Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.16. Hundsposttag. Kartoffeln-Formschneider -- Moratorien in St Lüne -- Man sollte wie der alte Fritz gern in Kleidern Eine warme Hand hob Viktors bethautes Haupt Z 2
16. Hundspoſttag. Kartoffeln-Formſchneider — Moratorien in St Luͤne — Man ſollte wie der alte Fritz gern in Kleidern Eine warme Hand hob Viktors bethautes Haupt Z 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0366" n="355"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g">16. Hundspoſttag.</hi><lb/> </head> <argument> <p rendition="#c">Kartoffeln-Formſchneider — Moratorien in St Luͤne —<lb/> Wachs-Boſſierungen — Schach nach der <hi rendition="#aq">regula falsi</hi> — die<lb/> Diſtel der Hofnung — Begleitung nach Flachſenfingen.</p> </argument><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#in">M</hi>an ſollte wie der alte <hi rendition="#g">Fritz</hi> gern in Kleidern<lb/> ſchlafen, ſobald man weiß, daß man wie Viktor und<lb/> ich, im Hemde von den Vampyren der mitternaͤcht¬<lb/> lichen Melancholie umzingelt und angefallen wird:<lb/> ſie bleiben aus, wenn man ſitzt und alles an hat; be¬<lb/> ſonders konſerviren uns Stiefel und Hut das Ge¬<lb/> fuͤhl des Tages am meiſten. — —</p><lb/> <p>Eine warme Hand hob Viktors bethautes Haupt<lb/> vom Schlaftiſch' auf und richtete es der ganzen da¬<lb/> herſchlagenden Fluth des Morgens entgegen. Seine<lb/> Augen gingen (wie allemal) unbeſchreiblich mild und<lb/> ohne Nachtwolken vor Agathen auf und uͤberſtrahlten<lb/> ſie. Aber ſie fuͤhrte ihn mit ſeinen Strahlen eilig<lb/> aus dem belaubten Dormitorium hinweg; denn er<lb/> ſollte ſich einen Friſierkamm und einen Morgenſegen<lb/> ſuchen und zweitens ſollte das Tiſchbett zu einem<lb/> Theebrett fuͤr Klotilden werden, die die <hi rendition="#g">warmen</hi><lb/> Getraͤnke gern an <hi rendition="#g">kalten</hi> Orten nahm.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Z 2<lb/></fw> </div> </body> </text> </TEI> [355/0366]
16. Hundspoſttag.
Kartoffeln-Formſchneider — Moratorien in St Luͤne —
Wachs-Boſſierungen — Schach nach der regula falsi — die
Diſtel der Hofnung — Begleitung nach Flachſenfingen.
Man ſollte wie der alte Fritz gern in Kleidern
ſchlafen, ſobald man weiß, daß man wie Viktor und
ich, im Hemde von den Vampyren der mitternaͤcht¬
lichen Melancholie umzingelt und angefallen wird:
ſie bleiben aus, wenn man ſitzt und alles an hat; be¬
ſonders konſerviren uns Stiefel und Hut das Ge¬
fuͤhl des Tages am meiſten. — —
Eine warme Hand hob Viktors bethautes Haupt
vom Schlaftiſch' auf und richtete es der ganzen da¬
herſchlagenden Fluth des Morgens entgegen. Seine
Augen gingen (wie allemal) unbeſchreiblich mild und
ohne Nachtwolken vor Agathen auf und uͤberſtrahlten
ſie. Aber ſie fuͤhrte ihn mit ſeinen Strahlen eilig
aus dem belaubten Dormitorium hinweg; denn er
ſollte ſich einen Friſierkamm und einen Morgenſegen
ſuchen und zweitens ſollte das Tiſchbett zu einem
Theebrett fuͤr Klotilden werden, die die warmen
Getraͤnke gern an kalten Orten nahm.
Z 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |