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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

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prenneur zu ändern. Da er nämlich das ganze Un¬
glück seinen Beinen verdankte, deren Fruchtgehänge
der Bauherr unter dem Gerüste sehen wollte: so
entschloß er sich, eine zweite Auflage von seinen
Beinen zu machen und sie an das Haus hängend zu
mahlen, damit der Baudirektor, wenn er unter der
Hausthüre hinauf schauete, auf den Gedanken käme,
die zwei Beine und ihre Stiefeln mahlten droben
fleißig fort. -- Und auf diesen Gedanken kam der
Bauherr auch; aber da er endlich sah, daß das
Vexirfußwerk den ganzen Tag an Einer Stelle hinge
und sich nicht fortschöbe: so wollt' er nachsehen, was
denn der Meister so lange an Einer Partie bessere
und retuschire -- und verfügte sich selber hinauf.
Droben im Vakuum ersah er leicht, daß der Mahler
da aufhöre, wo Kniestücke anfangen, beim Knie, und
daß der mangelnde Rumpf wieder saufe in einem
Alibi.

Ich verdenk' es dem Bauherrn nicht, daß er auf
dem Gerüste keine Moral aus dem Fußwerk zog: er
war zu erbost.

Ich wollte noch eine Geschichte von den Fürsten-
Portraits anstoßen, die hinter den Präsidenten in
den Sessionszimmern statt der Originale votiren --
aber ich störe den Zusammenhang; auch ist hier das.

Ende des ersten Heftleins.


prenneur zu aͤndern. Da er naͤmlich das ganze Un¬
gluͤck ſeinen Beinen verdankte, deren Fruchtgehaͤnge
der Bauherr unter dem Geruͤſte ſehen wollte: ſo
entſchloß er ſich, eine zweite Auflage von ſeinen
Beinen zu machen und ſie an das Haus haͤngend zu
mahlen, damit der Baudirektor, wenn er unter der
Hausthuͤre hinauf ſchauete, auf den Gedanken kaͤme,
die zwei Beine und ihre Stiefeln mahlten droben
fleißig fort. — Und auf dieſen Gedanken kam der
Bauherr auch; aber da er endlich ſah, daß das
Vexirfußwerk den ganzen Tag an Einer Stelle hinge
und ſich nicht fortſchoͤbe: ſo wollt' er nachſehen, was
denn der Meiſter ſo lange an Einer Partie beſſere
und retuſchire — und verfuͤgte ſich ſelber hinauf.
Droben im Vakuum erſah er leicht, daß der Mahler
da aufhoͤre, wo Knieſtuͤcke anfangen, beim Knie, und
daß der mangelnde Rumpf wieder ſaufe in einem
Alibi.

Ich verdenk' es dem Bauherrn nicht, daß er auf
dem Geruͤſte keine Moral aus dem Fußwerk zog: er
war zu erboſt.

Ich wollte noch eine Geſchichte von den Fuͤrſten-
Portraits anſtoßen, die hinter den Praͤſidenten in
den Seſſionszimmern ſtatt der Originale votiren —
aber ich ſtoͤre den Zuſammenhang; auch iſt hier das.

Ende des erſten Heftleins.


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[392/0403] prenneur zu aͤndern. Da er naͤmlich das ganze Un¬ gluͤck ſeinen Beinen verdankte, deren Fruchtgehaͤnge der Bauherr unter dem Geruͤſte ſehen wollte: ſo entſchloß er ſich, eine zweite Auflage von ſeinen Beinen zu machen und ſie an das Haus haͤngend zu mahlen, damit der Baudirektor, wenn er unter der Hausthuͤre hinauf ſchauete, auf den Gedanken kaͤme, die zwei Beine und ihre Stiefeln mahlten droben fleißig fort. — Und auf dieſen Gedanken kam der Bauherr auch; aber da er endlich ſah, daß das Vexirfußwerk den ganzen Tag an Einer Stelle hinge und ſich nicht fortſchoͤbe: ſo wollt' er nachſehen, was denn der Meiſter ſo lange an Einer Partie beſſere und retuſchire — und verfuͤgte ſich ſelber hinauf. Droben im Vakuum erſah er leicht, daß der Mahler da aufhoͤre, wo Knieſtuͤcke anfangen, beim Knie, und daß der mangelnde Rumpf wieder ſaufe in einem Alibi. Ich verdenk' es dem Bauherrn nicht, daß er auf dem Geruͤſte keine Moral aus dem Fußwerk zog: er war zu erboſt. Ich wollte noch eine Geſchichte von den Fuͤrſten- Portraits anſtoßen, die hinter den Praͤſidenten in den Seſſionszimmern ſtatt der Originale votiren — aber ich ſtoͤre den Zuſammenhang; auch iſt hier das. Ende des erſten Heftleins.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/403>, abgerufen am 21.11.2024.