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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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ihn, weil das nicht geschah, mit zu seiner Mutter
zu gehen "weil heute bei der Fürstin großes Souper
"sey, bei seiner Mutter aber kein Mensch" d. h.
kaum über neun Personen. Viktor zog also -- es that
heute nichts, daß die Augen-Rekonvaleszentin fehlte
-- gern in die Schleunessche Nürnbergische Kon¬
vertitenbibliothek
von Töchtern hinein hinter
dem zärtlichen Jonathan-Orest-Maz, den er über¬
haupt aus Schonung für ihren allgemeinen Freund
Flamin toleranter behandelte. Die Menschen as¬
soziiren sich wie die Ideen eben so oft nach der
Gleichzeitigkeit als Aehnlichkeit; und aus
der Wahl der Bekannten ist eben so wenig etwas
auf den Karakter des Mannes zu schließen als auf
einer Frau ihren aus der Wahl des Gatten. Maz
präsentirte ihn seiner Mutter im Lesekabinet, da ihr
gerade aus einem englischen Autor vorgelesen wurde,
mit den Worten: hier bring' ich Ihnen einen ganz
lebendigen Engländer. Joachime las in einem Kata¬
log -- es war kein Bücher-sondern ein Nelkenblät¬
terkatalog -- um sich einige Nelken auszusuchen,
nicht um sie zu pflanzen sondern um sie nachzuma¬
chen -- in Seide. Sie haßte Blumen, die wuchsen.
Ihr Bruder sagte aus Ironie: "sie haßte die Ver¬
"änderlichkeit sogar an einer Blume." Denn sie
liebte sie sogar an Liebhabern; und unterschied sich
ganz vom April, der wie die Weiber in unserem

ihn, weil das nicht geſchah, mit zu ſeiner Mutter
zu gehen »weil heute bei der Fuͤrſtin großes Souper
»ſey, bei ſeiner Mutter aber kein Menſch« d. h.
kaum uͤber neun Perſonen. Viktor zog alſo — es that
heute nichts, daß die Augen-Rekonvaleszentin fehlte
— gern in die Schleunesſche Nuͤrnbergiſche Kon¬
vertitenbibliothek
von Toͤchtern hinein hinter
dem zaͤrtlichen Jonathan-Oreſt-Maz, den er uͤber¬
haupt aus Schonung fuͤr ihren allgemeinen Freund
Flamin toleranter behandelte. Die Menſchen aſ¬
ſoziiren ſich wie die Ideen eben ſo oft nach der
Gleichzeitigkeit als Aehnlichkeit; und aus
der Wahl der Bekannten iſt eben ſo wenig etwas
auf den Karakter des Mannes zu ſchließen als auf
einer Frau ihren aus der Wahl des Gatten. Maz
praͤſentirte ihn ſeiner Mutter im Leſekabinet, da ihr
gerade aus einem engliſchen Autor vorgeleſen wurde,
mit den Worten: hier bring' ich Ihnen einen ganz
lebendigen Englaͤnder. Joachime las in einem Kata¬
log — es war kein Buͤcher-ſondern ein Nelkenblaͤt¬
terkatalog — um ſich einige Nelken auszuſuchen,
nicht um ſie zu pflanzen ſondern um ſie nachzuma¬
chen — in Seide. Sie haßte Blumen, die wuchſen.
Ihr Bruder ſagte aus Ironie: »ſie haßte die Ver¬
»aͤnderlichkeit ſogar an einer Blume.« Denn ſie
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[142/0152] ihn, weil das nicht geſchah, mit zu ſeiner Mutter zu gehen »weil heute bei der Fuͤrſtin großes Souper »ſey, bei ſeiner Mutter aber kein Menſch« d. h. kaum uͤber neun Perſonen. Viktor zog alſo — es that heute nichts, daß die Augen-Rekonvaleszentin fehlte — gern in die Schleunesſche Nuͤrnbergiſche Kon¬ vertitenbibliothek von Toͤchtern hinein hinter dem zaͤrtlichen Jonathan-Oreſt-Maz, den er uͤber¬ haupt aus Schonung fuͤr ihren allgemeinen Freund Flamin toleranter behandelte. Die Menſchen aſ¬ ſoziiren ſich wie die Ideen eben ſo oft nach der Gleichzeitigkeit als Aehnlichkeit; und aus der Wahl der Bekannten iſt eben ſo wenig etwas auf den Karakter des Mannes zu ſchließen als auf einer Frau ihren aus der Wahl des Gatten. Maz praͤſentirte ihn ſeiner Mutter im Leſekabinet, da ihr gerade aus einem engliſchen Autor vorgeleſen wurde, mit den Worten: hier bring' ich Ihnen einen ganz lebendigen Englaͤnder. Joachime las in einem Kata¬ log — es war kein Buͤcher-ſondern ein Nelkenblaͤt¬ terkatalog — um ſich einige Nelken auszuſuchen, nicht um ſie zu pflanzen ſondern um ſie nachzuma¬ chen — in Seide. Sie haßte Blumen, die wuchſen. Ihr Bruder ſagte aus Ironie: »ſie haßte die Ver¬ »aͤnderlichkeit ſogar an einer Blume.« Denn ſie liebte ſie ſogar an Liebhabern; und unterſchied ſich ganz vom April, der wie die Weiber in unſerem

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/152>, abgerufen am 21.11.2024.