder im Hafen ſeines Zeidlers
ein und ſein ſchwankendes Herz warf auf die ſtille
bluͤhende Natur um ihn die Anker aus. Der alte
Mann hatte unterdes alle ſeine alten Papiere, Tauf-
Trauſcheine, Manualakten vom Nuͤrnberger Zeidler¬
gericht ꝛc. zuſammengefahren und ſagte: leſ' Er! —
Er wollt' es ſelber wieder hoͤren. Er zeigte auch
ſeinen »Dreifaltigkeitsring» aus Nuͤrnberg vor, auf
welchem ſtand;
Hier dieſer Ring der weiſt
Wie drei in Einem heiſt
Gott Vater, Sohn und Geiſt.
Der Bienenvater machte weiter kein Geheimniß
daraus, daß er vorher, als er dieſen Ring ſich noch
nicht in Nuͤrnberg an einem Gerichtstage angeſchaft
hatte, die Dreifaltigkeit nicht glauben koͤnnen: »jetzt
»aber muͤſt' einer ein Vieh ſeyn, wenn ers nicht be¬
»griffe.» — Am Morgen vor der Abreiſe war Vik¬
tor in der doppelten Verlegenheit, er wollte gern
ein Geſchenk haben — zweitens eines machen. Was
er haben wollte, war eine plumpe Stundenuhr —
bey einer Ausſpielung fuͤr ein Loos a 20 kr., ge¬
wonnen —; dieſes Werk, deſſen dicke Zeigerſtange
den Lebensfaden des Greiſes auf dem ſchmutzigen
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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