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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

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"Orts möchte blos auf den Winter nach den Pol
"reisen, blos um da den Leuten, besonders dem
"Hofstaat wahre Injurien ins Gesicht zu sagen;
"wenn er sie endlich vernähme: sässe der Injuriant
"schon wieder in Flachsenfingen. -- Die Winter¬
"lustbarkeiten sind gar nicht schuld, wenn die nörd¬
"liche Regierung eine Menge der wichtigsten Dinge
"nicht resolvirt und referirt: sondern erst unter den
"Kanikularferien ist das Votiren zu hören; und da
"können auch die Bescheide der Kammer auf Gna¬
"den- und Holzsachen zur Sprache kommen- --
"Aber, o ihr Heiligen, wenn ich am Pol -- indes
"die Sonne im Steinbock wäre und mein Herz im
"Krebs -- niederfiele vor der schönsten Frau und
"ihr in der längsten Nacht hindurch die heissesten
"Liebeserklärungen thäte, die aber in einer Drittels¬
"Terzie Eis ansetzten und ihr gefroren d. h. gar
"nicht zu Ohren kämen: was würd' ich im Sommer
"machen, wo ich schon kalt wäre und sie schon hät¬
"te, wenn gerade in der Stunde, wo ich mich tüch¬
"tig mit ihr zu zanken verhofte, nun mitten unter
"dem Keifen meine Steinbocks-Liebeserklärungen
"aufzuthauen und zu reden anfingen? Ich würde
"gelassen nichts machen als die Regel: man sei zärt¬
"lich am Pol, aber erst im Widder oder Krebs. --
"Und wenn vollends die Uebergabe einer Prinzessin
"am Pol vorginge und zwar an dem Punkt, wo

»Orts moͤchte blos auf den Winter nach den Pol
»reiſen, blos um da den Leuten, beſonders dem
»Hofſtaat wahre Injurien ins Geſicht zu ſagen;
»wenn er ſie endlich vernaͤhme: ſaͤſſe der Injuriant
»ſchon wieder in Flachſenfingen. — Die Winter¬
»luſtbarkeiten ſind gar nicht ſchuld, wenn die noͤrd¬
»liche Regierung eine Menge der wichtigſten Dinge
»nicht reſolvirt und referirt: ſondern erſt unter den
»Kanikularferien iſt das Votiren zu hoͤren; und da
»koͤnnen auch die Beſcheide der Kammer auf Gna¬
»den- und Holzſachen zur Sprache kommen- —
»Aber, o ihr Heiligen, wenn ich am Pol — indes
»die Sonne im Steinbock waͤre und mein Herz im
»Krebs — niederfiele vor der ſchoͤnſten Frau und
»ihr in der laͤngſten Nacht hindurch die heiſſeſten
»Liebeserklaͤrungen thaͤte, die aber in einer Drittels¬
»Terzie Eis anſetzten und ihr gefroren d. h. gar
»nicht zu Ohren kaͤmen: was wuͤrd' ich im Sommer
»machen, wo ich ſchon kalt waͤre und ſie ſchon haͤt¬
»te, wenn gerade in der Stunde, wo ich mich tuͤch¬
»tig mit ihr zu zanken verhofte, nun mitten unter
»dem Keifen meine Steinbocks-Liebeserklaͤrungen
»aufzuthauen und zu reden anfingen? Ich wuͤrde
»gelaſſen nichts machen als die Regel: man ſei zaͤrt¬
»lich am Pol, aber erſt im Widder oder Krebs. —
»Und wenn vollends die Uebergabe einer Prinzeſſin
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[281/0292] »Orts moͤchte blos auf den Winter nach den Pol »reiſen, blos um da den Leuten, beſonders dem »Hofſtaat wahre Injurien ins Geſicht zu ſagen; »wenn er ſie endlich vernaͤhme: ſaͤſſe der Injuriant »ſchon wieder in Flachſenfingen. — Die Winter¬ »luſtbarkeiten ſind gar nicht ſchuld, wenn die noͤrd¬ »liche Regierung eine Menge der wichtigſten Dinge »nicht reſolvirt und referirt: ſondern erſt unter den »Kanikularferien iſt das Votiren zu hoͤren; und da »koͤnnen auch die Beſcheide der Kammer auf Gna¬ »den- und Holzſachen zur Sprache kommen- — »Aber, o ihr Heiligen, wenn ich am Pol — indes »die Sonne im Steinbock waͤre und mein Herz im »Krebs — niederfiele vor der ſchoͤnſten Frau und »ihr in der laͤngſten Nacht hindurch die heiſſeſten »Liebeserklaͤrungen thaͤte, die aber in einer Drittels¬ »Terzie Eis anſetzten und ihr gefroren d. h. gar »nicht zu Ohren kaͤmen: was wuͤrd' ich im Sommer »machen, wo ich ſchon kalt waͤre und ſie ſchon haͤt¬ »te, wenn gerade in der Stunde, wo ich mich tuͤch¬ »tig mit ihr zu zanken verhofte, nun mitten unter »dem Keifen meine Steinbocks-Liebeserklaͤrungen »aufzuthauen und zu reden anfingen? Ich wuͤrde »gelaſſen nichts machen als die Regel: man ſei zaͤrt¬ »lich am Pol, aber erſt im Widder oder Krebs. — »Und wenn vollends die Uebergabe einer Prinzeſſin »am Pol vorginge und zwar an dem Punkt, wo

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/292>, abgerufen am 22.11.2024.