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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

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nicht mehr sprechen: ihre zwei Herzen ruhten ver¬
knüpft an einander und die Nacht umhüllte schwei¬
gend ihre stumme Liebe und ihre großen Gedan¬
ken. . . . .


14. Hundsposttag.

Das philosophische Arkadien -- Klotildens Brief -- Viktors
confessions.


Ich habe nur vorher zwei Dinge zu erklären, das
unbekannte Getöne und das Verschließen der Augen.
Jenes floß von einer auf die Trauerbirke gelegten
Aeols-Harfe aus: so oft Emanuel zu Nachts hie¬
herkam, mischte er in die flüsternden Blätter diese
abgehauchten Töne wie Blüten ein, um sich zu er¬
heben, wenn er allein die erhabne Nacht ansah.
Die Augen that er oft vor der Sonne und dem
Monde zu, wenn sein innerer wie ein Cherub geflü¬
gelter Mensch gerade die Erlaubniß hatte, sich in
weiche Phantasien einzusenken: in die fließenden
bunten Licht-Wogen, die durch die Augenlieder
drangen, tauchte er sich dann wie in einen Zephyr
mit süßem Verschwimmen unter und in diesem Licht¬
bad sog der höhere Lichtmagnet in ihm Himmelslicht

Hesperus. I. Th. X

nicht mehr ſprechen: ihre zwei Herzen ruhten ver¬
knuͤpft an einander und die Nacht umhuͤllte ſchwei¬
gend ihre ſtumme Liebe und ihre großen Gedan¬
ken. . . . .


14. Hundspoſttag.

Das philoſophiſche Arkadien — Klotildens Brief — Viktors
confessions.


Ich habe nur vorher zwei Dinge zu erklaͤren, das
unbekannte Getoͤne und das Verſchließen der Augen.
Jenes floß von einer auf die Trauerbirke gelegten
Aeols-Harfe aus: ſo oft Emanuel zu Nachts hie¬
herkam, miſchte er in die fluͤſternden Blaͤtter dieſe
abgehauchten Toͤne wie Bluͤten ein, um ſich zu er¬
heben, wenn er allein die erhabne Nacht anſah.
Die Augen that er oft vor der Sonne und dem
Monde zu, wenn ſein innerer wie ein Cherub gefluͤ¬
gelter Menſch gerade die Erlaubniß hatte, ſich in
weiche Phantaſien einzuſenken: in die fließenden
bunten Licht-Wogen, die durch die Augenlieder
drangen, tauchte er ſich dann wie in einen Zephyr
mit ſuͤßem Verſchwimmen unter und in dieſem Licht¬
bad ſog der hoͤhere Lichtmagnet in ihm Himmelslicht

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[321/0332] nicht mehr ſprechen: ihre zwei Herzen ruhten ver¬ knuͤpft an einander und die Nacht umhuͤllte ſchwei¬ gend ihre ſtumme Liebe und ihre großen Gedan¬ ken. . . . . 14. Hundspoſttag. Das philoſophiſche Arkadien — Klotildens Brief — Viktors confessions. Ich habe nur vorher zwei Dinge zu erklaͤren, das unbekannte Getoͤne und das Verſchließen der Augen. Jenes floß von einer auf die Trauerbirke gelegten Aeols-Harfe aus: ſo oft Emanuel zu Nachts hie¬ herkam, miſchte er in die fluͤſternden Blaͤtter dieſe abgehauchten Toͤne wie Bluͤten ein, um ſich zu er¬ heben, wenn er allein die erhabne Nacht anſah. Die Augen that er oft vor der Sonne und dem Monde zu, wenn ſein innerer wie ein Cherub gefluͤ¬ gelter Menſch gerade die Erlaubniß hatte, ſich in weiche Phantaſien einzuſenken: in die fließenden bunten Licht-Wogen, die durch die Augenlieder drangen, tauchte er ſich dann wie in einen Zephyr mit ſuͤßem Verſchwimmen unter und in dieſem Licht¬ bad ſog der hoͤhere Lichtmagnet in ihm Himmelslicht Heſperus. I. Th. X

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/332>, abgerufen am 24.11.2024.