sich alles vor uns Prinzessinnenräubern und Obstdie¬ ben scheuet, -- bis sie fixiret sind. Indessen ist weder Einsamkeit -- welche nur zu einer ungeprüf¬ ten Unschuld führt, die zwar nicht vor dem Libertin aber doch vor dem Heuchler fällt -- die rechte Kron¬ wache um ein weibliches Herz, noch Gesellschaft, noch Arbeitsamkeit -- sonst sänke kein Landmädgen -- noch gute Lehren -- denn diese sind in jedem Mund und in jeder Lesebibliothek zu haben: -- sondern diese vier ersten und letzten Dinge auf einmal thuns, die sich sämtlich entbehren, vereinigen und ersetzen lassen durch eine tugendhafte weise Mutter.
N.
Namen der Großen. Da sie wie Rezensen¬ ten ihren Namen bei ihren außerehelichen Meßpro¬ dukten, Gelegenheitsschriften und pieces fugitives verhehlen, die sich nicht sowohl selber legitimiren als legitimirt werden vom Fürsten: so sollte man den¬ ken, sie wollten ihren natürlichen Kindern den Rang der Pasquille geben, deren Verfasser zweierlei thun muß: erstlich seinen Namen verschweigen, zweitens sie vervielfältigen. Aber da sie ihre Kinder der 30ten Ehe am Ende doch adoptiren, wenn sie und jene alt geworden: so hat man nicht viel daraus zu machen, daß sie den Zeisigen nachahmen, die wie man sagt ihrem Neste und dessen Insaßen durch ei¬
ſich alles vor uns Prinzeſſinnenraͤubern und Obſtdie¬ ben ſcheuet, — bis ſie fixiret ſind. Indeſſen iſt weder Einſamkeit — welche nur zu einer ungepruͤf¬ ten Unſchuld fuͤhrt, die zwar nicht vor dem Libertin aber doch vor dem Heuchler faͤllt — die rechte Kron¬ wache um ein weibliches Herz, noch Geſellſchaft, noch Arbeitſamkeit — ſonſt ſaͤnke kein Landmaͤdgen — noch gute Lehren — denn dieſe ſind in jedem Mund und in jeder Leſebibliothek zu haben: — ſondern dieſe vier erſten und letzten Dinge auf einmal thuns, die ſich ſaͤmtlich entbehren, vereinigen und erſetzen laſſen durch eine tugendhafte weiſe Mutter.
N.
Namen der Großen. Da ſie wie Rezenſen¬ ten ihren Namen bei ihren außerehelichen Meßpro¬ dukten, Gelegenheitsſchriften und pieces fugitives verhehlen, die ſich nicht ſowohl ſelber legitimiren als legitimirt werden vom Fuͤrſten: ſo ſollte man den¬ ken, ſie wollten ihren natuͤrlichen Kindern den Rang der Pasquille geben, deren Verfaſſer zweierlei thun muß: erſtlich ſeinen Namen verſchweigen, zweitens ſie vervielfaͤltigen. Aber da ſie ihre Kinder der 30ten Ehe am Ende doch adoptiren, wenn ſie und jene alt geworden: ſo hat man nicht viel daraus zu machen, daß ſie den Zeiſigen nachahmen, die wie man ſagt ihrem Neſte und deſſen Inſaßen durch ei¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0131"n="121"/>ſich alles vor uns Prinzeſſinnenraͤubern und Obſtdie¬<lb/>
ben ſcheuet, — bis ſie <hirendition="#g">fixiret</hi>ſind. Indeſſen iſt<lb/>
weder Einſamkeit — welche nur zu einer ungepruͤf¬<lb/>
ten Unſchuld fuͤhrt, die zwar nicht vor dem Libertin<lb/>
aber doch vor dem Heuchler faͤllt — die rechte Kron¬<lb/>
wache um ein weibliches Herz, noch Geſellſchaft,<lb/>
noch Arbeitſamkeit —ſonſt ſaͤnke kein Landmaͤdgen —<lb/>
noch gute Lehren — denn dieſe ſind in jedem Mund<lb/>
und in jeder Leſebibliothek zu haben: —ſondern<lb/>
dieſe vier erſten und letzten Dinge auf einmal thuns,<lb/>
die ſich ſaͤmtlich entbehren, vereinigen und erſetzen<lb/>
laſſen durch eine tugendhafte weiſe Mutter.</p><lb/></div><divn="3"><head>N.<lb/></head><p><hirendition="#g">Namen der Großen</hi>. Da ſie wie Rezenſen¬<lb/>
ten ihren Namen bei ihren außerehelichen Meßpro¬<lb/>
dukten, Gelegenheitsſchriften und <hirendition="#aq">pieces fugitives</hi><lb/>
verhehlen, die ſich nicht ſowohl ſelber legitimiren als<lb/>
legitimirt werden vom Fuͤrſten: ſo ſollte man den¬<lb/>
ken, ſie wollten ihren natuͤrlichen Kindern den Rang<lb/>
der Pasquille geben, deren Verfaſſer zweierlei thun<lb/>
muß: erſtlich ſeinen Namen verſchweigen, zweitens<lb/>ſie vervielfaͤltigen. Aber da ſie ihre Kinder der<lb/>
30ten Ehe am Ende doch adoptiren, wenn ſie und<lb/>
jene alt geworden: ſo hat man nicht viel daraus zu<lb/>
machen, daß ſie den Zeiſigen nachahmen, die wie<lb/>
man ſagt ihrem Neſte und deſſen Inſaßen durch ei¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[121/0131]
ſich alles vor uns Prinzeſſinnenraͤubern und Obſtdie¬
ben ſcheuet, — bis ſie fixiret ſind. Indeſſen iſt
weder Einſamkeit — welche nur zu einer ungepruͤf¬
ten Unſchuld fuͤhrt, die zwar nicht vor dem Libertin
aber doch vor dem Heuchler faͤllt — die rechte Kron¬
wache um ein weibliches Herz, noch Geſellſchaft,
noch Arbeitſamkeit — ſonſt ſaͤnke kein Landmaͤdgen —
noch gute Lehren — denn dieſe ſind in jedem Mund
und in jeder Leſebibliothek zu haben: — ſondern
dieſe vier erſten und letzten Dinge auf einmal thuns,
die ſich ſaͤmtlich entbehren, vereinigen und erſetzen
laſſen durch eine tugendhafte weiſe Mutter.
N.
Namen der Großen. Da ſie wie Rezenſen¬
ten ihren Namen bei ihren außerehelichen Meßpro¬
dukten, Gelegenheitsſchriften und pieces fugitives
verhehlen, die ſich nicht ſowohl ſelber legitimiren als
legitimirt werden vom Fuͤrſten: ſo ſollte man den¬
ken, ſie wollten ihren natuͤrlichen Kindern den Rang
der Pasquille geben, deren Verfaſſer zweierlei thun
muß: erſtlich ſeinen Namen verſchweigen, zweitens
ſie vervielfaͤltigen. Aber da ſie ihre Kinder der
30ten Ehe am Ende doch adoptiren, wenn ſie und
jene alt geworden: ſo hat man nicht viel daraus zu
machen, daß ſie den Zeiſigen nachahmen, die wie
man ſagt ihrem Neſte und deſſen Inſaßen durch ei¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/131>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.