Klima weit beständiger ist als man vorgiebt. Im Kabinet waren noch zwei Narren da, die mir mein Korrespondent nicht einmal nennt, weil sie, glaubt er, hinlänglich unterschieden und signirt wären, wenn ich den einen den wohlriechenden Narren nennte und den andern den seinen.
Beide Narren umsummten die Schöne. Ueber¬ haupt so oft ich Narren in großen Parthien studiren wollte, sah ich mich ordentlicher Weise nach einer großen Schönheit um; -- diese umsaßen sie wie Wespen eine Obstfrau. Und wenn ich sonst keine Ursache hätte, -- ich habe sie aber, -- um die schönste Frau zu ehelichen: so thät' ichs schon darum, damit ich immer die Bienenkönigin in der holen Hand sitzend hielte, der der ganze närrische Immen¬ schwarm nachbrauste. Ich und meine Frau würden dann den Kerln in Lissabon gleichen, die, in den Händen mit einem Stänglein angeketteter Papagaien, an den Füßen mit einer Kuppel nachhüpfender Af¬ fen, durch die Gassen ziehen und ihr tolles Perso¬ nale feilbieten.
Der wohlriechende Narr, der heute in der Son¬ nenseite Joachimens war, las der Mutter vor -- der feine, der in der Wetterseite war, stand ne¬ ben Joachime und schien sich nichts um ihr Wet¬ terkühlen zu scheeren. Viktor stand als Uebergang von der heissen Zone in die kalte da und stellte die
Klima weit beſtaͤndiger iſt als man vorgiebt. Im Kabinet waren noch zwei Narren da, die mir mein Korreſpondent nicht einmal nennt, weil ſie, glaubt er, hinlaͤnglich unterſchieden und ſignirt waͤren, wenn ich den einen den wohlriechenden Narren nennte und den andern den ſeinen.
Beide Narren umſummten die Schoͤne. Ueber¬ haupt ſo oft ich Narren in großen Parthien ſtudiren wollte, ſah ich mich ordentlicher Weiſe nach einer großen Schoͤnheit um; — dieſe umſaßen ſie wie Weſpen eine Obſtfrau. Und wenn ich ſonſt keine Urſache haͤtte, — ich habe ſie aber, — um die ſchoͤnſte Frau zu ehelichen: ſo thaͤt' ichs ſchon darum, damit ich immer die Bienenkoͤnigin in der holen Hand ſitzend hielte, der der ganze naͤrriſche Immen¬ ſchwarm nachbrauſte. Ich und meine Frau wuͤrden dann den Kerln in Liſſabon gleichen, die, in den Haͤnden mit einem Staͤnglein angeketteter Papagaien, an den Fuͤßen mit einer Kuppel nachhuͤpfender Af¬ fen, durch die Gaſſen ziehen und ihr tolles Perſo¬ nale feilbieten.
Der wohlriechende Narr, der heute in der Son¬ nenſeite Joachimens war, las der Mutter vor — der feine, der in der Wetterſeite war, ſtand ne¬ ben Joachime und ſchien ſich nichts um ihr Wet¬ terkuͤhlen zu ſcheeren. Viktor ſtand als Uebergang von der heiſſen Zone in die kalte da und ſtellte die
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Klima weit beſtaͤndiger iſt als man vorgiebt. Im
Kabinet waren noch zwei Narren da, die mir mein
Korreſpondent nicht einmal nennt, weil ſie, glaubt
er, hinlaͤnglich unterſchieden und ſignirt waͤren, wenn
ich den einen den wohlriechenden Narren nennte und
den andern den ſeinen.
Beide Narren umſummten die Schoͤne. Ueber¬
haupt ſo oft ich Narren in großen Parthien ſtudiren
wollte, ſah ich mich ordentlicher Weiſe nach einer
großen Schoͤnheit um; — dieſe umſaßen ſie wie
Weſpen eine Obſtfrau. Und wenn ich ſonſt keine
Urſache haͤtte, — ich habe ſie aber, — um die
ſchoͤnſte Frau zu ehelichen: ſo thaͤt' ichs ſchon darum,
damit ich immer die Bienenkoͤnigin in der holen
Hand ſitzend hielte, der der ganze naͤrriſche Immen¬
ſchwarm nachbrauſte. Ich und meine Frau wuͤrden
dann den Kerln in Liſſabon gleichen, die, in den
Haͤnden mit einem Staͤnglein angeketteter Papagaien,
an den Fuͤßen mit einer Kuppel nachhuͤpfender Af¬
fen, durch die Gaſſen ziehen und ihr tolles Perſo¬
nale feilbieten.
Der wohlriechende Narr, der heute in der Son¬
nenſeite Joachimens war, las der Mutter vor —
der feine, der in der Wetterſeite war, ſtand ne¬
ben Joachime und ſchien ſich nichts um ihr Wet¬
terkuͤhlen zu ſcheeren. Viktor ſtand als Uebergang
von der heiſſen Zone in die kalte da und ſtellte die
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/153>, abgerufen am 18.12.2024.
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