"den Fetspopel angebissen: entweder hier auf diesem "Pfefferkuchen ist der Tempel des Ruhms und das "Bette der Ehren für deutsche Autores, oder es "giebt gar keinen Ruhm. Wann ist es Zeit, sobald "es nicht jetzt ist, es von den Deutschen zu erwar¬ "ten, daß sie Gesichter ihrer größten Männer "nehmen und poussiren in Eswaaren, weil doch der "Magen das größte deutsche Glied ist? Wenn der "Grieche unter lauter Statuen grosser Männer "wohnte und dadurch auch einer wurde: so würde der "Wiener, wenn er die größten Köpfe immer vor Augen "und auf dem hätte, in Enthusiasmus gera¬ "then und wetteifern, um sich und sein Gesicht auch "auf Pfeffer- und andern Kuchen, Pasteten und "Krapfen zu schwingen. Meusels gelehrtes Deutsch¬ "land wäre in Backwerk nachzudrucken -- man könn¬ "te grosse Helden auf Kommisbrod nachbosseln, um "die gemeine Soldateska in Feuer zu setzen und in "Hunger nach Ruhm -- grosse Dichter würd' ich "auf Brautkuchen abreissen in eingelegten Bild¬ "werk und Heraldiker von Genie auf Haferbrod -- "von Autoren für Weiber wären süsse Projekzionen "in Zuckerwerk zu entwerfen -- Geschähe das: so "würden Köpfe wie Haman oder Liskov allgemeiner "von den Deutschen goutiret in solcher Einkleidung; "und mancher Gelehrte, der kein Brod zu essen hät¬ "te, würde eines doch verzieren; und man hätte
»den Fetspopel angebiſſen: entweder hier auf dieſem »Pfefferkuchen iſt der Tempel des Ruhms und das »Bette der Ehren fuͤr deutſche Autores, oder es »giebt gar keinen Ruhm. Wann iſt es Zeit, ſobald »es nicht jetzt iſt, es von den Deutſchen zu erwar¬ »ten, daß ſie Geſichter ihrer groͤßten Maͤnner »nehmen und pouſſiren in Eswaaren, weil doch der »Magen das groͤßte deutſche Glied iſt? Wenn der »Grieche unter lauter Statuen groſſer Maͤnner »wohnte und dadurch auch einer wurde: ſo wuͤrde der »Wiener, wenn er die groͤßten Koͤpfe immer vor Augen »und auf dem haͤtte, in Enthuſiasmus gera¬ »then und wetteifern, um ſich und ſein Geſicht auch »auf Pfeffer- und andern Kuchen, Paſteten und »Krapfen zu ſchwingen. Meuſels gelehrtes Deutſch¬ »land waͤre in Backwerk nachzudrucken — man koͤnn¬ »te groſſe Helden auf Kommisbrod nachboſſeln‚ um »die gemeine Soldateska in Feuer zu ſetzen und in »Hunger nach Ruhm — groſſe Dichter wuͤrd' ich »auf Brautkuchen abreiſſen in eingelegten Bild¬ »werk und Heraldiker von Genie auf Haferbrod — »von Autoren fuͤr Weiber waͤren ſuͤſſe Projekzionen »in Zuckerwerk zu entwerfen — Geſchaͤhe das: ſo »wuͤrden Koͤpfe wie Haman oder Liskov allgemeiner »von den Deutſchen goutiret in ſolcher Einkleidung; »und mancher Gelehrte, der kein Brod zu eſſen haͤt¬ »te, wuͤrde eines doch verzieren; und man haͤtte
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»den Fetspopel angebiſſen: entweder hier auf dieſem
»Pfefferkuchen iſt der Tempel des Ruhms und das
»Bette der Ehren fuͤr deutſche Autores, oder es
»giebt gar keinen Ruhm. Wann iſt es Zeit, ſobald
»es nicht jetzt iſt, es von den Deutſchen zu erwar¬
»ten, daß ſie Geſichter ihrer groͤßten Maͤnner
»nehmen und pouſſiren in Eswaaren, weil doch der
»Magen das groͤßte deutſche Glied iſt? Wenn der
»Grieche unter lauter Statuen groſſer Maͤnner
»wohnte und dadurch auch einer wurde: ſo wuͤrde der
»Wiener, wenn er die groͤßten Koͤpfe immer vor Augen
»und auf dem haͤtte, in Enthuſiasmus gera¬
»then und wetteifern, um ſich und ſein Geſicht auch
»auf Pfeffer- und andern Kuchen, Paſteten und
»Krapfen zu ſchwingen. Meuſels gelehrtes Deutſch¬
»land waͤre in Backwerk nachzudrucken — man koͤnn¬
»te groſſe Helden auf Kommisbrod nachboſſeln‚ um
»die gemeine Soldateska in Feuer zu ſetzen und in
»Hunger nach Ruhm — groſſe Dichter wuͤrd' ich
»auf Brautkuchen abreiſſen in eingelegten Bild¬
»werk und Heraldiker von Genie auf Haferbrod —
»von Autoren fuͤr Weiber waͤren ſuͤſſe Projekzionen
»in Zuckerwerk zu entwerfen — Geſchaͤhe das: ſo
»wuͤrden Koͤpfe wie Haman oder Liskov allgemeiner
»von den Deutſchen goutiret in ſolcher Einkleidung;
»und mancher Gelehrte, der kein Brod zu eſſen haͤt¬
»te, wuͤrde eines doch verzieren; und man haͤtte
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/14>, abgerufen am 21.11.2024.
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